Blutrot - Die Farbe der Lust - Page, S: Blutrot - Die Farbe der Lust
stoßen, damit der Junge seinen Frieden fand. Davor habe ich Angst, dass Zayan versucht, dich zu verwandeln, um mich aufzuhalten.“
Letzte Nacht hatte Zayan die Gelegenheit gehabt, erkannte sie. Aber er hatte sie nicht in einen Vampir verwandelt, weil er sie als Köder für Bastien missbraucht hatte. Aber beim nächsten Mal …
Sie konnte sehen, wie sehr ihr Vater sich aus Sorge um sie krümmte, und Schmerz zeichnete sich auf seinem Gesicht ab. Eine Konfrontation mit Zayan in seinem geschwächten Zustand würde ohne Zweifel seinen Tod herbeiführen. Um sie zu retten, wäre er mehr als bereit, sein eigenes Leben zu riskieren.
Sie hatte keine andere Wahl.
„Wenn ich nach London gehe, wirst du mit mir kommen? Wirst du diesen Kampf den dämonischen Zwillingen überlassen? Bitte, Vater, ich flehe dich an! Ich gehe mit dir nach London, wenn du diesen Kampf aufgibst.“
Ihr Vater schaufelte mehr Fleischbrühe in sich hinein. „Und wirst du nach einem Ehemann Ausschau halten?“
„Einem Ehemann!“
Aber wenn sie protestierte, könnte ihn das zur Wahrheit führen. Sie konnte sich nicht ansatzweise vorstellen, wie entsetzt, wütend und schockiert ihr Vater wäre, wenn sie ihm gestand, dass sie ihre Jungfräulichkeit zwei Vampiren hingegeben hatte.
Nun, technisch gesehen nur einem, aber sie fühlte sich, als hätte sie an beide ihre Unschuld verloren …
Die technischen Details interessierten nicht. Es würde ihren Vater sicher umbringen, wenn er davon wüsste.
Schuldbewusst blickte Althea ihren Vater an. Er wartete auf ihre Antwort, rührte mit dem Löffel in der Brühe herum, und die Hoffnung in seinen Augen ließ ihr Herz taumeln.
Sie müsste lügen und so tun, als suche sie einen Ehemann, wie ihr Vater es wünschte. Wenn sie jetzt log, konnte sie sich später noch immer Sorgen um die Wahrheit machen.
Ihr Herz tat weh, als sie nickte.
Sie würde Bastien und Yannick verlassen. Und das schmerzte so sehr wie die Angst, ihren Vater zu verlieren.
„Toll, London! Wie kann ich Ihnen da nur danken, Miss Yates?“
Die Augen waren ständig in Bewegung, während Sarah sich vorlehnte und aus dem Fenster der Kutsche starrte. Als ob drei Stunden Reise sie schon nach London gebracht hätten.
Althea lehnte sich in den schwankenden Sitz zurück. Die Kutsche fuhr mit der größtmöglichen Eile, wie ihr Vater es befohlen hatte. Die Straße jedoch war nach den Frühlingsregenfällen in einem schlechten Zustand und das Gespann konnte nicht so schnell laufen.
Seit drei Stunden hatte Sarah ohne Unterlass aufgeregt geschnattert. Althea hatte nur grummelnd geantwortet. Zweimal hatte sie gebeten, ein wenig schlafen zu dürfen, obwohl sie keinen Schlaf fand. Schließlich gab ihr das Mittagessen einen Grund, ruhig zu sein. Während Sarah hingebungsvoll an ihrer Fleischpastete knabberte, hatte Althea die Blicke der Männer um sie herum wahrgenommen, die Sarah interessiert und beinahe lüstern betrachteten.
Ihre Gründe, Sarah als Reisegefährtin zu wählen, waren nicht ganz uneigennützig gewesen.
Obwohl sie den Kutscher und einige von den Männern ihres Vaters bei sich hatte, die voranritten, hatte ihr Vater darauf bestanden, dass sie noch jemanden zur Gesellschaft mitnahm. Eine Anstandsdame. Sie hatte sich für Sarah entschieden. Sarah hatte sich geehrt gefühlt, Maidensby hinter sich zu lassen und mit nach London zu gehen, um dort die Zofe einer Lady zu werden. Und sie war auf diese Weise nicht länger in der Nähe von Bastien und Yannick.
„Was denken Sie, werden wir in London Vampire treffen, Miss? Darf ich Ihnen helfen, die gemeinen Kerle zu jagen?“
Mit einem schiefen Lächeln schüttelte Althea den Kopf. „Ich habe meinem Vater versprochen, dass ich Ehemänner jagen werde und keine Vampire.“ Ein trister Gedanke, zumal sie kaum in nächster Zeit heiraten konnte. Sie würde von der Ehestifterin ihres Vaters, Lady Peters, zu unzähligen Bällen, Gesellschaften und Konzerten geschleppt werden. Sie hatte bisher von solchen Veranstaltungen nur gehört. Der Gedanke, wochenlang eine Jungfer zu spielen, die sich nach einer standesgemäßen Hochzeit sehnte, erfüllte sie mit Verzweiflung.
Aber Sarah strahlte. „Wie herrlich! Oh, ich würde es genießen, auf einen Ball zu gehen und ’n paar hübsche Gentlemen zu treffen.“
„Und ich würde dich liebend gerne an meiner Stelle dorthin schicken“, murmelte Althea.
„Entschuldigen Sie, Miss?“ Sarah stand auf und winkte aus dem Kutschenfenster. Sie drehte sich um, die
Weitere Kostenlose Bücher