Blutrubin Trilogie - Band 2: Der Verrat (German Edition)
gefährlichen Lächeln quittierte. Plötzlich begannen alle durcheinanderzureden, so dass mir nur noch ein lautes Stimmengewirr entgegenschlug. Wie sollte es uns gelingen die Ubour zu vernichten, wenn es uns nicht einmal möglich war, eine ruhige Diskussion zu führen? Während ich sah, wie alle wild gestikulierend aufeinander einredeten, wurde ich immer wütender und irgendwann platze mir der Kragen.
»Haltet sofort die Klappe«, schrie ich so laut meine Stimmbänder es mir gestatteten. In der darauf folgenden Stille hätte man eine Maus furzen hören können. Alle starrten mich fassungslos an, doch keiner wagte etwas zu sagen. Auch James schien sprachlos zu sein, wie mir sein Gesichtsausdruck verriet, doch das kümmerte mich nicht. Wir mussten endlich zu einer Einigung kommen, bevor noch mehr Vampire getötet wurden.
»Balthasar wird uns helfen«, sagte ich entschlossen. Ein lautes Aufkeuchen ertönte und bei Pater Finnigan setzte eine besorgniserregende Schnappatmung ein. James sah mich an als hätte ich den Verstand verloren und die restlichen Anwesenden schienen ähnlich zu denken.
»Bist du noch ganz bei Verstand? Balthasar war einer von Kimberlys engsten Vertrauten. Muss ich dich erst daran erinnern, dass er dich mehr als einmal angegriffen hat?«, bemerkte James mit finsterer Miene.
»Ich habe vorhin mit ihm gesprochen und er sagte, dass er uns gerne helfen möchte«, widersprach ich. Gabriela schnaubte.
»Du glaubst diesem Verbrecher doch nicht etwa, Claire? Wenn ich in seiner Situation wäre, würde ich auch alles sagen, um aus diesem Loch da unten herauszukommen«, entgegnete sie.
Ich sah hilfesuchend zu James, doch als unsere Blicke sich trafen, wusste ich, dass ich auf seine Hilfe nicht zählen konnte. Er starrte mich mit zusammengekniffenen Lippen an und seine Wangenmuskeln zuckten vor Zorn. Er sah aus, als würde er gleich explodieren.
»Du warst bei Balthasar in der Zelle?«, knurrte er gefährlich leise. Mich beschlich der schreckliche Verdacht, dass er gleich die Fassung verlieren würde und ich trat hastig einige Schritte zurück und zog Pater Finnigan an meine Seite. Dann straffte ich meine Schultern und hob das Kinn.
»Ja, ich war bei Balthasar und ich glaube ihm. Außerdem haben wir gar keine andere Wahl als seine Hilfe anzunehmen, oder wollt ihr wirklich warten, bis das Telefon klingelt und die nächsten Todesmeldungen hier eintreffen?« Ich sah jeden Einzelnen von ihnen angriffslustig an, und als Rufus Luft holte, um etwas zu sagen, hob ich hastig die Hand.
»Die Zeit des Redens ist vorbei, nun müssen wir zur Tat schreiten. Wir sollten seine Hilfe annehmen, denn wenn wir noch länger untätig hier herumsitzen und zusehen, wie Kimberlys Armee immer weiter anwächst, wird es bald nichts mehr geben, für das es sich zu kämpfen lohnt.«
Nun erhob sich der Fremde vom Sofa, den finsteren Blick immer noch auf mich gerichtet.
»Warum sollten wir auf dich hören, du bist ja nicht einmal eine von uns?«, sagte er mit eisiger Stimme. Ich runzelte die Stirn und sah ihn fragend an.
»Vielleicht bin ich ja anders als du, aber ich sehe wenigstens nicht so aus, als würde ich in Hogwarts unterrichten. Außerdem wäre es nett, wenn du dich zuerst einmal vorstellst, bevor du das Wort an mich richtest!«, zischte ich in seine Richtung. Er deutete eine kurze Verbeugung an und lächelte hämisch.
»Mein Name ist Evan, ich bin Silles Cousin,« erklärte er überheblich und reckte das Kinn in die Höhe. Ich zog erstaunt eine Augenbraue nach oben und sah zu Sille, die entschuldigend die Achseln hob.
»Die Verwandtschaft kann man sich nicht aussuchen«, sagte sie, nur für mich hörbar und ich musste mir ein Lachen verkneifen.
»Was hat dieser Evan gegen mich«, fragte ich durch zusammengepresste Zähne an Finn gerichtet, doch der machte nur eine wegwerfende Handbewegung.
»Der hat gegen jeden etwas. Bevor du ins Zimmer gekommen bist, war ich an der Reihe. Fast zehn Minuten durfte ich mir seine feindseligen Bemerkungen anhören«, sagte er lächelnd. Ich sah erneut zu Evan, dessen wütender Blick nun auf seiner Cousine ruhte, doch die würdigte ihn keines Blickes.
»Was hat er für eine Fähigkeit«, fragte ich Finn leise.
»Nichts Spektakuläres, er kann Energie in sich ziehen und wieder abgeben, das ist alles«, erklärte er flüsternd. Ich versuchte mir vorzustellen, wie das gehen sollte, doch es wollte mir nicht so recht gelingen. Irgendwann, wenn wir wieder alleine waren, würde ich James
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