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Blutrote Sehnsucht

Blutrote Sehnsucht

Titel: Blutrote Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Squires
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Klosters bestanden, war hier und da mit rechteckigem Licht gesprenkelt. Mirso erwachte bei Nacht zum Leben. Andere würden den Anblick als nicht von dieser Welt bezeichnen, als böse und Furcht erregend, für Stephan aber war er sein Zuhause.
    Von seiner Mutter im Stich gelassen, war er im Kloster Mirso aufgewachsen, wo er wie eine Kostbarkeit von Rubius und den Ältesten aufgenommen worden war, da Kinder sogar damals schon sehr selten gewesen waren. Doch er war keine Kostbarkeit. Eine eklatante Fehleinschätzung. Er, Stephan Sincai, war der Liebe des Einzigen, an dem ihm je etwas gelegen hatte, unwürdig ... Ja, das war er.
    Rubius hätte ihn nicht in die Welt hinausschicken sollen. Vielleicht hätte er, Stephan, dann niemals all das Leid verursacht. Die Ältesten hatten gesagt, er müsse die Welt kennenlernen, bevor er ihr entsagen konnte. Aber sie war nichts für ihn, war es nie gewesen, und nun wollte er nur noch in rituellen Gesängen und Enthaltsamkeit vergessen, was seine Fehler die Welt gekostet hatten.
    Doch würde Rubius ihn nach seinen Verfehlungen wieder aufnehmen? Ein Frösteln überlief Stephan, das nichts mit dem kalten Wind zu tun hatte. Falls es noch Götter gibt, die dir zuhören wollen, bete zu ihnen, dass man dir erlaubt zu bleiben , dachte er. Das Kloster war der einzige Zufluchtsort, an den er sich noch wenden konnte.
    Etwa eine Stunde später erreichte er die mächtigen, eisenbeschlagenen Tore Mirsos. Im heftigen Schneegestöber saß er ab und ging zum Tor. Die riesige, an einer Kette hängende Eisenkugel, die als Türklopfer diente, wartete darauf, von ihm bedient zu werden. Es würde übermenschliche Kraft erfordern, sie anzuheben, aber das war ja der Sinn der Sache, nicht? Hinter den Toren hörte Stephan das Scharren des schweren Riegels, an das er sich noch gut erinnerte. Dann öffnete sich eins der Tore, und ein Mönch in einer schwarzen Kutte, die von einem groben Strick zusammengehalten wurde, erschien vor ihm. Er hatte die Arme über der Brust verschränkt, seine Hände steckten in weiten Ärmeln, und von seinem Gesicht war nichts zu sehen im Schatten der Kapuze.
    Stephan presste die Lippen zusammen. »Ich bin Stephan Sincai und möchte Rubius sehen«, sagte er in der alten Sprache. Die Worte gingen nahezu unter in dem starken Wind.
    »Ich weiß, wer du bist«, erwiderte die Gestalt und drehte sich auf dem Absatz um. Stephan folgte ihr. Der Mönch schien über den riesigen, von mindestens einem halben Meter Schnee bedeckten Hof zu schweben. Es war alles noch so, wie Stephan es in Erinnerung hatte, die hohen Steinmauern und in der Mitte des Hofes der plätschernde Brunnen, der nichts weiter als ein Haufen Felsen in einem schlichten Steinkreis war. Dieser Brunnen war jedoch der Ursprung von allem, denn das Kloster war um ihn herum erbaut worden. Der »Hochbetagte« hatte ihn einst mit dem Parasiten in seinem Blut verseucht, den Stephans Gattung heute den Gefährten nannte. Das Wasser wiederum hatte Menschen infiziert, vor so unendlich langer Zeit, dass einzig Rubius sich noch daran erinnerte. Nur ein paar starben nicht durch das verseuchte Wasser, aber das Blut dieser wenigen Überlebenden machte andere, die infiziert waren, immun dagegen. Aus dieser simplen Quelle war ihre Rasse entstanden. Vielleicht war es ein Fluch. Früher oder später waren sie der Last des Alters oder der ihrer eigenen Sünden nicht mehr gewachsen und brauchten einen Zufluchtsort. Sie alle endeten im Kloster Mirso.
    Stephan folgte dem Mönch durch die Türen am anderen Ende des Hofes, dann die Wendeltreppe des Hauptturmes hinauf und in das kleine Empfangszimmer, wo der Mönch ihn allein ließ. Der Raum enthielt nur einen harten Stuhl mit geschnitzter Rückenlehne. Bittsteller um eine Audienz bei Rubius verdienten keine Bequemlichkeit.
    »Rubius wird dich empfangen.«
    Stephans Kopf fuhr hoch. Er hatte den Mönch nicht eintreten gehört, weil er mit seinen Gedanken woanders gewesen war. Er erhob sich und trat geduckt durch die niedrige Tür am anderen Ende des kahlen Raumes.
    Rubius’ Privatgemächer standen in krassem Gegensatz zu der spartanischen Atmosphäre des übrigen Klosters. Tapisserien schmückten die Wände, türkische Teppiche bedeckten den Steinfußboden. Ein Feuer brannte im Kamin und warf zusammen mit den im Raum verteilten Kerzen ein warmes Licht auf dick gepolsterte Ledersessel, eine Anrichte, auf der Brandy und Süßigkeiten bereitstanden, und Rubius’ Kunstsammlung. Stephan blickte sich nach den

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