Blutrote Kuesse
wissen, wovon ich rede, Catherine, und Sie wissen es besser als jeder andere. Lassen wir die Spielchen. Ich spreche von Vampiren.«
Heilige Maria, Mutter Gottes, er hatte gerade das V-Wort gesagt. Jetzt war ich nicht mehr nur misstrauisch... ich war schockiert.
»Sind Sie nicht ein wenig zu alt, um noch an Vampire zu glauben, Don?« Frechheit siegt, dachte ich mir. Vielleicht bluffte er ja auch nur.
Don hatte aufgehört zu lächeln. Sein Gesicht war wie versteinert.
»Ich habe in meiner Berufslaufbahn schon viele sonderbare Leichen untersucht. Leichen, deren Alter auf hundert, manchmal auch auf tausend Jahre geschätzt wurde, aber immer trugen sie moderne Kleidung. Für so etwas könnte man natürlich immer eine einleuchtende Erklärung finden, nicht aber für den pathologischen Befund. Ihre DNS wies eine Mutation auf, die weder beim Menschen noch beim Tier je festgestellt worden ist. Immer mal wieder sind wir auf eine dieser ungewöhnlichen Leichen gestoßen. Dieses Haus gestern Nacht war voll von solchen sonderbaren Toten und die Gouverneursresidenz ebenfalls. So viele davon haben wir noch nie auf einmal gefunden, aber wissen Sie, was unser größter Fund war? Sie.«
Don senkte die Stimme. »In den vergangenen sechs Stunden habe ich alles gelesen, was ich über Sie finden konnte. Vor etwas mehr als zweiundzwanzig Jahren hat Ihre Mutter eine Vergewaltigung angezeigt, der sie während einer Verabredung zum Opfer gefallen war. Dabei hat sie zu Protokoll gegeben, der geheimnisvolle Täter habe ihr Blut ausgesaugt. Man hat sie für überreizt gehalten und den Einzelheiten keine Beachtung geschenkt. Fünf Monate später wurden Sie geboren. Der Täter ist nie gefasst worden.«
»Ja und? Meine Mutter war durch die Vergewaltigung traumatisiert und hysterisch.«
»Das glaube ich nicht. Ihre Mutter hat die reine Wahrheit gesagt, nur hat ihr niemand geglaubt. Einige Details, die sie beschrieben hat, waren zu spezifisch. Die plötzlich grün leuchtenden Augen, die ausgefahrenen Fänge, die unglaubliche Stärke und Geschwindigkeit des Angreifers, das alles konnte sie unmöglich zusammenfantasiert haben. Der einzige Unterschied zu ähnlichen Fällen war, dass hinterher Sie zur Welt kamen. Sie, deren Blut laut DNS -Analyse die gleiche Mutation aufweist wie das unserer mysteriösen Leichen. Weniger ausgeprägt, aber kein Unterschied in der Genstruktur. Sehen Sie, Catherine, es ist mir eine Ehre, Ihre Bekanntschaft zu machen, denn schon meine ganze Berufslaufbahn hindurch suche ich nach jemandem wie Ihnen. Sie sind eine von ihnen und doch auch wieder nicht, Sie sind eine Kreuzung aus Mensch und Vampir. Das macht Sie zum wertvollsten Fund seit Jahrhunderten.«
Verdammte Scheiße. Ich hätte noch in der Gouverneursvilla abhauen sollen, auch wenn ich dann noch ein paar Schusswunden hätte einstecken müssen.
»Das ist ja eine schöne Geschichte, aber viele Menschen haben seltene Blutgruppen und psychotische Mütter. Ich unterscheide mich kein bisschen von anderen Mädchen meines Alters, das versichere ich Ihnen. Außerdem gibt es überhaupt keine Vampire.«
Selbst meine Stimme klang völlig gelassen. Bones wäre stolz auf mich gewesen.
»Tatsächlich?« Don erhob sich und nickte Täte Bradley zu. »Sergeant, ich werde Ihnen jetzt einen direkten Befehl erteilen. Führen Sie ihn sofort aus. Ich will, dass Sie Miss Crawfield einen Kopfschuss verpassen, genau zwischen die Augen.«
Ach du Scheiße. Ich sprang vom Bett auf, riss das metallene Seitenteil des Betts aus seiner Verankerung und schlug damit nach der Hand, die mich mit der Waffe bedrohte. Man hörte Knochen brechen. In einer einzigen geschmeidigen Bewegung riss ich Bradley die Waffe aus der Hand, zerschoss Don die Kniescheiben und setzte Bradley die Pistole an die Schläfe.
»Ständig will mich jemand erschießen, ich habe die Schnauze gestrichen voll, und euch Knalltüten sollte mal jemand beibringen, sich im Krankenhaus angemessen zu verhalten!«
Don, der mit dem Gesicht nach unten auf dem Boden gelegen hatte, drehte sich langsam um und betrachtete mich. Er schien hocherfreut zu sein.
»Sie sind nur ein ganz normales Mädchen, und Vampire gibt es nicht, richtig? Etwas Unglaublicheres habe ich noch nie gesehen. Ihre Bewegungen waren mit dem bloßen Auge nicht nach-zuvollziehen. Täte hatte nicht mal Zeit zu zielen.«
Täte Bradleys Herz klopfte wie wild, er fing an, Angstgeruch zu verströmen. Ich hatte den Eindruck, dass er sich nicht oft fürchtete.
»Was
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