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Blutrote Sehnsucht

Blutrote Sehnsucht

Titel: Blutrote Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Squires
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Kleine war verwundbar – doch was kümmerte ihn das? Sie hatte Mut. Sie hatte den Richter buchstäblich dazu herausgefordert, sie festzunehmen. Stephan schüttelte den Kopf. Und wenn schon! Für ihn war das belanglos.
    Höchste Zeit, sich wieder auf seine Mission zu konzentrieren. Von Watkins hatte er den Namen eines Grundstücksmaklers erfahren und sollte diesen Pillinger um sechs Uhr vor dem Rathaus treffen. Vermutlich würde es Tage dauern, alle zu vermietenden Häuser in der Gegend zu besichtigen. Aber er hielt es für wahrscheinlicher, dass die Vampire sich in einem bequemen Haus statt einer feuchten Höhle eingenistet hatten. Er würde sich von Pillinger eine Liste geben lassen, um in der Ungestörtheit der Nacht den wahrscheinlicheren Kandidaten einen Besuch abstatten zu können. Vielleicht würde Pillinger ja auch sein anderes Bedürfnis erfüllen ... Mit etwas Glück war er ein kräftiger junger Mann mit reichlich Blut. Stephan trat in die Nacht hinaus und überließ es den streitlustigen Bürgern in der Schenke, sich den Kopf darüber zu zerbrechen, was Jemmy widerfahren war.
    Es dauerte ein paar Tage, in denen Ann bei ihrem Onkel saß und ihm vorlas, wenn er nicht gerade schlief, um die Erinnerungen an Jemmy in ihr abklingen zu lassen. In den Nächten in ihrem einstigen Kinderzimmer wurde sie von erotischen Träumen heimgesucht, in denen immer dieser Stephan Sincai eine Rolle spielte. Jennings schloss sie abends gewissenhaft in ihrem Zimmer ein, und den Geheimgang wagte sie nicht zu benutzen, weil draußen Monster und Dorfbewohner lauerten und offenbar nur darauf warteten, dass sie sich sehen ließ. Anns einzige Freude war, dass ihr Onkel sich langsam zu erholen schien, und es ihr gelang, ihren Cousin zu meiden. Obwohl er nicht gerade sportlich wirkte, verbrachte er jeden Tag in der Jagdhütte und die Abende bei Brandy in der Bibliothek von Maitlands Abbey. Daher war sie auch nicht darauf gefasst, ihm zu begegnen, als sie eines späten Abends aus dem Zimmer ihres Onkels kam.
    Aber Van Helsing stieg gerade die Treppe hinauf. »Cousine!«, rief er. »Ich würde gern ein paar Worte mit Ihnen sprechen.«
    »So?« Ann blieb auf dem Korridor stehen, um ihn im Vorbeigehen nicht versehentlich zu berühren. »Brauchen Sie irgendetwas?«, erkundigte sie sich kühl. Das würde ihn hoffentlich entmutigen.
    Er lächelte jedoch unverdrossen und legte den Kopf ein wenig schief. »Ja ... so ist es«, antwortete er. »Ich brauche etwas ganz Bestimmtes. Würden Sie mich in die Bibliothek begleiten?«
    Ein kalter Schauder lief ihr über den Rücken. Unsinn, sagte sie sich. Wenn es auch nur so aussieht, als könnte er frech werden, brauchst du nur Polsham zu rufen.
    »Natürlich«, murmelte sie und folgte ihm den Gang hinunter. Ein anheimelndes Feuer brannte im Kamin der Bibliothek, und der Geruch des brennenden Holzes, der vielen alten Bücher und Ledereinbände war ein sehr beruhigender.
    Van Helsing hielt sofort auf die Kristallkaraffen auf der Anrichte zu. »Nun ...«, begann er, während er sich ein Glas von dem bernsteinfarbenen Whisky einschenkte, »ich dachte, ich sollte Ihnen meine Absichten kundtun, bevor ich mit Ihrem Onkel darüber spreche.«
    »Ihre Absichten?«, murmelte sie.
    »Ich denke, ich kann Sie beide unter den gegenwärtigen traurigen Umständen beruhigen. Ich habe mich dazu entschlossen, Ihren Onkel um Ihre Hand zu bitten.«
    Anns Gedanken überschlugen sich. Er wollte um ihre Hand anhalten? Obwohl ihr Onkel schwer krank war und er sie praktisch schon draußen auf dem Gang bedroht hatte? Nachdem er ein Mädchen missbraucht hatte, das unter ihrem Schutz stand? »Sie können sich die Mühe sparen, Cousin. Meine Antwort lautet nein.«
    »Ich weiß, dass wir uns noch nicht lange kennen«, fuhr er lächelnd fort, als hätte er ihren Einwand nicht gehört. »Aber Ihr Onkel könnte jeden Moment versterben, und er würde vorher gern eine gute Verfügung für Sie treffen.«
    »Ver ... fügung?« Ann konnte vor Empörung fast nicht sprechen.
    »Er möchte sichergehen, dass Sie nach seinem Tod versorgt sind. Es wäre eine große Freude für ihn, Sie verheiratet zu sehen.«
    Ann richtete sich zu ihrer nicht sehr beeindruckenden Größe von einem Meter fünfundfünfzig auf. »Eine Freude, auf die er wird verzichten müssen. Eine Heirat ist für mich unmöglich.« Das dürfte unverblümt genug sein, falls eine direkte Absage ihm nicht genügte.
    Van Helsing bekam wieder diesen verschlagenen Blick. Der Anflug eines

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