Blutrot - Die Farbe der Lust - Page, S: Blutrot - Die Farbe der Lust
von unten herauf und die Rufe und Gerüche des Dorfes drangen durch das offene Fenster in ihre Kammer.
Hatte ihr Vater eine weitere Herzattacke erlitten?
Nun vollkommen wach, schlug sie die Decke zurück. Ihre nackten Brüste überraschten sie. Sie zog das Laken an die Brust. Sie war so erschöpft gewesen, dass sie nicht einmal in ihr Nachthemd geschlüpft war. Wie dumm von ihr.
„Was ist los, Sarah?“, rief sie, sprang zugleich aus dem Bett und griff nach ihrem Unterhemd, das auf dem Stuhl lag. Sie erkannte die Stimme des Zimmermädchens, die allerdings nicht mehr so fröhlich klang, wie in den letzten Tagen. „Ist etwas mit Sir Edmund? Geht es ihm nicht gut?“
„Nein, ihm geht’s gut, Miss. Er schläft im Moment. Mr. O’Leary hat mir gesagt, ich soll zu Ihnen kommen.“
Mit dem Unterhemd über ihrem Kopf und den Armen, die sich in der Eile darin verhedderten, war Altheas Antwort gedämpft. „Also, wie auch immer. Was ist so dringend, Sarah?“
„Ich bin von einem Vampir gebissen worden, Miss.“
Im selben Moment gelang es Althea, das verdrehte Unterhemd über ihre Hüften zu schieben. Der Saum reichte nur bis zu ihren Schenkeln. Das war nicht gerade sittsam, aber besser, als wenn sie nackt war.
„Du kommst besser herein, Sarah. Erzähl mir deine Geschichte.“
Nach der Suche ihres Vaters letzte Nacht wusste wohl ganz Maidensby, dass sie Vampirjäger waren.
Was Bastien und Yannick in noch größere Gefahr brachte – wenn sie von einem Fackeln schwingenden Pöbel gejagt wurden.
Während sie mit schnellen Schritten zur Tür eilte, erkannte Althea, wie sehr sich ihr Vater veränderte. Er wurde alt. In jüngeren Jahren wäre er nie so sorglos gewesen. Er war immer so diskret gewesen. Gut, nicht so sehr in den Karpaten, wo die Legenden über Vampire tief im Volksglauben verwurzelt waren. Aber in England hatte er immer Vorsicht walten lassen. Er betonte immer, es sei das Beste, die Leute glauben zu lassen, dass solche Dinge Mythen seien.
Sie hob den Schlüssel vom Boden auf, steckte ihn ins Schloss und öffnete die Tür.
Sarah stolperte herein. Die blonden Korkenzieherlocken hingen wild unter ihrer Haube hervor, und ihre blauen Augen hatte sie weit aufgerissen. Aber Althea las in ihren Augen keine Angst, sondern Aufregung. Sarah schob ihr goldenes Haar zurück und legte ihren Hals frei. „Sehen Sie, da sind die Spuren seiner Zähne, Miss.“
Zwei winzige Wunden verunstalteten den cremefarbenen Hals. Aber Sarahs Wangen waren rosig, und was passiert war schien ihr nichts auszumachen. Die Wunden waren sauber.
Sie nahm Sarah am Ellenbogen und schob sie zum Stuhl. „Was ist passiert?“
„Ach, es war eigentlich nicht schlimm, Miss Yates, und es hat gar nicht wehgetan. In Wahrheit war es sogar richtig aufregend.“
„Oh, Sarah. Du musst mir genau erzählen, was passiert ist. Wie sah dieser Vampir aus?“
„Er war groß. Und so wahr mir Gott helfe, aber er war der teuflischste und schönste Mann, den ich je gesehen hab. Es war kurz vor Sonnenaufgang. Ich hatte das Feuer geschürt und hab die Kiste mit der Asche rausgebracht. Es war noch dunkel, und ich ging raus, da packte mich der Herr um die Taille und zog mich mit sich. Oh, da war ich erstmal ängstlich. Dann dachte ich, das ist seine Lordschaft, weil er so groß war und blondes Haar hatte.“
„Seine Lordschaft“, wiederholte Althea. Sie hatte gedacht, es wäre Zayan gewesen und nicht Yannick. Natürlich musste auch Yannick sich ernähren, aber warum hatte er ein so verlockendes Mädchen gewählt?
Ein Blick auf Sarah machte die Antwort offensichtlich. Es versetzte Altheas Herz einen Stich. Das Mädchen war höchstens achtzehn und ein süßes Ding. Sie trug ein einfaches Kleid mit einem tief ausgeschnittenen Mieder, und ihre üppigen Brüste quollen über das Mieder. Ihr Unterhemd bedeckte zwar die Brüste, aber es war so verwaschen, dass es beinahe durchsichtig wirkte und kaum etwas verhüllte. Das Kleid verjüngte sich zu einer schmalen Taille, dann verbreiterte es sich über den Hüften.
Althea war es unmöglich, nicht auf Sarahs verführerische Figur zu starren. Ihre Brüste wippten, während Sarah ihre Geschichte mit weit ausholenden Bewegungen ihrer kleinen Hände erzählte. Bastiens böse Geschichten über Frauen, die sich mit anderen Frauen vergnügten, quälten Althea, während sie versuchte zuzuhören.
Sieh in das Gesicht des armen Mädchens , schalt sie sich. Und sie versuchte es tapfer.
Sarah bekam wohl ihren prüfenden
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