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Blutnetz

Blutnetz

Titel: Blutnetz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler , Justin Scott
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in seinem Saloon. Die Leute erzählten sich, bei Tageslicht wäre Tommy schon seit Jahren nicht mehr aus seinem Loch herausgekommen. Der Junge ging hinaus, um sich ein zweites Leberwurstbrot zu holen, und als er zurückkam, klingelte das Telefon. Commodore Tommy raste vor Zorn, dass er ihn hatte warten lassen. Als er seine Schimpftirade beendet hatte, berichtete ihm der Junge von Isaac Beils Stadtrundgang, angefangen in der Mitte der Brooklyn Bridge.
    »Wo ist er im Augenblick?«
    »In der Maiden Lane.«

27
    In einem Zustand tiefer Verwirrung verließ Isaac Bell den vierten Juwelierladen, den er in der letzten Stunde betreten hatte. Er hatte noch Zeit für den Besuch von zwei weiteren, ehe er den Weg in die Stadt zum Knickerbocker Hotel einschlug, um Abbington-Westlake gründlich auf den Zahn zu fühlen.
    »Schuheputzen, Sir?«
    »Keine schlechte Idee.«
    Er lehnte sich mit dem Rücken an die Hauswand und überließ seinen linken Stiefel den mit Schuhcreme verschmierten Händen des mageren Jungen mit der Holzkiste. Seine Gedanken befanden sich in einem wilden Tanz. Er war gleichzeitig darüber informiert worden, dass ein in Platin eingefasster Diamant »das einzige angemessene Schmuckstück ist, um einer Frau das Gefühl zu vermitteln, sie sei ordnungsgemäß verlobt«, und dass ein größerer in Gold gefasster Halbedelstein als »höchst elegant angesehen« werde. Vor allem im Vergleich mit einem kleinen Diamanten. Wobei sogar ein kleiner Diamant als »annehmbares Symbol des Verlobtseins« betrachtet werden konnte.
    »Den anderen Fuß, Sir.«
    Bell zog das Wurfmesser heraus, verbarg es in der Handfläche und ließ den Jungen seinen rechten Stiefel polieren.
    »Herrscht hier unten immer so viel Betrieb?«
    »Mai und Juni sind die Hochzeitsmonate«, antwortete der Junge, ohne von dem Tuch aufzublicken, das er so schnell hin und her bewegte, dass es einem vor den Augen verschwamm.
    »Wie viel?«, fragte Bell, als der Junge sein Werk vollendet hatte und die Stiefel spiegelblank glänzten.
    »Einen Nickel.«
    »Da hast du einen Dollar.«
    »Darauf kann ich nicht rausgeben, Mister.«
    »Behalt es. Du hast deine Sache gut gemacht.«
    Der Junge starrte ihn seltsam an. Offenbar wollte er etwas sagen.
    »Was ist los?«, fragte Bell. »Ist alles in Ordnung, mein Sohn?«
    Der Junge öffnete den Mund. Er schaute sich um und ergriff plötzlich seinen Kasten und rannte los, wich Passanten aus und verschwand um die nächste Ecke. Bell zuckte die Achseln und versuchte sein Glück im nächsten Juwelierladen, Solomon Barlowe, ein kleineres Geschäft im Parterre eines fünfstöckigen Gebäudes in pseudo-italienischem Baustil mit Gusseisenfassade. Barlowe taxierte ihn mit stechenden braunen Augen, die so misstrauisch blickten wie die eines Untersuchungsrichters.
    »Ich suche einen Verlobungsring. Ich denke, er sollte mit einem Brillanten besetzt sein.«
    »Dachten Sie an einen Solitär oder an mehrere kleine Steine?«
    »Was würden Sie empfehlen?«
    »Falls es eine Preisfrage ist, dürfte natürlich ...«
    »Gehen Sie davon aus, dass dies nicht der Fall ist«, knurrte Bell ungehalten.
    »Ah! Ich sehe schon, Sir, Sie sind ein Mann mit Stil und Geschmack. Schauen wir uns doch mal einige Steine an. Vielleicht ist ja etwas dabei, das Ihren Vorstellungen entspricht.« Der Juwelier schloss eine Vitrine auf und stellte ein mit schwarzem Samt ausgekleidetes Tablett zwischen ihnen auf die Theke.
    Bell stieß einen anerkennenden Pfiff aus. »Ich habe Kinder schon mit Murmeln spielen sehen, die viel kleiner sind.«
    »Wir haben zum Glück eine sehr gute Quelle. Wir importieren selbst. Normalerweise könnte ich Ihnen eine größere Auswahl zeigen, aber wir stehen kurz vor den Hochzeitsmonaten, und die schönsten Stücke wurden bereits verkauft.«
    »Mit anderen Worten: Kaufen Sie schnell, ehe es zu spät ist?«
    »Nur wenn Sie den Ring sofort brauchen. Steht Ihre Hochzeit denn unmittelbar bevor?«
    »Ich denke nein«, antwortete Bell. »Wir sind keine Kinder mehr und haben beide viel zu tun. Andererseits möchte ich gerne Nägel mit Köpfen machen.«
    »Ein großer Solitär mit einzigartiger Farbe wäre für einen solchen Fall genau das Richtige, Sir. Hier, zum Beispiel ...«
    Die Tür ging auf, und ein gediegen gekleideter Gentleman in Beils Alter betrat Barlowes Geschäft, in der Hand einen Gehstock mit einem goldenen Knauf, der mit Schmucksteinen besetzt war. Er kam Bell vage bekannt vor, aber der Detektiv konnte ihn nicht genau einordnen. Es

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