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Blutrote Kuesse

Titel: Blutrote Kuesse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeaniene Frost
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los, verschwindet endlich!«, brüllte er. »Sofort!«
    Schwach konnte ich fernes Sirenengeheul hören. Für ihre Ohren war es zu weit weg. Die drei Männer zogen ab. Mit einem Kopf rucken wies Oliver sie an, die Tür hinter sich zu schließen. Jetzt waren nur noch der Gouverneur und ich im Zimmer.
    »Du bist die kleine Crawfield, oder?«, fragte er; der Lauf seiner Waffe war unverwandt auf mich gerichtet.
    Ich fragte mich, wie schwer meine Verletzungen waren, und registrierte mit erneut aufflackernder Wut, dass der Raum eine Tapete mit auffälligem Paisleymuster in Blau und Rot und Parkettboden hatte. Ganz offensichtlich war Oliver Emilys maskierter Vergewaltiger gewesen. Sie hatte das Schlafzimmer genau beschrieben. »Sie können mich Cat nennen.«
    »Cat«, wiederholte er. »Du siehst gar nicht so gefährlich aus, wenn du blutend auf dem Boden kniest. Wo ist eigentlich dein Freund? Der Kopfgeldjäger?«
    Das Sirenengeheul kam näher. Ich hatte nicht mehr viel Zeit. »Der bringt wohl gerade Hennesseys Busenfreund Switch zur Strecke. Sie sind erledigt, Oliver. Sie sind alle tot. Endgültig.«
    Seine Hand zitterte nicht. »Tatsächlich?« Dann lächelte er. Eiskalt. »Naja, solche wie Hennessey gibt es viele. Dürfte wohl kaum besonders schwer sein, jemand anderen zu finden, der ein bisschen Kohle brauchen kann, Verpflegung inbegriffen, versteht sich! Wenn ich erst Präsident bin, weht in diesem Land ein anderer Wind. Durch mich werden die Steuerzahler Millionen sparen. Wir säubern die Straßen vom Abschaum. Scheiße, ich habe sogar schon die Sozialhilfeempfänger und Pflegeheiminsassen im Visier. Amerika wird mächtiger und wohlhabender denn je werden. Wenn ich im Amt bin, wird man bestimmt das Gesetz ändern wollen, damit der Präsident mehr als einmal wiedergewählt werden kann.«
    Ich hörte quietschende Reifen um die Kurve kommen. Mir blieben nur noch Sekunden.
    »Dazu wird es nicht kommen.«
    Er lächelte. »Du wirst es sowieso nicht mehr erleben. Ich werde dich in Notwehr erschießen müssen. Ich sehe schon die Schlagzeilen vor mir: >Todesmutiger Gouverneur bezwingt Attentäterin<. Heute Nacht wird meine Popularität erheblich steigen.«
    »Ethan«, sagte ich mit sanfter Stimme und hörte, wie donnernde Schritt sich dem Haus näherten. »Sieh mich an.«
    Ich ließ meine Augen aufleuchten. Seine weiteten sich vor Staunen, und in diesem winzigen Augenblick der Ablenkung warf ich mich auf ihn und riss die Waffe in seiner Hand zur Seite, sodass der Schuss die Wand traf.
    »Du blutest... du musst ein Mensch sein, aber deine Augen... was bist du?«, flüsterte er.
    Der smaragdfarbene Glanz erhellte sein Gesicht, und meine Hände schlössen sich um seine Kehle. »Ich bin die Gevatterin Tod«, knurrte ich. Die Schritte waren schon fast vor der Tür... »Oder wie Bones sagen würde: die rothaarige Gevatterin Tod.«
    Einen Augenblick bevor die Tür aufgerissen wurde, brach ich ihm das Genick. Als die sechs Polizisten ins Zimmer geeilt kamen, war der Glanz aus meinen Augen verschwunden, und ich hatte die Hände erhoben.
    »Ich ergebe mich.«
     

Kapitel 25
    Vor meinem Krankenhauszimmer waren drei Wachleute postiert, dabei war ich im elften Stock untergebracht. Man hatte sogar extra das ganze Stockwerk geräumt... ich merkte es daran, dass es in den angrenzenden Zimmern so still war. Offenbar war man der Ansicht, es sei eine ernste Sache, den Gouverneur umzubringen.
    Den ganzen Morgen hindurch waren immer neue Ärzte hereingeschneit, um mich ausgiebig zu bestaunen; das hatte allerdings nichts mit dem zu tun, den ich auf dem Gewissen hatte. Meine schnellen Selbstheilungskräfte waren ihnen ein Rätsel. Innerhalb weniger Stunden waren meine drei Schusswunden verheilt. Die Schnittverletzung verschwunden. Hennesseys Bissspuren nicht mehr zu sehen. Kein einziger Kratzer oder Bluterguss war geblieben. Nicht einmal einen Venenzugang konnte man mir legen, weil mein Körper die Kanüle immer wieder abstieß. Offen gestanden fragte ich mich, warum man mich inzwischen nicht in ein ganz normales Gefängnis verlegt hatte, aber nach der Sache mit Isaac war ich eigentlich ganz froh darüber, nicht mehr von der Polizei herumkutschiert zu werden.
    Gegen Mittag hörte ich wieder Schritte, die sich meinem Zimmer näherten.
    »FBI«, sagte jemand.
    Dann herrschte Schweigen, und meine Tür wurde geöffnet.
    Ein Mann trat ein. Er war um die fünfzig, durchschnittlich groß und hatte lichter werdendes grauschwarzes Haar. Seine Augen hatten

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