Blutrausch
wieder auf.
– Coole Sau. Wie heißt du, coole Sau?
Ich sehe den Friseur an.
– Oben bitte möglichst lang lassen.
Ich sehe Digga an.
– Pitt.
– Oh! Krass!
Er klatscht in die Hände.
– Pitt. Joe Motherfucker Pitt. Du bist doch Terry Birds Nutte. Sein unabhängiges Schoßhündchen, hab ich recht? Die ganze Scheiße wird immer merkwürdiger. Wieso hat dich Bird hier raufgeschickt? Der verschissene Hippiearsch sollte doch wissen, dass er ohne Genehmigung keinen Unabhängigen hier raufschicken kann.
– Er hat mich nicht geschickt.
– Aha. Du bist also auf eigene Rechung hier raufspaziert. Willst dir die Sehenswürdigkeiten angucken oder was?
– Ich hab gehört, das Hühnchen und die Waffeln wären hier ganz exzellent.
Der Friseur hört auf zu schneiden.
Digga schürzt die Lippen.
– Was hast du grade gesagt?
– Ich hab von dem Hühnchen und den Waffeln gesprochen.
– Du bewegst dich auf ganz dünnem Eis, Wichser. Das Gerede von dem Hühnchen ist ganz dünnes Eis für einen Motherfucker wie dich.
– Tut mir leid.
– Sollte es auch.
– Von den Wassermelonen ganz zu schweigen. Ist gerade Saison?
Seine Augen treten aus den Höhlen.
– Oha. Das hast du eben nicht wirklich gesagt.
Er deutet auf den Friseur.
– Fertig?
Der Friseur sieht sich meinen Kopf an.
– Auf jeden Fall nicht schlimmer als vorher.
Digga wedelt ihm mit der Hand zu.
– Lass bleiben, lass bleiben. Seif den Motherfucker ein und verpass ihm ’ne scharfe Rasur.
Der Friseur legt seine Schere weg, rührt mit dem Rasierpinsel in einer alten Kaffeetasse herum und fängt an, meine Wangen und meinen Hals mit Rasierschaum einzuschmieren.
Digga dreht mir den Rücken zu und sieht wieder in den Spiegel. Er fährt mit dem kleinen Finger über die Enden seines Schnurrbarts.
– Wassermelonensaison. Wirklich, übelster Rassistenhumor der alten Schule. Bist du ein Rassist, Pitt?
Der Friseur legt seinen Zeigefinger auf die Spitze meines Kinns und drückt meinen Kopf nach hinten.
– Eigentlich nicht. Ich hab nur was gegen Arschlöcher.
– Motherfucker!
Er reißt dem Friseur die Rasierklinge aus der Hand, schiebt ihn zur Seite und hält mir die Klinge an die Kehle.
– Jetzt sag bloß noch mal Arschloch, Motherfucker. Erzähl mir, was du hier willst. Und zwar jetzt . Ich will wissen, warum du hier bist, und wieso der Scheißgorilla hinter dir her war. Ob du für Predo oder Bird die Beine breit machst, ist mir scheißegal. Mach einfach das Maul auf, Motherfucker. Aber reiß es nicht zu weit auf, sonst schlitzt du dir selbst die Kehle auf, bevor ich’s machen kann.
– Predo hat nichts damit zu tun.
– Ach, auf einmal kennst du ihn doch, ja?
– Bird auch nicht.
– Wer dann?
– Ich bin auf eigene Faust hier.
Er drückt ein bisschen fester gegen die Klinge. Ich spüre, wie meine Haut aufreißt und mir Blut den Hals hinunterläuft.
– Auf eigene Faust. Ein Unabhängiger, der durchs ganze Koalitionsterritorium fährt und dann auch noch auf eigene Faust im Hood herumgeistert. Bullshit.
– Tja, ist aber so.
– Hast du jemand, der den Scheiß bestätigen kann? Hält da jemand den Kopf für hin? Gibt’s da einen Bruder, der dich deckt?
Ich sage nichts. Ich habe auch nichts zu sagen.
– Ist das deine Antwort, Kumpel? Hast du keinen Namen für mich in petto?
Die Klinge dringt tiefer ein und berührt leicht das Knorpelgewebe um meine Speiseröhre.
Ich nenne ihm den einzigen Namen, den ich habe.
– Chubby Freeze.
Er vermindert ganz leicht den Druck auf die Klinge.
– Chubby Freeze. Der Nigger aus Downtown. Der garantiert für dich?
– Vielleicht.
– Aha.
Er lässt meine Hand los und schnippt Timberlands zu.
– Chubby Freeze. Hast du die Nummer von dem Nigger?
– Jep.
– Klingel ihn raus. Hol mir den verdammten Nigger ans Telefon.
Digga wendet sich wieder dem Spiegel zu und rückt Kragen und Krawatte zurecht.
– Zum Glück ist kein Blut auf die Krawatte gekommen.
Timberlands winkt mit dem Arm.
– Er ist dran.
– Was sagt er?
Der Typ redet leise in das Handy, nickt ein paarmal und klappt es dann zu.
Digga schnippt mit den Fingern.
– Und, Nigger?
– Chubby sagt, er is’ cool.
– Garantiert?
– Chubby Freeze sagt, für den legt er die Hand ins Feuer. Sagt, der Typ wär’ schwer in Ordnung. Sagt, dass er öfter mit ihm Geschäfte macht und er’s noch nie bereut hat.
– Aha. Also gut.
Er mustert mich von oben bis unten.
– Chubby Freeze garantiert für dich. Alles klar, das
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