Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blutrote Sehnsucht

Blutrote Sehnsucht

Titel: Blutrote Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Squires
Vom Netzwerk:
ganz normales Zimmer. Die Mönche setzten ihre Kapuzen auf ... und alle trugen Handschuhe, bemerkte Stephan.
    Sie waren angezogen, um in die Sonne hinauszugehen.
    Deirdre bedeutete ihm, die Leiter hinaufzusteigen. Zwei Mönche folgten ihm. Als er zu der Luke kam, drückte er sie auf. Das erste Morgenlicht blendete ihn schon fast. Er bedeckte die Augen. Doch da wurde er auch schon von unten geschubst und stolperte nackt, wie er war, ins Licht hinaus.
    Er befand sich auf einem der Wehrtürme Mirsos, hoch über dem eigentlichen Kloster unter ihnen. Die ersten Sonnenstrahlen kribbelten und brannten auf seiner Haut. Als er zwischen den Fingern hindurchspähte, sah er die majestätischen Karpaten, deren dunkelgrün bewaldete Hänge steil ins Tal hinunterfielen. Der kleine runde Platz, auf dem er stand, war von kreneliertem Stein umgeben, und in der Mitte standen zwei massive Holzpfosten mit schweren Ketten.
    Furcht schnürte Stephan die Kehle zu. Sie würden ihn nackt hier in der Sonne an die Pfosten binden! Der vom Licht verursachte Schmerz nahm zu. Stephans Augen brannten, und er konnte spüren, wie seine Haut sich rötete. Und dabei war es noch ganz früh am Morgen. Die Sonne würde erst Stunden später hinter den Bergen hervorkommen. Und wenn es so weit war ...
    »Geh da rüber!«, sagte einer der Mönche und stieß ihn mit einem Stock voran. »Wir wollen nicht länger hier draußen sein als nötig.« Stephan wankte auf die beiden Pfosten zu. Dort ketteten sie ihn an Händen und Füßen an und stiegen dann schnell wieder in den angenehm dunklen Raum hinunter. Stephan konnte hören, wie die Schwestern sie ermahnten, ihre Kräfte zu vereinen und unter allen Umständen zu verhindern, dass er seine benutzte oder seinen Gefährten rief. Sie würden alle zwei Stunden ausgewechselt werden, damit sie nicht die Konzentration verloren. Die Luft unter ihm vibrierte von ihrer Macht. Zwei begannen, eine Partie Schach zu spielen.
    Stephan schloss die Augen gegen das Licht. Aber wenn die Sonne über die Berge trat, würde ihn nichts mehr schützen können. Das Schlimmste von allem war, dass er nicht sterben würde. Sein Gefährte würde ihn heilen, wie schwer verletzt er auch war. Doch erst, nachdem er die denkbar schlimmsten Qualen für jemanden seiner Spezies erlitten hatte.
    Nacht, kostbare, wunderbare Nacht! Wie aus weiter Ferne spürte Stephan, dass die Sonne unterging. Sein Herz schlug, seine Nerven sandten Signale an sein Gehirn, so schrecklich sie auch waren, und das Blut rauschte ihm durch die Adern. Der Gefährte hatte ihn am Leben erhalten. Nun würde er beginnen, ihn zu heilen. Stephan hatte hin und wieder das Bewusstsein verloren, aber dann waren jedes Mal die Mönche heraufgekommen, um ihn zu wecken und ihm Wasser zu trinken zu geben. Am Ende musste er furchtbar ausgesehen haben, denn auf ihren Gesichtern hatte ein grimmiger Ausdruck gelegen. Seit den letzten beiden Stunden ließen die Qualen langsam nach, da die Sonne hinter den Bergen verschwand und keinen direkten Schaden mehr anrichten konnte, aber die Mittagsstunden hatten schon ihren Tribut gefordert, und der brennende Schmerz tobte immer noch in seinem Körper ...
    Schließlich kamen die Mönche und lösten seine Ketten. Stephan konnte nicht einmal die Augen öffnen. Sie waren wie zugeschweißt. Vielleicht war es auch besser so. Er wollte sich selbst nicht sehen.
    »Armer Kerl!«, murmelte einer der Mönche. Ihre Hände an seinem Körper brachten ihn fast zum Schreien, doch seine Kehle war so rau, dass er gar nicht mehr dazu imstande war. »Was mag er verbrochen haben?«
    Ich habe masturbiert, wollte er schreien, aber seine Lippen gehorchten ihm nicht. Die Mönche legten sich seine Arme über die Schultern, und das war so schmerzhaft, dass ihm wieder schwarz vor Augen wurde.
    Stephan verdrängte die Erinnerung an die ausgestandenen Qualen. Inzwischen verbrachte er schon die dritte Nacht in Miss Anns Zimmer, saß mit einem aufgeschlagenen Buch auf dem Schoß an ihrem Bett und betrachtete sie hin und wieder. Das dämmrige Kinderzimmer war immer mehr zu einem schützenden Kokon für ihn geworden, der ihn zwar nicht vor seinen Erinnerungen bewahren konnte, ihn jedoch von den hinter ihm liegenden Morden isolierte und von der kommenden, schweren Prüfung, in der er in einem finalen Wettkampf mit dem Bösen alles auf eine Karte setzen würde.
    Doch an all das wollte er nicht denken, sondern sich lieber auf Ann van Helsing konzentrieren. Ihr im Schein der Kerze

Weitere Kostenlose Bücher