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Blutnetz

Blutnetz

Titel: Blutnetz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler , Justin Scott
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geschah selten, dass er sich an ein Gesicht nicht erinnern konnte, und er vermutete, dass es nur dann geschah, wenn er jemanden vorher in einer völlig anderen als in der vertrauten Umgebung gesehen hatte. Ihm war, als wären sie einander zufällig in einem Saloon in Wyoming oder bei einem Boxkampf in Chicago begegnet. Er war ganz eindeutig kein verzweifelter Junggeselle. Nichts in seinem Auftreten wies auf einen potentiellen Käufer hin, wogegen auch sein selbstsicheres Lächeln sprach.
    »Mr Riker!«, rief Barlowe aus. »Das ist aber eine schöne Überraschung.« An Bell gewandt, sagte er: »Entschuldigen Sie mich für einen Moment, Sir, ich bin gleich wieder bei Ihnen.«
    »Nein, nein«, wehrte Riker ab. »Lassen Sie sich durch mich nicht bei einem Verkaufsgespräch stören.«
    Barlowe sagte: »Aber ich hatte soeben mit meinem Kunden über Sie gesprochen. Er wünscht sich etwas Besonderes und hat noch genug Zeit, um danach zu suchen.«
    Er wandte sich wieder an Bell. »Dies ist der Gentleman, den ich gerade erwähnt habe, unser Edelsteinlieferant. Mr Erhard Riker von Riker & Riker. Wir haben Glück, Sir. Wenn Mr Riker keinen passenden Stein für Sie findet, dann gibt es ihn nicht. Er ist der beste Lieferant der schönsten Edelsteine der Welt.«
    »Du lieber Gott, Barlowe«, meinte Riker lächelnd. »Bei Ihrem überschwänglichen Lob wird Ihr Kunde ja noch Wunder von mir erwarten. Dabei bin ich nur ein einfacher Kaufmann.«
    Riker sprach mit einem englischen Akzent ähnlich Abbington-Westlakes aristokratisch gedehntem Tonfall, aber die Farbe seines Mantels verriet Bell, dass er Deutscher war. Es war ein Chesterfield mit traditionellem schwarzem Samtkragen. Der Chesterfield eines Engländers oder Amerikaners wäre aus dunkelblauem oder anthrazitgrauem Stoff geschneidert gewesen. Rikers Mantel hingegen war lodengrün.
    Riker streifte seine Handschuhe ab, wechselte den Gehstock in die linke Hand und streckte die rechte aus. »Guten Tag, Sir. Wie Sie eben gehört haben, ich bin Erhard Riker.« »Isaac Bell.«
    Sie gaben sich die Hand. Riker hatte einen kräftigen Händedruck.
    »Wenn Sie es gnädigerweise gestatten, würde ich gerne den perfekten Edelstein für Ihre Verlobte suchen. Welche Farbe haben die Augen der Lady?«
    »Korallenmeergrün.«
    »Und ihr Haar?«
    »Ihr Haar ist blond. So hell wie Stroh.«
    »Ihr Lachen liefert mir eine Vorstellung von ihrer Schönheit.«
    »Multiplizieren Sie sie mit zehn.«
    Riker verbeugte sich, wie es in Europa üblich war. »In diesem Fall werde ich bestenfalls einen Edelstein finden, der nur annähernd ihrer Schönheit entspricht.«
    »Vielen Dank«, sagte Bell. »Sie sind zu gütig. Haben wir uns schon früher mal getroffen? Ihr Gesicht kommt mir bekannt vor.«
    »Wir wurden einander nicht vorgestellt«, erwiderte Riker. »Aber auch ich erkenne Sie wieder. Ich glaube, es war in Camden, New Jersey, erst am Anfang dieser Woche.«
    »Beim Stapellauf der Michigan] Natürlich. Jetzt erinnere ich mich. Sie haben dem Werftinhaber das Geschenk gegeben, das er dann der jungen Dame überreichte, die die Schiffstaufe vornahm.«
    »Ich habe einen meiner Kunden in Newark vertreten, der den Schmuckanhänger mit meinen Edelsteinen verziert hat.«
    »Also, ist das nicht ein ganz erstaunlicher Zufall?«, rief Solomon Barlowe.
    »Zwei Zufälle«, korrigierte Isaac Bell den Juwelier. »Erst kam Mr Riker zufälligerweise hierher, als ich nach einem besonders schönen Brillanten suchte. Zum Zweiten stellte sich heraus, dass wir am vergangenen Montag an derselben Schiffstaufe teilgenommen haben.«
    »Als stünde es in den Sternen geschrieben!« Riker lachte. »Oder sollte ich lieber von Diamanten sprechen? Denn was sind Diamanten anderes als Sterne, die von Menschen getragen werden? Meine Suche beginnt in diesem Moment! Haben Sie keine Hemmungen, bei mir nachzufragen, Mr Bell. Wenn ich in New York zu tun habe, steige ich immer im Waldorf-Astoria ab. Und wenn ich reise, leitet das Hotel sämtliche Post an mich weiter.«
    »Mich erreichen Sie im Yale Club«, sagte Bell und gab ihm seine Visitenkarte.
    Jedem Angestellten bei Van Dorn, vom Lehrling bis hinauf zum Chefermittler, wurde bereits am ersten Tag, an dem er zu seiner Arbeit antrat, eingebläut, dass Zufalle als etwas Schuldhaftes zu betrachten seien, bis sich ihre Unschuld erwiesen habe. Bell bat die Rechercheabteilung, Informationen über die Edelsteinimporteure Riker & Riker einzuholen. Dann lieferte er seine Kamera ab. Der darin belichtete

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