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Blutrot wie die Wahrheit

Blutrot wie die Wahrheit

Titel: Blutrot wie die Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P.B. RYAN
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mich heute Nachmittag aufgesucht hat, um mich um die Hand meiner bezaubernden Tochter Cecilia zu bitten.“
    Nun endlich konnte Winifred in jubelnden Applaus ausbrechen. Die Hewitts taten ihre Freude eher verhalten kund und murmelten überrascht. Vera keuchte leise auf; sie hatte allem Anschein nach wohl nichts von der wunderbaren Neuigkeit gewusst. Emily starrte ihre Schwester reglos an.
    Will schaute erst Harry an, der über das ganze, rot erhitzte Gesicht grinste, dann die sichtlich selbstzufrieden triumphierende Cecilia, und schließlich Nell.
    Sie erwiderte seinen Blick mit einem feinen, mitleidsvollen Lächeln.
    â€žGewiss muss ich Ihnen kaum mehr sagen“, fuhr Pratt fort, „dass ich dieser Bitte stattgegeben habe, woraufhin der Antrag gemacht und in der ihm gebührenden Weise angenommen wurde.“
    Wahrlich wie ein Jurist gesprochen, dachte Nell. Das war nun Cecilias mittlerweile dritte Verlobung, und sie war gerade mal zwanzig.
    Pratt hob sein Glas in die Höhe; seine Gäste taten es ihm gleich. „Auf Cecilia und Harry!“
    Alle beglückwünschten nun das frisch verlobte Paar – alle, bis auf Will und Nell, was indes inmitten der allgemeinen Aufregung niemand zu bemerken schien.
    â€žWie herrlich für dich, dass deine ganze Familie bei dieser wunderbaren Gelegenheit zugegen ist“, meinte Winifred zu Harry und machte eine weit ausholende Geste, bei der sie einen der Kandelaber umwarf. Vera konnte ihn gerade noch rechtzeitig auffangen, bevor das Tischtuch Feuer fing; ihre beschwipste Schwägerin schien es nicht einmal zu bemerken. „Ich bin ja so froh, dass wir William gestern bei der Beerdigung getroffen haben.“
    â€žKannten Sie Mrs. Kimball gut?“, erkundigte Will sich bei seiner Gastgeberin.
    â€žIch? Oh, nein. Nein, nein. Überhaupt nicht. Sie war Mr. Pratts Mandantin, weißt du.“
    â€žSie sind ihr also niemals begegnet?“, hakte Will nach.
    â€žNun, doch. Einmal. Sie …“ Winifred lachte kurz und schrill. „Sie ist bei unserem alljährlichen Frühlingsball Ende April aufgetaucht. Ja … Nun ja.“ Achselzuckend breitete sie die Hände aus, lachte noch mal und hob schließlich ihr Champagnerglas, das jedoch leer war. Sie drehte sich nach einem der Lakaien um, der bereits zu ihr geeilt kam, die Flasche bereit, um seiner Herrin erneut einzuschenken.
    â€žWie … sie ist ‚aufgetaucht‘?“, wiederholte Will verwundert. „Ich fürchte, das müssen Sie mir erklären.“
    â€žSie hat den ganzen Ball ruiniert“, sprang Emily hilfreich ein. „Sie und dieser verschrobene alte Dramatiker. Es war köstlich – da kam richtig Stimmung auf.“
    â€žWie kannst du nur Witze darüber machen?“, wollte Cecilia ungehalten von ihrer Schwester wissen.
    â€žMädchen … bitte“, ließ Mr. Pratt sich mit vielsagendem Blick auf die Gäste vernehmen.
    â€žIch glaube ja …“, Winifred senkte die Stimme und flüsterte mit schwerer Zunge, „… dass sie betrunken war.“
    Woraufhin Pratt kühl meinte: „Meine Liebe, ich bin mir sicher, dass unsere Gäste nicht daran interessiert sind, was …“
    â€žOh, nun komm schon, Orville“, entgegnete sie, „nachdem die beiden weg waren, und noch Tage danach, hat doch niemand von etwas anderem geredet. Du hast doch sogar gedacht, sie hätte dir diesen kostbaren Revolver gestohlen, weißt du noch?“
    Orville Pratt bedachte seine Frau mit einem Blick, der gewiss hätte töten können.
    â€žDoch nicht etwa die Stonewall Jackson?“ August Hewitt, an sich ja der würdevollste Mann, den Nell kannte, schaute seinen Freund sichtlich entgeistert an – ja, ihm blieb gar der Mund offen stehen.
    â€žStonewall Jackson?“, fragte Will, zunehmend verständnislos.
    â€žMein Mann sammelt Waffen“, erklärte ihm da Winifred. „Hieb- und Stichwaffen – Messer und Säbel und dergleichen. Aber letzten Winter hat er sich diesen sündhaft teuren französischen Revolver kaufen müssen, der einst dem großen General Jackson gehört hat.“
    â€žIch bin beeindruckt, Mr. Pratt“, sagte Will. „Das ist wahrlich eine berühmte Waffe.“
    â€žMuss wohl“, meinte Cecilia. „Hat schließlich ein Vermögen gekostet.“
    Pratt schaute seine Tochter streng an, sichtlich darüber verdrossen, dass sie in

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