Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blutrote Lilien

Blutrote Lilien

Titel: Blutrote Lilien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen Weise
Vom Netzwerk:
Waffenkabinett des Königs, in dem die Proben stattfinden sollten. Warum ausgerechnet dort, wusste ich nicht, aber Henri hatte angedeutet, dass der König eine Abneigung gegen das Zimmer hegte und es selten betrat, weshalb es unwahrscheinlich war, dass er zufällig in die Proben platzte.
    Mittlerweile kannte ich mich im Louvre schon besser aus und kam nicht mehr überallhin zu spät, trotzdem war in dem Kabinett bereits eine Gruppe Mädchen versammelt, als ich es betrat. Die Mädchen standen an einem der Fenster und beobachteten etwas im Hof. Als die Tür klappte, drehten sie die Köpfe jedoch nach mir um und blickten mir neugierig entgegen. Offiziell war ich zwar noch nicht am Hofe eingeführt, aber einige Mädchen kannten mich vom Sehen. Ich zögerte, doch keines von ihnen machte Anstalten, auf mich zuzukommen, also tat ich den ersten Schritt und begab mich zu ihnen.
    Manche von ihnen lächelten mich zwar schüchtern an, hielten aber weiterhin Abstand zu mir. Keine von ihnen suchte das Gespräch. Ich hörte ihr Gemurmel und glaubte ein paarmal de Bassompierres Namen zu hören.
    Meine Schritte wurden langsamer.
    Würde mir der Klatsch auch hier anhängen? Was, wenn die Königin davon erfuhr?
    Als ich bei der Gruppe angekommen war, nickte mir eines der Mädchen zu, aber dann drehten sie sich wieder zum Fenster und beobachteten weiter das Schauspiel, das sich im Hof entspann. Ich beugte mich nach vorn, um zu sehen, was sie so fesselte, und hätte beinahe einen Unmutslaut ausgestoßen.
    Im Hof stand Condé und sprach mit Marschall de Vitry. Sie schienen tief in das Gespräch versunken.
    »Ach, er sieht so gut aus«, flüsterte ein Mädchen mit rotblondem Haar, das einen verträumten Ausdruck in den Augen hatte. Das Kleid aus rosafarbener Seide mit den Rüschen an den Ärmeln und am Ausschnitt und der gebauschte Rock ließen sie wie ein großes Stück Konfekt aussehen.
    »Ach, du wieder, Elisabeth«, erwiderte eine der anderen kopfschüttelnd. »Dir gefällt auch jeder. Seit dein Vater dir angekündigt hat, dass er dich verheiraten will, siehst du an jeder Ecke geeignete Mannsbilder. Aber willst du mit einem Hugenotten verheiratet werden? Also wirklich.« Ungehalten schnalzte das Mädchen mit der Zunge, doch Elisabeth zuckte nur mit den Schultern und bekam rote Wangen.
    »Was spielt das für eine Rolle, Mathilde?«, sagte sie. »Er ist immerhin der erste Prinz am Hof. Stellt euch nur die Privilegien vor!«
    »Aber was nützen dir diese Privilegien, wenn du den Hof nie verlassen darfst?«, erwiderte Mathilde. Sie war ein hochgewachsenes Mädchen mit dunklen Augen und einem spitzen, kleinen Kinn. Sie lächelte herablassend. »Nein, das wäre nichts für mich. Wenn Condé nur einen Fuß aus dem Louvre setzen will, muss er den König zuvor um Erlaubnis fragen, und seine zukünftige Frau genauso. Kein Wunder, dass sich keine Frau findet, die ihn heiraten will.«
    Ein drittes Mädchen begann laut zu lachen und stemmte die Hände in die Hüften. »Da habe ich aber etwas ganz anderes gehört. Es gibt wohl genügend Frauen, die nur zu gern die erste Prinzessin am Hof wären. Aber es heißt, der Prinz ist sich zu fein, er hat sie alle abgelehnt.«
    Elisabeth nickte eifrig, wobei sie die Hände vor der Brust verschränkte. »Neulich hat mir meine Zofe berichtet, er hätte die Marquise Dunois aus seinem Schlafzimmer gejagt, nachdem sie sich heimlich im Schrank versteckt hatte.«
    Die Mädchen brachen in Gelächter aus, aber ich starrte nur stirnrunzelnd auf die Gestalt im Hof. Ob diese Geschichte wirklich der Wahrheit entsprach? Bei dem Gedanken daran zog sich mir der Magen zusammen, ohne dass ich sagen konnte warum.
    Als hätte er meinen Blick gespürt, sah er plötzlich nach oben. Erschrocken wich ich zurück und sofort sahen mich die Mädchen an. Ihre Blicke schienen mich durchdringen zu wollen.
    »Was meint Ihr dazu, Mademoiselle?«, sprach mich Mathilde auf einmal an.
    »Wozu?«, stammelte ich.
    »Na, zu unserem Prinzen.«
    Ich wusste nicht, was ich sagen sollte, daher schwieg ich, aber Mathilde schien mein Schweigen als Antwort zu verstehen.
    »Nun, Ihr seid ja mit dem Marquis de Bassompierre verlobt, da ist der Prinz natürlich kein Vergleich. Wie es heißt, konntet Ihr es kaum erwarten, de Bassompierre wiederzusehen.« Sie kicherte boshaft hinter vorgehaltener Hand und ein paar der Mädchen taten es ihr gleich.
    Ich schäumte vor Wut, aber ich konnte auch nicht auf dem Absatz kehrtmachen, also begnügte ich mich damit, sie

Weitere Kostenlose Bücher