Blutrot - Die Farbe der Lust - Page, S: Blutrot - Die Farbe der Lust
zu essen.“
Mr. O’Leary zuckte mit den Schultern. Er zwinkerte ihr zu und nickte zu ihres Vaters geschlossener Tür. „Er hat sie gerochen und hat mir gesagt, ich soll ihm welche holen.“
Sie verdrehte die Augen. „Bring sie wieder runter. Der Koch soll eine Fleischbrühe machen.“ Aber sie nahm die Tasse und die Teekanne vom Tablett, ehe Mr. O’Leary wieder verschwand.
Was auch immer sie sehen würde, sie versprach sich, dass sie ein fröhliches Gesicht machen würde. Sie hatten schon so manche schwere Verletzung ihres Vaters überstanden, die er nach Kämpfen mit Vampiren davontrug. Einmal hatten sie nach einem heftigen Kampf monatelang in einem Kloster bleiben müssen, während die gebrochenen Glieder ihres Vaters langsam heilten.
Althea öffnete die Tür und schob sich in die Kammer ihres Vaters.
Ihre Schritte stockten. Er wirkte so klein, als wäre er über Nacht geschrumpft. Sein Gesicht war aschfahl. Die Hände lagen auf dem Quilt, blass und so dünn wie Pergament wirkte seine Haut, übersät mit blauen Adern. Seine Augenlider flatterten, als sie das Bett erreichte, dann öffnete er sie langsam. Ein schwaches Lächeln umspielte seine Lippen, als er sie sah.
Sie hatte nicht erwartet, dass er noch so krank aussah. Ihre Hände zitterten. Das Geschirr auf dem Tablett klapperte, als sie es auf das Nachttischchen stellte. Dampf stieg aus der Tasse auf, in die sie frischen Tee goss.
„Wie geht es dir, Vater?“
Seine Hand zitterte, als er sie nach dem Tee ausstreckte. „Besser, mein Mädchen. Und dich am Leben und bei guter Gesundheit zu sehen, hilft mir sehr.“
Sie tätschelte seine andere Hand. Erneut musste sie hart schlucken, weil die Schuldgefühle sie übermannten. „Ich habe mit Mr. Crenshaw gesprochen, Vater. Es gibt einen Arzt in Shropshire Downs, nur eine Stunde von hier. Ich habe nach ihm geschickt.“
Er hob die Tasse, und der Tassenrand stieß gegen seine Lippen, so sehr zitterte seine Hand. „Ich brauche keinen Arzt.“
„Doch, das tust du, Vater.“ Und das alles ist allein meine Schuld .
„Was ist heute Nacht mit dir passiert, Liebling? Und ich will die Wahrheit hören.“
Obwohl er seine Brille nicht trug und sie vermutlich nicht klar erkennen konnte, zuckte sie unter seinem Blick zusammen.
„Bastien … Bastien de Wynter kam letzte Nacht in meine Kammer, Vater.“ Sie musste ihm ein Stückweit die Wahrheit sagen – aber nicht alles, denn davon bekäme er vermutlich eine neue Herzattacke.
Tee schwappte über den Tassenrand.
Sie beugte sich halb über ihn, um ihm zu helfen.
„Nein.“ Er wedelte mit der Hand. „Was hat Bastien de Wynter mit dir getan?“
„Nichts … Er hat nur mit mir geredet.“ Was stimmte, aber sie würde nie zugeben, worüber Bastien gesprochen hatte. Nein, diese Enthüllung würde ihren Vater sicher töten.
„Nur geredet?“ Der Blick ihres Vaters verfinsterte sich.
Sie nickte langsam. „Ich weiß nicht, ob er plante, mich zu beißen. Er hat es nicht versucht. Aber dann kam Yan … der Earl kam, um … mich zu beschützen.“
„Dann kämpfen die dämonischen Zwillinge um dich, mein Mädchen.“ Er sank in die Kissen. „Das habe ich befürchtet. Dass sich eines Tages ein Vampir in dich verliebt und alles in seiner Macht stehende tun wird, um dich zu besitzen.“
„In mich verlieben!“ Althea errötete. Sie fühlte die Hitze in ihrem Gesicht.
„Bitte, Althea! Ich könnte es nicht ertragen, dich an einen Vampir zu verlieren, denn die einzige Möglichkeit für einen der de Wynters dich zu beanspruchen besteht darin, dich in einen Vampir zu verwandeln.“
Sie zuckte entsetzt zurück, das Bett bewegte sich bei dem Ruck, sodass ihr Vater noch mehr Tee verschüttete. „Wie ungeschickt von mir!“, rief sie. „Lass mich …“
„Was ist noch passiert, mein Kleines? Haben sie dich nach draußen gelockt?“
„Ich bin nicht gebissen worden, Vater, ich schwöre es. Und Bastien ist verschwunden. Aber der Earl konnte mit ihm Verbindung aufnehmen, sie haben eine starke, mentale Verbindung. Und er sah ihn in Gefahr, bei Zayan …“
„Also bist du auf die Jagd nach diesem verdammten Zayan gegangen!“ Er versuchte, sich aufzurichten. Seine Untertasse rutschte vom Bett herunter und zerbrach am Boden. Die Scherben flogen in alle Richtungen.
„Mit seiner Lordschaft, ja. Und er hat mich nur äußerst widerstrebend mitgenommen. Ich habe darauf bestanden, aber er hat mich vor jeglichem Schaden bewahrt. Und wir retteten Bastien.“ Ihre
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