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Blutrote Sehnsucht

Blutrote Sehnsucht

Titel: Blutrote Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Squires
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    Van Helsing trank einen Schluck Whisky. »Sie ist schrullig – oder Schlimmeres. Und vergessen wir doch nicht, dass sie auch eine Mörderin sein könnte. Die Einzige, die dumm genug ist, in dieses Haus zu kommen, haben Sie schon bei Ihrem Herrn und Meister sitzen.« Er schenkte sich aus der Karaffe auf dem Beistelltischchen ein. »Sie liebt ein bisschen zu sehr ihren Gin, aber in unserer Lage können wir nicht wählerisch sein.«
    »Mrs. Simpson ...«
    »... ist die Köchin. Sie hat viel zu tun. Besonders jetzt, da sie keine Hilfe mehr hat dank der Einmischung meiner Cousine.« Wieder trank er einen großen Schluck von seinem Whisky. »Lassen Sie die Creevy tagsüber mal bei Ann hereinschauen. Mrs. Simpson kann sich ja dann nachts zu ihr setzen. Solange sich das nicht auf ihre eigentlichen Pflichten auswirkt.«
    Polsham setzte eine grimmige Miene auf. »Ich werde es ihr ausrichten, Sir«, erwiderte er kühl und wandte sich zum Gehen.
    »Polsham!«
    Er drehte sich um. »Sir?«
    »Ich will, dass Sie niemanden in dieses Haus einlassen. Keine Fremden, hören Sie?«
    »Sie haben gerade selbst erklärt, dass niemand herkommen würde, Sir«, entgegnete Polsham mit ausdrucksloser Stimme.
    Van Helsing verzog das Gesicht. »Tun Sie einfach, was ich sage!«, erwiderte er gereizt. »Und jetzt gehen Sie!«
    Polsham stapfte aus dem Zimmer. Van Helsing stürzte den Rest seines Whiskys herunter, trat wieder vor das Feuer und stieß mit seiner Stiefelspitze gegen eins der Scheite. Funken stoben in den Schornstein auf. Sein Gesichtsausdruck war maliziös. Er würde wie ein geprügelter Hund reagieren, der aus Angst zubiss. Stephan gefiel es plötzlich gar nicht, dass dieser Van Helsing im Augenblick die Anweisungen in diesem Haushalt gab. Die Dienstboten waren zu Recht besorgt.
    Van Helsing straffte die Schultern und drehte sich langsam zu den großen Fenstern um, die auf die gepflegten Gärten hinausgingen. Schnell zog Stephan sich in den Schatten des Gebäudes zurück, als Anns Cousin stirnrunzelnd an eins der Fenster trat. Das Einzige, was er jedoch sehen und hören würde, waren die Schwärze der Nacht und den Wind, der durch die Bäume pfiff.
    Doch Van Helsings Augen weiteten sich vor Schreck. Sein Blick huschte über die Landschaft, und dann wich er so abrupt vom Fenster zurück, dass das Glas ihm aus der Hand fiel und seinen Inhalt über das verspielte Muster des Aubussonteppichs vergoss.
    Der Mann wusste, dass Stephan hier war. Daran bestand kein Zweifel. Aber wie konnte das sein? Und Van Helsing hatte Angst. »Polsham!«, brüllte er, und dann rannte er zu den Vorhängen und löste die seidenen Quasten, die sie zusammenhielten. Als könnten sie Stephan daran hindern hineinzukommen, wenn er wollte!
    Spürte Van Helsing die Schwingungen, die von ihm, Stephan, ausgingen? Aber warum jagte ihm das Angst ein? Schließlich konnte er nicht wissen, was sie bedeuteten. Oder war er vielleicht ähnlich feinfühlig wie seine Cousine? Gewiss wusste er nicht, wovor er Angst hatte, doch er war misstrauisch geworden und hatte auf jeden Fall ein mulmiges Gefühl.
    Stephan zog sich in den Garten zurück, als gerade ein paar vereinzelte kleine Regentropfen zu fallen begannen. Verdammt! Es ging alles Mögliche vor sich in diesem Haus. Er suchte Schutz unter einer riesigen alten Tanne und starrte zum dritten Stock hinauf, wo in einem einzigen Fenster ein schwaches Licht zu sehen war. Das Mädchen lag im Koma. Stephan versuchte, sich zu erinnern, was er über diesen Zustand wusste. Ein Koma konnte einen Tag andauern oder ewig. Er stellte sich Ann dort oben in ihrem schmalen Bett vor, bewusstlos, hilflos und allein, weil sie versucht hatte, ihm zu helfen. Irgendwo in der Ferne grollte Donner.
    Es war nicht seine Sache, was mit ihr geschah. Sie lenkte ihn nur von seiner Aufgabe hier ab. Er hatte genug Schuldgefühle, ohne sich noch weitere aufzuhalsen. Waren die gegen seine eigene Spezies begangenen Verfehlungen nicht wichtiger als das, was einer einzelnen jungen Frau geschehen mochte?
    Wenn doch wenigstens nicht auch noch der Onkel krank wäre! Nur mit Dienstboten, um ihr beizustehen, im Haus ... Sie konnten sie nicht beschützen. Und Van Helsing hatte recht. Niemand aus dem Dorf würde hierherkommen.
    Mrs. Simpsons Befürchtung, dass die junge Frau allein und verängstigt aus dem Koma erwachen würde, ging ihm nicht aus dem Sinn.
    Vielleicht war es ja gar nicht so schlimm. Diese Leute waren nur überreizt. Dem Onkel würde es

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