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Blutrose

Blutrose

Titel: Blutrose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margie Orford
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schälte erst ein Kleidungsstück von ihrem Körper, dann noch eines, bis sie völlig nackt bis auf die tätowierten Flügel, einen Rauschgold-Heiligenschein und einen seidenen Hauch von Nichts zwischen ihren Schenkeln vor ihnen stand.
    Eine Bewegung rechts von Clare lenkte ihre Aufmerksamkeit auf D’Almeidas Tisch. Ein fetter Politiker schnippte mit den Fingern nach dem Barkeeper. Nicolai beugte sich vor und nahm die Bestellung des Mannes entgegen. Dann sah er zu Gretchen auf und nickte. Auf ein geflüstertes Wort von Nicolai hin verließ sie die Sicherheit ihrer Bühne. Der fette Mann lehnte sich in seinem Sessel zurück und winkte sie in den Raum zwischen seinen gespreizten Knien. Sie trat näher, und die Brustwarzen glänzten im schummrigen Licht, während er ein paar Scheine in die schenkelhohen Stiefel steckte, die ihr weiches Fleisch umschmiegten. Ihre Haut war wie Milch; ihre Gliedmaßen waren samtig und fest. Der rasierte Venushügel wirkte obszön kindlich, als sie sich tänzelnd seinem Griff entzog und zu dem dünnen Mann weiterging, der allein an seinem Tisch in der Ecke saß.

    Der Mann nahm einer Banknote und steckte sie in ihren Heiligenschein, dann stand er auf und schlenderte nach draußen. Gretchen zog den zusammengerollten Schein wieder heraus, warf einen Blick darauf und kehrte auf die Bühne zurück, ohne auf die flehenden, leeren Hände zu achten, die nach ihr grabschten.
    »Ich glaube, ich habe für heute genug gesehen«, sagte Clare. »Gehen wir.«

    Draußen war es kalt. Clare schlug den Kragen hoch und zog die Kapuze nach unten, bevor sie den Weg zu den unbeleuchteten Bungalows einschlugen.
    »Wenn ich es nicht besser wüsste, könnte man meinen, du wärst ein Junge«, sagte Ragnar.
    »Vielleicht sollte ich mich dann lieber in Acht nehmen.« Sie schloss die Tür auf. »Walvis Bay ist nicht der sicherste Ort für einen Jungen.«
    »Du solltest so oder so aufpassen, Clare.«
    »Du bist schon der zweite, der das zu mir sagt.« Sie musste an Lazarus’ unbeholfenen Überfall denken und drehte sich zu Ragnar um. »Ist das eine Warnung oder eine Drohung?«
    »Eine Warnung.« Ragnars Hand lag kalt auf ihrer Wange. Er strich mit einem Finger über ihren Hals, bis er die warme Haut unter ihrem Kragen erspürte. »Von einem Freund.«
    »Ich werde sie beherzigen.«
    Clare entzog sich seiner Liebkosung, indem sie einen Schritt zurück in ihren Bungalow trat, und wünschte ihm, ohne auf seinen gequälten Blick zu reagieren, kurz eine gute Nacht, bevor sie den Riegel zuschob. Doch noch bevor Ragnars Schritte verhallt waren und die Stille wieder die Nacht erstickte, fragte sie sich, ob sie die richtige Entscheidung getroffen hatte.

19
    Als Clare am nächsten Morgen aufwachte, fühlten sich ihre Glieder bleischwer an, und ihr Kopf dröhnte, trotzdem schlug sie die Decke zurück und zog ihre Laufsachen an. Sie spülte zwei Aspirin mit einem Glas Wasser hinunter. Während der Nacht war Wind aufgekommen, und die unvertrauten Geräusche hatten ihr einen rastlosen Schlaf beschert.
    Die schneidende Luft und das Morgenlicht pusteten ihr den Kopf frei, und so fand sie bald ihr Tempo, das sie stetig beschleunigte, bis der geteerte Boulevard im Sand versackte. Eine Schar aufgescheuchter Flamingos erhob sich vor ihr in die Luft. Clare suchte mit Blicken den Weg ab, um festzustellen, was sie aufgeschreckt hatte. Es war Goagab, der in einem schwarzsamtenen Jogginganzug mitsamt Goldkette auf sie zugelaufen kam.
    »Dr. Hart!«, rief er. Clare blieb widerwillig stehen. »Sie sind aber früh unterwegs. Ich hoffe doch, Johansson hat sie nicht allzu spät ins Bett gebracht.«
    »Wie Sie sehen, nicht.« Zu ihrem großen Verdruss spürte Clare, dass sie auf seine Anspielung hin rot anlief.
    »Dieser Fall hat mir einen echten PR-Albtraum beschert.« Goagab machte kehrt und ging neben ihr her. »Ich hoffe doch, Sie machen Fortschritte.«
    »Durchaus«, sagte Clare. »Allerdings legen wir noch die Fundamente: Wir vernehmen Menschen, die Kaiser Apollis und die beiden anderen Jungen kannten. Die Autopsie liegt hinter uns, aber wir müssen noch die forensischen Gutachten aus Kapstadt abwarten.«
    »Gibt es schon Verdächtige?« Goagab blieb neben seinem silbernen Mercedes-Coupé stehen. »Wenn wir die Ausgaben für eine ausländische Spezialistin rechtfertigen wollen, brauchen wir bald eine Verhaftung.«

    »Wir ermitteln erst wenige Tage«, sagte Clare. »Und die ersten beiden Opfer wurden auf Ihre eigene Anordnung hin ohne

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