Blutrot - Die Farbe der Lust - Page, S: Blutrot - Die Farbe der Lust
Geschichte wurde langsam zu einem verwirrenden Chaos. „Aus dem, was der Earl erzählte, konnte ich entnehmen, wo Zayan ist.“
Sie erwartete, ihr Vater würde auf diese Information anspringen und von ihr verlangen, dass sie ihm verriet, wo Zayan war. Stattdessen presste er seine freie Hand auf das Herz. „Und du bist dorthin gegangen. Zusammen mit einem Vampir!“
„Geht es deinem Herzen nicht gut?“
„Ein kleines Zwicken. Und unwichtig verglichen hiermit. Herr im Himmel, Althea! Er hätte dich umbringen können!“
„Nein, Vater. Ich vertraue Yannick.“
Sie hätte ihn genauso gut mit einem heißen Schürhaken anstoßen können. „Yannick!“, knurrte er, weil sie ihn bei seinem Vornamen nannte. Seine Wangen waren glühend rot, und die Röte erreichte seine Stirn. „Und du sagst, du vertraust ihm! Einem Vampir! Du darfst nie einem Vampir trauen.“
„Aber ich kann ihm vertrauen“, widersprach sie und erhob sich vom Bett. „Er hat mich weder gebissen noch hat er mir wehgetan.“ Doch sie sank zurück auf die Bettkante. Ihr Protest machte ihren Vater nur noch trauriger.
Er seufzte, knurrte und sank in die Kissen. „Ach, mein Mädchen. Du bist klug und tapfer. Ich habe das nie bezweifelt. Aber du bist eine zu große Verlockung für einen Vampir.“
Das überraschte sie. Auf welche Weise sollte sie eine Verlockung sein?
„Also, wo ist er?“ Er war immer noch wütend und nahm einen weiteren Schluck vom Tee.
„Chatham House. Zayan hat das verlassene Haus angemietet. Und er hat seinen Sarg in das Mausoleum bringen lassen.“ Wie viel sollte sie zugeben? Sie wankte bei dem Gedanken, ihrem Vater von dem großen Bett und den Peitschen an den Wandhalterungen zu erzählen.
Um ihre Nervosität zu verbergen, nahm sie die Tasse ihres Vaters und goss ihm mehr Tee ein. Ein Pochen an der Tür ließ sie herumfahren: Sarah trug ein Tablett herein und knickste hastig. Das war viel besser für einen Kranken: eine Terrine mit dampfender Fleischbrühe und ein Teller mit weichen Brötchen. Ein kleines Tellerchen mit Butter vervollständigte das Bild.
Ihr Vater knurrte, als er das sah. „Wenn du wirklich willst, dass ich mich besser fühle, gehst du nach London. Ich werde dich heute dorthin schicken, ob du willst oder nicht. Ich will dich in Sicherheit wissen.“
Althea nahm ihm die Teetasse ab und ersetzte sie durch die Terrine mit dampfender Brühe. Was sollte sie nur tun? Die Zwillinge zurücklassen? Die Mission unerfüllt lassen, die der Beginn ihrer Karriere als Vampirjägerin sein sollte? Oder sollte sie bleiben und riskieren, ihren Vater zu verlieren? Die Sorge um sie könnte sein schwaches Herz überfordern.
„Ich bleibe lieber und passe auf dich auf.“
„Ich habe ein langes Leben gehabt, Althea. Und ich bin stärker als du vielleicht denkst. Aber die dämonischen Zwillinge wollen dich. Dich fortzuschicken ist die einzige Möglichkeit, dich vor ihnen zu beschützen.“ Mit zittriger Hand führte er den Suppenlöffel zum Mund. „Herr im Himmel, ich hätte lieber Würstchen gehabt.“
„Iss deine Brühe, Vater.“
Er knurrte erneut.
„Vater, ich verstehe, warum du so beseelt davon bist, Zayan aufzuhalten. Aber ich kann nicht zulassen, dass du ihn jagst. Du bist viel zu schwach. Wenn der Arzt erst hier war …“
„Ich habe keine Lust, einen Arzt zu empfangen. Und was Zayan betrifft, so werde ich ihn nicht stoppen. Ich kann es nicht. Nur die Zwillinge sind dazu in der Lage. Jetzt kommt es allein auf ihren Rachedurst an.“
„Du meinst, du wirst ihn nicht jagen?“
„Ihm meinen Rücken zuwenden und ihn weiterhin töten lassen? Nein, das kann ich ebenso wenig tun. Ich muss versuchen, die Zwillinge zu überreden; und irgendwie muss ich die Leute vor Zayan beschützen.“
„Iss mehr Brühe“, verlangte sie. Ihr Herz schmerzte, voller Stolz für ihren Vater. Er wollte das Unmögliche vollbringen, und wenn es nur eine Menschenseele rettete.
Ihr Vater nahm einen weiteren Löffel voll Suppe und verzog das Gesicht. „In der Krypta habe ich ein paar alte Tagebücher gefunden. Sie waren dort begraben, erhalten und geschützt. Und darin stand vieles über Lord Devars Kampf gegen Zayan. Hast du den Sarkophag in der Krypta gesehen? Jenen, in dem das Kind lag?“
Das Herz schlug ihr bis zum Hals. Sie nickte.
„Zayan hat das Kind dieses Jägers verwandelt. Aus reiner Boshaftigkeit. Und er ließ dem Vater damit keine andere Möglichkeit, außer einen Pflock in das Herz seines eigenen Sohns zu
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