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Blutrote Sehnsucht

Blutrote Sehnsucht

Titel: Blutrote Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Squires
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bewahre! Selbst wenn sie den gefürchteten Akt mit einem Partner, den sie nicht abstoßend fände, zustande brächte, wie könnte sie riskieren, eine Tochter zu bekommen? Sie würde ihr ja den Fluch vererben ... Nein. Alle diese Probleme würden mit ihr sterben. Auch ihr Onkel hatte nie geheiratet, um zu vermeiden, jemanden wie sie hervorzubringen.
    Das alles machte ihr schwer zu schaffen. Ein Fehler, eine Anomalie der Natur – das war sie. Und mehr als das noch eine Last. Sie hatte das Leben ihrer Eltern zerstört und das ihres Onkels zu einem immer währenden Opfer, zu einem Verzicht gemacht. Und nun würde sie vielleicht mit einem Mann an ihrer Seite enden, den sie hasste und der sie mit dem Segen der Gesellschaft vergewaltigen und in den Wahnsinn treiben würde. Ann begann wieder zu laufen, rannte den Pfad hinauf und zwischen den Bäumen hindurch auf ihre ganz besondere Höhle zu. Ein aromatischer Duft hing in der Luft, der sie an Zimt erinnerte. Was war das?
    Sie stieß beinahe mit ihm zusammen.
    Erschrocken schnappte sie nach Luft und wich zurück. »Was ... was tun Sie hier?«
    Stephan Sincai stand einfach nur da. Sein schwarzer Rock schien mit der Dunkelheit zu verschmelzen, doch er selbst sah erstaunlich lebendig aus. Seine hochgewachsene Gestalt ragte vor ihr auf und zog ihren Blick auf die ausgeprägten Muskeln unter seiner Kleidung. Noch nie war sie sich so sehr des Körpers eines Mannes unter all dem Stoff bewusst gewesen. Im Mondlicht, das durch die Bäume fiel, sah sie die Stärke, die sein Gesicht verriet, aber auch ... die Düsternis in ihm. Er war ein Mann, der mit sich kämpfte. In seiner Vergangenheit lag sehr viel Schmerz. Er mochte weiß Gott was für Sünden begangen haben, doch sein Gesichtsausdruck besagte, dass er schwer damit zu kämpfen hatte.
    »Das könnte ich Sie auch fragen«, brummte er. Er hat einen reizvollen Akzent, dachte sie.
    Warum sie sich jedoch genötigt fühlte, ihm zu antworten, hätte sie selbst nicht sagen können. »Ich ... ich musste an die frische Luft.«
    Er zog nur die Brauen hoch, wie um ihr zu verdeutlichen, dass sein Grund der gleiche war.
    Jetzt wusste sie wieder, warum sie sich nicht einfach abwenden und gehen konnte. Er war ihr zu Hilfe gekommen. Zweimal nun schon. Ann räusperte sich. »Ich bin froh, dass ich Ihnen in die Arme gelaufen bin. Oder fast. Dass wir uns hier begegnet sind, meine ich. Ich hatte noch gar keine Gelegenheit, mich richtig bei Ihnen zu bedanken ... für neulich nachts ... und für Ihre Unterstützung im Dorf ...« Gott, was für ein Gestammel! Die Erinnerung an ihre erotischen Träume von ihm ließ sie heiß erröten.
    »Das war nicht der Rede wert«, sagte er mit unergründlichem Gesichtsausdruck.
    Ann erinnerte sich plötzlich, dass er den Zwischenfall im Gasthof, als Jemmy sie angefasst hatte, mit angesehen hatte. Er war Zeuge gewesen, wie sie Dinge, die sie gar nicht wissen konnte, zu ihrer Verteidigung benutzt hatte. »Ich bin keine Hexe.« Stimmte das? Und warum sah sie sich genötigt, es ihm zu versichern?
    »Und was sind Sie?«
    War das ein Lächeln um seine Mundwinkel? Wie anders dieses Lächeln war als das ihres Cousins! Sie hob das Kinn. »Ich ... ich habe eine Behinderung.« So. Das müsste genügen, um ihn zu bremsen.
    Aber weit gefehlt. Er runzelte die Stirn. »Was für eine Art Behinderung?«
    Wie unhöflich! Ann verkniff sich jedoch eine scharfe Entgegnung, denn immerhin stand sie in seiner Schuld. Sollte sie es ihm erzählen? Konnte sie es? So geradeheraus war sie noch nie danach gefragt worden. »Ich erfahre Dinge über Leute, wenn ich sie berühre. Auch über Gegenstände, obwohl die Wirkung schwächer ist.«
    »Das nennen Sie eine Behinderung? Ich finde das sehr nützlich.«
    Nützlich? Er konnte ja nicht wissen, dass sie alles über einen Menschen erfuhr, dass sie vom ganzen Wesen dieser Person durchflutet wurde, bis sie sich selbst kaum noch von diesem Menschen zu unterscheiden wusste. Und das konnte sie ihm nicht sagen. Ann zwang sich zu einem reuevollen kleinen Lächeln. »Nützlich? Ich kann wirklich nicht behaupten, dass das die Beschreibung ist, die mir dazu einfällt.«
    Trotz der Dunkelheit des Waldes sah sie ihn nicken. »Nun ja, vielleicht tatsächlich nicht.« Der Zimtgeruch kam von ihm – ähnlich wie das Lavendelwasser, das Männer nach der Rasur benutzten, nur würziger. Und unter dem Zimtgeruch lag noch ein anderer, der schwächer und schwerer zu bestimmen war. Die Luft war von einer vibrierenden

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