Blutrubin Trilogie - Band 1: Die Verwandlung (German Edition)
zitternden Händen versuchte ich die Riemen an meinen Schuhen zu lösen, was sich als schwierig erwies, denn ich hatte kaum noch ein Gefühl in meinen eisigen Fingern. Schließlich gelang es mir doch und ich riss mir die Schuhe von den Füßen, schleuderte sie zu Seite und rannte los.
Ich spürte weder die eisige Kälte des Asphalts, noch die Schmerzen, die ich durch den Sturz davongetragen hatte, denn das Adrenalin in meinem Körper verdrängte jegliches Gefühl und so lief ich einfach nur um mein Leben. Als in meiner unmittelbaren Nähe ein lautes Krachen zu hören war, schlug ich einen Haken und bog in eine noch dunklere Seitenstraße.
Meine Lungen brannten und meine Beine waren derart übersäuert, dass es sich anfühlte, als gehören sie nicht zu mir, aber die Todesangst gab mir die Kraft weiter zu laufen. Immer wieder versuchte ich mich zu orientieren, doch ich geriet immer tiefer in den finsteren Teil der Stadt. An einer Haustür machte ich halt und hämmerte mit meinen Fäusten dagegen, doch wie ich befürchtet hatte, öffnete niemand und so rannte ich planlos weiter.
Gerade als ich dachte ich hätte keine Kraft mehr auch nur einen Meter weiter zu laufen, packte mich jemand von hinten, legte mir eine Hand auf den Mund und zog mich in einen der unbeleuchteten Hauseingänge. Ich schlug um mich und versuchte mich aus dem stählernen Griff zu befreien, doch ich hatte meinem Angreifer nichts entgegenzusetzen. Ich schloss für einen Moment lang die Augen und fragte mich, ob ich jetzt sterben würde?
»Pssst, beruhige dich bitte, ich bin es«, flüsterte eine mir vertraute Stimme. Mein Körper entspannte sich und ich stellte umgehend meine Gegenwehr ein.
»James?«, fragte ich keuchend in seine Handfläche.
»Sei still!«, befahl er und nahm die Hand von meinem Mund. Ich drehte mich langsam um und sah ihn mit großen Augen fragend an, doch er bedeutete mir, nicht zu reden und legte demonstrativ einen Finger auf seine Lippen.
Regungslos standen wir dicht an die Wand gepresst da und ich wagte kaum zu atmen. Als das Knurren sich näherte, hielt ich die Luft an und einen Herzschlag später, rannte jemand an uns vorbei. Die Person war so unmenschlich schnell das ich sie kaum erkennen konnte, doch für den Bruchteil einer Sekunde hatte ich sein Gesicht gesehen und wusste, dass es der Vampir war, der mich gebissen hatte. Ich presste mich ganz fest an James stählernen Körper und wir rührten uns nicht von der Stelle.
Nach einer gefühlten Ewigkeit löste er sich aus seiner Starre und sah mir kurz in die Augen.
»Wir müssen so schnell wie möglich weg hier«, flüsterte er, beugte sich ein wenig nach vorn und sah sich zu beiden Seiten um. Als er sich vergewissert hatte, dass wir alleine waren, lief er los und zog mich hinter sich her. Doch meine müden Beine verweigerten den Dienst und ich stürzte erneut. James fuhr herum, sah mich kurz an und fluchte leise, dann hob er mich mit einer derartigen Leichtigkeit vom Boden auf und setzte sich in Bewegung.
»Du hast nicht gelogen?«, schluchzte ich an seine Schulter gepresst, während er immer weiter lief.
»Natürlich habe ich nicht gelogen, aber lass uns darüber reden, wenn wir in Sicherheit sind«, sagte er knapp, bog kurz darauf in eine hell beleuchtete Straße ein, wo er stehen blieb und mich vorsichtig zu Boden ließ.
»Wird es gehen?«, fragte er besorgt und sah auf meine nackten Füße.
Ich nickte, vermied es aber, mit meinem verletzten Fuß aufzutreten und stützte mich deshalb an einer Laterne ab, während er versuchte ein Taxi anzuhalten. Einige Passanten warfen mir einen besorgten Blick zu, was auch nicht weiter verwunderlich war, so wie ich aussah. Ich stand barfüßig im Dezember auf dem Gehweg, meine Knie waren blutig aufgeschlagen und ich umklammerte eine Laterne.
Als James endlich ein Yellow Cab ergattert hatte, schob er mich sanft auf die Rückbank, nannte dem Fahrer die Adresse eines Hotels und ließ sich dann erleichtert in den Sitz fallen.
»Wohin fahren wir?«, wollte ich wissen und versuchte dabei meine blutigen Handflächen von Schmutz zu befreien.
»In mein Hotel, dort sind wir erst einmal in Sicherheit«, antwortete er und schloss die Augen.
»Warum bringst du mich nicht einfach zurück zu meiner Schwester?«, protestierte ich, doch James schüttelte den Kopf.
»Zu gefährlich«, war alles, was er sagte.
»Zu gefährlich?«, wiederholte ich fragend, doch er antwortete nicht. James sah aus dem Fenster, den Blick in weite Ferne
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