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Blutrose

Blutrose

Titel: Blutrose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margie Orford
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warten?«
    »Sicher«, sagte Helena. »Die sollen ruhig vorausfahren, sonst hängen wir nur in ihrer Staubfahne.«

    In der Hoffnung, dort Empfang für ihr Handy zu finden, kletterte Clare einen Hang empor. Nichts. Sie stand im Unterholz wie jedes andere Raubtier und suchte die Dünen ab. Eine dunkle Stelle auf der Düne gegenüber zog ihren Blick auf sich und bewirkte, dass ihr Herz gegen die Rippen hämmerte. Der Schatten bewegte sich und wanderte länger werdend über den Bauch der Düne. Dann hielt er inne, und Clare hörte das gruselige Lachen einer braunen Hyäne, einer seltenen und gefährdeten Tierart. Sie atmete aus und sah dem Tier nach, das mit schnellen, sicheren Schritten davonlief. Seine Anwesenheit bedeutete, dass kaum Menschen hier vorbeikamen. Und dass eine Leiche hier nicht lange liegen bleiben würde. Eine halbe Stunde allein, und die weichen Teile – Magen, Hintern, Gesicht – wären abgenagt. Die kleinen Knochen wären zermahlen und die langen Knochen auf der Suche nach dem süßen, nahrhaften Mark geknackt worden.
    Der Mörder musste den toten Jungen irgendwo aufbewahrt haben. Er hatte vorhersagen können, wo sich ein verschlafenes Mädchen erleichtern würde. Er hatte den Leichnam genau so abgelegt, dass ihre Taschenlampe in das entstellte Gesicht strahlen würde. Clare ließ den Blick über den trockenen Wasserlauf, die reglosen Bäume wandern. Er musste diesen Fleck kennen. Wie seine Handfläche. Die Phrase hallte in Clares Kopf wider, während sie aus dem Schutz der Bäume trat und auf den Kamm der Düne kletterte. Ein Strich. Sie hoffte inständig, der Satellit würde über ihr bleiben, bis sie ihren Anruf beendet hatte.
    »Faizal«, murmelte Riedwaan. Verschlafen. Warm. Nackt im Bett. Clare sah vor sich, wie er den sehnigen Arm über die Augen legte, um sich den Morgen vom Leib zu halten. Der unerwartete Schmerz traf sie wie ein Messerstich.
    »Riedwaan.« Ohne es zu wollen, lauschte sie nach gedämpften Lauten, die auf eine zweite Person hindeuteten. »Ich bin’s, Clare.«

    »Baby.« Die Sorge klang glockenrein aus seiner Stimme. »Was ist los?«
    »Wie hast du mich eben genannt?«, fragte sie.
    »Ich habe dich Baby genannt. Es ist… Scheiße, es ist fünf Uhr morgens, Clare. Steig von deinem Feministinnenross. Was ist passiert?«
    »Noch ein Junge, Riedwaan.« Clare schlug kurz die Hand vor den Mund. »Vor zwei Tagen habe ich mich mit ihm noch unterhalten. Und jetzt ist er tot.«
    »Wie viele sind es jetzt? Drei? Vier?«
    »Vier. Vier Leichen. Aber dem hier haben sie eine Fünf in die Brust geritzt. Mir graut bei der Vorstellung, es könnte noch einer da draußen liegen, den wir nur noch nicht gefunden haben.«
    »Wo bist du?«
    »Im Kuiseb-Delta. Auf einem alten Militärgelände.«
    »Militär?« Riedwaan war hellwach. Nach seiner mysteriösen Unterhaltung mit Phiri standen ihm die Haare zu Berge. »Was machst du da draußen?«
    »Ein Motorradfahrerpärchen hat die Leiche gefunden«, sagte Clare. »Also, genauer gesagt ein verheirateter Mann und eine minderjährige Babysitterin. Für die beiden war es wahrscheinlich der ideale Platz. Mitten im Nirgendwo. Jemand hat die Benzinleitung ihres Motorrads gekappt, sodass ihnen nichts anderes übrig blieb, als Hilfe zu rufen.«
    »Gibt es irgendeine Verbindung zwischen diesem Fundort und der Schule? Oder einem der anderen Orte, an denen die Leichen abgeladen wurden?«
    »Falls ja, dann kann ich sie noch nicht erkennen«, sagte Clare. »Abgesehen davon, dass der Täter diese Kinder jedes Mal so ablädt, dass sie gefunden werden.«
    Bedürfnis und Gelegenheit, dachte sie: bösartige Zwillingsmonde, die über Ebbe und Flut im Kopf ihres Killers bestimmten.

    »Du musst eine Verbindung zwischen diesen Jungen und den Fundorten finden«, sagte Riedwaan. »Falls dieser Typ die Entscheidung rein opportunistisch fällt, wie schafft er es dann, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein? Danach hast du eine Chance herauszufinden, wo er sie erschießt.«
    »Riedwaan, weißt du, wie groß hier alles ist? Ich suche hier nach der Stecknadel im Heuhaufen.« Die Wüste wogte aschefarben im Sternenlicht.
    »Das ist dein Job, Doc.« Riedwaan war unerbittlich. »Wenn dieser Killer kein Spuk ist, muss ihn irgendwann jemand sehen.«
    »Manchmal habe ich wirklich das Gefühl, einen Geist zu jagen.« Clare beobachtete, wie ein Nachtfalter auf einem Büschel cremefarbener Blüten landete.
    »Wie wollt ihr weiter vorgehen?«, fragte Riedwaan.
    »Captain Damases

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