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Blutrote Lilien

Blutrote Lilien

Titel: Blutrote Lilien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen Weise
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Tänzerin war. Meine Leidenschaft galt den Falken und nicht den Tänzen. Wiederholt hatte sich mein Tanzlehrer in Chantilly darüber beschwert, dass ich ihm auf die Füße getreten war.
    Doch nun konnte ich nicht mehr zurück und irgendwie würde ich Condé schon zeigen, dass ich zu mehr in der Lage war, als mich von ihm retten zu lassen. Hatte ich nicht gerade erst bewiesen, dass ich eine gute Falknerin war, obwohl niemand daran geglaubt hatte?
    So wie der Prinz im Moment die Königin ansah, schien zwischen ihm und seiner Tante ein Groll zu liegen, dessen Ursprung mir unbekannt war und der wohl nicht erst seit diesem Tag bestand.
    Ich beschloss jedenfalls, mein Glück mit der Königin zu versuchen. Sie machte den Eindruck einer freundlichen Frau, die durchaus Menschen gebrauchen konnte, die es gut mit ihr meinten und nicht über sie oder ihr Auftreten lachten. Da ich wusste, wie es war, wenn die Menschen sich über einen lustig machen, hatten wir etwas Wichtiges gemeinsam, diese fremde Italienerin und ich. Sie war zwar ein ganzes Stück älter, aber vielleicht gelang es mir trotzdem, ihre Zuneigung und Gunst zu erringen, am Hof konnte man schließlich nie zu viele Freunde haben, vermutete ich.
    Doch bevor ich überhaupt etwas unternahm, musste ich erst einmal sehen, wo mein Falke geblieben war. Ich suchte die Bäume der näheren Umgebung ab und entdeckte ihn schließlich in einem hohen Baum, von dem herab er mich beobachtete. Wahrscheinlich fragte er sich gerade, was zum Teufel ich da unten trieb und welch eigenartige Geschöpfe wir Menschen wohl waren. Ich könnte ihm nicht widersprechen.

- 11 -
     
    Wie alles andere sprach sich auch mein Sieg gegen den Herzog d’Épernon in Windeseile herum. Am Abend fand ich auf meinem Kopfkissen eine weitere Notiz. Auf dieser stand »Bravo!« und daneben lag ein wunderschönes Federspiel mit tiefblauen langen Federn. Es war nicht schwer zu erraten, wer mir diesen Gruß gesandt hatte, und meine Freude darüber ließ mich die Übellaunigkeit seines Herrn fast vergessen.
    Trotzdem stand ich in der Nacht am Fenster und wartete darauf, dass er auf der anderen Seite auftauchte. Vielleicht hatte ich mich ja doch geirrt und die beiden sahen sich nur ähnlich.
    Lange stand ich dort, nachdem Manon schon längst zu Bett gegangen war, und nur eine Kerze auf dem Fensterbrett bildete einen Lichtpunkt in der Dunkelheit. Aber das Fenster auf der anderen Seite des Louvre blieb in dieser Nacht dunkel. Ich begriff selbst nicht genau, warum mich die Enttäuschung darüber um den Schlaf brachte. Erst kurz vor dem ersten Hahnenschrei fiel ich in einen traumlosen Schlaf.
    Auch der nächste Morgen brachte keine Verbesserung. Nach der Ankleidung ermahnte mich Vater, dass ich mich bemühen sollte, während der Ballettproben nützliche Kontakte zu schließen.
    »Es sind die Töchter einflussreicher Familien. Sieh zu, dass du dich von deiner besten Seite zeigst. Ich möchte nicht noch einmal von irgendwelchen Eskapaden hören. Es reicht, dass Henri sich aufführt, als hätte ihn der Hafer gestochen, weil er glaubt, die Politik könnte ohne seine Meinung nicht funktionieren.« Er verschränkte die Arme vor der Brust und sah missbilligend auf mich herab. »Keines meiner anderen Kinder hat solche Flausen im Kopf, von meiner Seite der Familie können diese Eigenheiten nicht stammen.«
    Ich biss mir auf die Lippe, um nichts zu erwidern, denn seine blitzenden Augen zeigten deutlich genug, dass er wütend war. Noch einmal ermahnte er mich, dann verließ er meine Kammer.
    Daraufhin rückte Manon mit dem Brenneisen an, das sie in der Hand hielt, als wäre es eine Waffe.
    »Ich glaube nicht, dass Vater mit den Flausen das gemeint hat«, sagte ich, aber meine Zofe war nicht von der Tat abzubringen, die sie für ihre Aufgabe hielt.
    »Es kann jedenfalls nicht schaden, sich auch äußerlich von der besten Seite zu zeigen«, erwiderte sie. »Oder wollt Ihr, dass man Eurem Vater nachsagt, er hätte einen Wildfang herangezogen?«
    Kritisch musterte ich sie, aber Manon hatte den Blick abgewandt und mir kam der Verdacht, dass Vater mit ihr gesprochen hatte. Vermutlich hatte er sie gebeten, mir ins Gewissen zu reden. Während sie mir die Locken eindrehte, wiederholte sie eine lange Liste mit Regeln, an die ich mich halten sollte und wovon Iss keine Zwiebeln zum Frühstück, denn das gibt schlechten Atem noch am einfachsten zu befolgen war.
    Mit diesen Ermahnungen im Gedächtnis machte ich mich auf den Weg in das

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