Blutrubin Trilogie - Band 1: Die Verwandlung (German Edition)
schoss ich aus meinem Sessel hoch und rannte hinaus.
»Endlich bist du wieder …«, ich verstummte schlagartig als Evelyn mitten in der Eingangshalle stand. Suchend blickte ich mich nach James um.
»Wo ist James?«, meine Stimme klang barsch und feindselig.
»Eines nach dem anderen«, entgegnete sie gelassen, lief selbstbewusst an mir vorbei in den Salon und nahm in einem der Sessel Platz. Ich folgte ihr und ließ sie dabei nicht aus den Augen. In einen angemessenen Abstand lehnte ich mich an eines der Bücherregale und verschränkte die Arme vor der Brust.
»Ich habe dich gefragt, wo James ist?«, wiederholte ich meine Frage. Ihre arrogante, gleichgültige Art brachte mich auf die Palme und ich war kurz davor, die Beherrschung zu verlieren. Da ich jedoch einen Vampir vor mir hatte, zügelte ich mein Temperament, so gut es nur ging. Evelyn taxierte mich lange, dann lächelte sie süffisant.
»Ich sehe du redest nicht lange um den heißen Brei herum und möchtest gleich zum geschäftlichen Teil kommen.«
Starr vor Entsetzen stand ich ihr gegenüber, während sie mich aufmerksam beobachtete. Die Angst um James schnürte mir die Kehle zu und ich benötigte einen Moment, um meine Stimme wiederzufinden. Ich musste jetzt stark sein und durfte ihr gegenüber auf keinen Fall Schwäche zeigen, denn darauf schien sie nur zu warten.
»Komm endlich zur Sache«, blaffte ich sie an. Sie lachte ihr helles Lachen und hielt sich theatralisch die Hand auf den Bauch.
»Ihr Sterblichen seid doch wirklich zu drollig«, kicherte sie amüsiert. Ich horchte auf. Evelyn wusste anscheinend noch nicht, dass ich unsterblich war. Vielleicht würde sich diese Tatsache als Vorteil für mich herausstellen, doch zuerst musste ich herausbekommen, was mit James geschehen war. Sicher war es klüger diese Frau nicht zu reizen und so versuchte ich rasch, meiner Stimme einen etwas versöhnlichen Klang zu geben.
»Geht es James gut?«
»Den Umständen entsprechend«, verriet sie und nahm zufrieden den besorgten Ausdruck in meinem Augen wahr, den ich gerne vor ihr verborgen hätte. »Es liegt jetzt ganz bei dir, ob sich sein Zustand bessert, oder verschlechtert.« Meine Hände begannen zu zittern und ich verschränkte sie schnell ineinander, um diese Tatsache vor Evelyn zu verbergen.
Mittlerweile waren meine drei Geister in der Tür erschienen und Berta schlug sich bei Evelyns Worten entsetzt die Hände vor den Mund.
»Was willst du?«, fragte ich ruhig, obwohl ich vor lauter Verzweiflung am liebsten laut aufgeschrien und auf irgendetwas eingeschlagen hätte.
Evelyn erhob sich langsam und kam auf mich zu. Aus den Augenwinkeln konnte ich erkennen, dass alle drei Geister eine ruckartige Bewegung nach vorne machten. Ich hob rasch die Hand, um ihnen zu bedeuten, dass ich ihre Hilfe nicht benötigte. Evelyn wollte etwas von mir und sie benutzte James als Druckmittel. Sie würde mir nichts antun, das wusste ich. Jedenfalls solange nicht, bis sie hatte, was sie wollte.
Einen halben Meter vor mir blieb sie stehen und sah mich amüsiert an.
»Ich werde morgen um genau dieselbe Zeit wiederkommen. Wenn dir das Leben deines Liebsten etwas wert ist, überreichst du mir dann die beiden Blutrubine. Solltest du das nicht tun, wirst du James nie wieder sehen«, teilte sie mir mit und schwirrte so schnell an mir vorbei in die Eingangshalle, dass mir keine Zeit blieb, etwas zu erwidern. Ich öffnete meinen Mund, doch da war sie auch schon verschwunden.
»Wieso zwei Blutrubine?«, wiederholte ich, während ich noch immer auf die große Eingangstür sah. Den Blutrubin, den James und ich abwechselnd getragen hatten, musste sie doch bei ihm gefunden haben.
Fast lautlos trat Berta auf mich zu und streckte mir ihre Hand entgegen, die sie zu einer Faust geballt hatte, dann öffnete sie die Hand und ich starrte auf das Amulett, dass normalerweise um James Hals hängen sollte.
»Wieso hast du den Blutrubin?«, stammelte ich überrascht.
»Er hat ihn mir überreicht, als er heute Abend das Haus verlassen hat und mich gebeten ihn dir zu geben«, erklärte sie mir. Ich nahm den Blutrubin und strich zärtlich mit dem Zeigefinger darüber, dann legte ich mir das Amulett um und verbarg es unter meiner Bluse. Ich war mir nicht sicher, ob James den Rubin zurückgelassen hatte, weil er ihn mir immer bei Einbruch der Dunkelheit gab, oder weil er Evelyn doch nicht so sehr getraut hatte, wie ich annahm. Ich ging zu einem der Sessel und ließ mich mutlos hineinfallen.
»Was
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