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Blutrote Lilien

Blutrote Lilien

Titel: Blutrote Lilien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen Weise
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gesagt, dass er sich zu einer solchen Antwort hinreißen ließ?«
    »Was spielt das für eine Rolle? Ich glaube, sie wollte vom Leibarzt des Königs wissen, welches Abführmittel eine Dame schlucken müsse, um schlanker zu werden.«
    Diese Frage erschien mir allerdings auch reichlich dumm und womöglich hätte ich mich anstelle des Prinzen ebenfalls lieber mit der Küchenhilfe unterhalten, aber ich behielt meine Ansicht für mich. Madame Morens sah aus, als würde sie jeden Moment der Schlag treffen, so sehr schien sie die Äußerung des Prinzen zu erregen.
    »Nur Ärger hat man mit diesem Mann«, murmelte sie, faltete die Hände und sah an die Decke, als würde sie erwarten, dass dort oben etwas stand, das erklärte, warum der Prinz sich so aufführte, wie er es tat.
    Aber auf einmal erinnerte sich das Fräulein wieder daran, dass es ja hier war, um uns gute Manieren beizubringen und nicht über den Hof zu klatschen, denn es sagte energisch: »Genug davon!«, und scheuchte uns zum anderen Ende des Saals, damit wir unsere Tanzkünste zeigen konnten, mit denen das Fräulein Meckerziege natürlich auch nicht zufrieden war.
    »Nein, nein, nein!«, rief sie und hob schon wieder den Zeigefinger. »Ihr müsst Euch mehr anstrengen. Oder wollt Ihr, dass sich der Hof erzählt, Ihr hättet die Grazie eines Esels, wohl kaum, Mademoiselles, oder?«
    Allerdings war es gar nicht so einfach, auf den italienischen Fliesen Grazie zu bewahren, denn sie waren nicht nur wunderschön, sondern auch sehr glatt. Während sich unter unseren Füßen Blüten öffneten und schlossen, versuchten Sophie und ich, bei den Drehungen das Gleichgewicht zu behalten.
    »Anmut, meine Damen, das ist es, worauf es ankommt. Das ist es, was die Männer fasziniert und was Euren Familien Ehre bringt.«
    Ich warf Sophie einen Blick zu, die hinter dem Rücken Madame Morens’ heimlich kicherte. Vor lauter Anstrengung, nicht laut zu lachen, wurde sie ganz rot im Gesicht.
    War es wirklich das, worauf es ausschließlich ankam, dass ich den Kopf oben hielt und den Rücken durchdrückte, während ich lächelte und versuchte, nicht über meine Füße zu stolpern? Es erschien mir nicht viel und ich fragte mich, wozu der liebe Gott mir meinen Verstand gegeben hatte, wenn ich ihn gar nicht benutzen sollte? Was de Bassompierre wohl dazu meinte?
    Ob er von mir ebenfalls nur erwartete, dass ich hübsch aussah und ansonsten den Mund hielt? Als wir in Chantilly durch den Park spaziert waren, hatte er nach meiner Meinung gefragt, also war es ja möglich, dass er darüber anders dachte als die Leute am Hof. Ich jedenfalls wollte nicht jemanden an meiner Seite wissen, der mir seine Gedanken nicht verriet. Diese Vorstellung erschien mir so grauenvoll, dass ich das Bedürfnis verspürte, de Bassompierre aufzusuchen, um ihn danach zu fragen.
    Vater hatte mir gesagt, dass ich den Marquis erst in zwei Tagen treffen würde, aber die Frage, was der Marquis über schweigsame Ehefrauen dachte, brannte plötzlich so drängend in mir, dass ich sicher war, keine zwei Tage mehr auf eine Antwort warten zu können.
    Sollte ich ihm schreiben? Doch womöglich missverstand er meine Zeilen. War es nicht besser, ein solches Gespräch zwischen vier Augen zu führen? Immerhin war er nicht irgendwer, sondern mein Verlobter, der Mann, mit dem ich den Rest meines Lebens verbringen würde, und sollte da nicht ein Vertrauen zwischen uns herrschen, das es mir ermöglichte, solche Fragen an ihn zu richten?
    Ich grübelte, ob ich Manon bitten sollte, mit mir zu gehen, aber wie ich meine Zofe und ihre Abneigung gegen den Marquis kannte, würde sie nur versuchen, mir die ganze Sache auszureden. Ich könnte ihn in seinem Appartement aufsuchen, nur kurz, überlegte ich.
    Ohne Anstandsdame einen ledigen Herrn zu besuchen, kam zwar eigentlich nicht infrage, und Vater wäre außer sich, wenn er wüsste, was ich vorhatte, aber ich wollte ja auch nicht lange bei de Bassompierre bleiben. Ich würde einfach in seinem Türrahmen stehen bleiben und mich kurz mit ihm unterhalten. Das wäre sicher noch im Rahmen der Schicklichkeit. Er hatte mir doch geschrieben, dass es ihn drängte, mich zu sehen. Und wer konnte schon etwas dagegen haben, wenn eine Dame ihren Verlobten besuchte, wir waren ja schließlich keine Fremden.
    Ich beschloss, meinem Gefühl nachzugeben und de Bassompierre aufzusuchen.
    Zuvor musste ich allerdings noch die Übungsstunde mit Fräulein Meckerziege hinter mich bringen, das mich ein weiteres Mal mit

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