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Blutrote Lilien

Blutrote Lilien

Titel: Blutrote Lilien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen Weise
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mit erhobenem Kinn herausfordernd anzusehen. »Vielleicht solltet Ihr nicht alles glauben, was Ihr hört.«
    Mathilde kam nicht dazu, etwas zu erwidern, denn plötzlich ging die Tür auf und ein schmaler, hagerer Mann kam herein, der in die Hände klatschte und mit kratzender Stimme rief: »Meine Damen, die Königin gibt sich die Ehre!«
    Hinter ihm trat Maria de Medici ein, die von der Herzogin von Guise begleitet wurde, die ihr vermutlich Gesellschaft leisten sollte. An diesem Tag trug die Königin ein blaues Kleid mit steifem Kragen, wodurch sie gezwungen war, den Kopf aufrecht zu halten. Bei jedem Schritt sah es so aus, als würde sie sich strecken. Mir blieb keine Zeit mehr, über das boshafte Verhalten der anderen nachzudenken. Die Ballettproben begannen. Mit ihrem schlechten Französisch, in das sich immer wieder italienische Worte einschlichen, erläuterte uns die Königin, dass die Aufführung nach italienischem Vorbild stattfinden sollte. Es wurden heroische Geschichten aus der Mythologie oder der Regierungszeit vergangener Könige erzählt.
    In ihrer Heimat waren solche Aufführungen stets schillernde Feste mit Schauspiel und Tanzdarbietungen, erklärte Maria de Medici. Sie unterschieden sich sehr von den französischen, daher waren sie für den Hof amüsant, denn die Franzosen seien ja schließlich ganz versessen auf alles Neue. Über Nacht war ihr die Idee gekommen, dass sie dem Ballett ein weiteres Element hinzufügen könne, schließlich ginge es darum, das Publikum zum Staunen zu bringen.
    Nach diesen Worten kam sie auf mich zu. »Ihr besitzt einen bemerkenswerten Falken, Mademoiselle.«
    »Danke.« Ich machte einen Knicks und die Königin nickte wohlwollend.
    »Daher habe ich beschlossen, das Tier in mein Ballett einzufügen, immerhin wollen wir dem König ja etwas Besonderes bieten, nicht wahr?« Sie erzählte dem Tanzlehrer, wie sie sich die Sache vorgestellt hatte.
    »Großartig, Majestät, großartig! Ihr habt so köstliche Einfälle.« Ob er das wirklich dachte oder ihr nur beipflichtete, war nicht auszumachen, jedenfalls klatschte er enthusiastisch in die Hände und strahlte über das ganze Gesicht.
    Der Königin gefiel der Gedanke, dass ich in einem Kreis tanzender Mädchen mit meinem Falken stand wie eine antike Sagengestalt, die sich zwischen die Sterblichen gemischt hatte. Den König erfreue es zweifellos, denn er liebe die Falkenjagd.
    Vor Erstaunen hatte es mir die Sprache verschlagen. Mars würde eine solche Umgebung wenig schätzen, da war ich mir sicher. Die vielen Menschen in einem Ballsaal würden ihn nervös machen, sodass ich ihn nur mit Kappe über den Augen auf den Arm nehmen konnte. Hätte der Königin nicht einfallen können, dass der König Hunde mochte? Dann hätte ich Orson mitgenommen. Der war an Menschen gewöhnt. Ich seufzte innerlich. Das einzig Gute an der Idee der Königin war, dass durch den Falken meine Bewegungsfreiheit eingeschränkt war, und so musste ich mir nicht allzu viele Schrittkombinationen merken.
    Die Ballettproben waren anstrengend und besaßen erschreckend viel Ähnlichkeit mit dem Unterricht der Madame Morens. Das Ballett war entweder nur mit Frauen oder nur mit Männern besetzt, eine gemischte Darbietung kam nicht infrage. Daher übernahmen die Tänzer stets beide Rollen – was zu einiger Verwirrung bei den Mädchen führte, von denen zu Beginn der Proben keine den griechischen Helden spielen wollte. Am Ende traf es Mathilde, weil sie die Größte von uns war, worauf sich ihr Gesichtsausdruck noch weiter verfinsterte.
    Der Tanzlehrer zeigte uns die Schritte, und während ich mir einzuprägen versuchte, an welcher Stelle ich in der Formation stehen sollte, fuhr er mich wiederholt an, dass ich nicht vergessen sollte zu lächeln. Doch genau das fiel mir schwer, wenn ich im Kopf die Schritte zählte.
    Kritisch überwachte die Königin alles; wenn ihr etwas gefiel, klatschte sie begeistert in die Hände, wenn sie etwas nicht mochte, rief sie laut: »No! No! No!«
    Nachdem die Königin ihre Ankündigung gemacht hatte, waren die Blicke der anderen Mädchen noch düsterer geworden. Ein paarmal versuchte ich noch, eines von ihnen in ein Gespräch zu verwickeln, aber dann gab ich entnervt auf und konzentrierte mich auf den Tanzlehrer, der über seine spitze Nase auf uns herabsah und Anweisungen gab.
    »Gerade! ... Eleganz, Mademoiselles, Schweben wie eine Feder! ... Ihre Feder hat das Gewicht eines Pferdes ...«
    So ging es immerfort. Ob das Fräulein

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