Blutrubin Trilogie - Band 2: Der Verrat (German Edition)
Erinnerung hatte.
Als ich ihn zum ersten Mal gesehen hatte, sah er ungepflegt aus und seine Zähne waren widerlich gelb. Nun stand ein völlig anderer Vampir vor mir. Er sah richtig gut aus und seine weißen Zähne ließen sein Lächeln fast unwiderstehlich wirken. Ich musste mir eingestehen, dass er mir recht gut gefiel, so wie er jetzt aussah.
»Hör auf ihn so anzuhimmeln« , zischte James in meinen Gedanken.
»Tu ich gar nicht« , brummte ich zurück, konnte mir aber ein Schmunzeln nicht verkneifen. Balthasar sah abwechselnd zu James und mir und zog die Augenbrauen zusammen.
»Es ist unhöflich, wenn ihr euch in meiner Gegenwart mittels eurer Gedanken unterhaltet«, sagte er. Ich murmelte eine leise Entschuldigung und kicherte, während James ihm einen giftigen Blick zuwarf.
»Dann erzähl uns jetzt, was du vorhast«, forderte James und knüpfte somit wieder an den Grund unseres Besuches an.
»Lasst mich hier raus und behandelt mich wie einen von euch, dann werde ich euch beweisen, dass ich euch eine große Hilfe sein kann«, forderte Balthasar. James lachte auf und schüttelte belustigt den Kopf.
»Du denkst allen Ernstes, dass wir dich frei herumlaufen lassen?« Balthasar entgegnete nichts, sondern sah nun mich an, als erwarte er, dass ich Partei für ihn ergriff. Ich fühlte mich sichtlich unwohl und trat unentschlossen von einem Bein auf das andere, dann sah ich zu James.
»Wir sollten ihm die Chance geben«, sagte ich leise. Seine Augen weiteten sich und er sah mich ungläubig an. James stand kurz vor einem erneuten Wutausbruch, so gut kannte ich ihn mittlerweile. Bevor er jedoch etwas sagen konnte, legte ich ihm sanft eine Hand an die Wange.
»Wir müssen jede Chance ergreifen, die sich uns bietet. Vertraue mir einfach, auch wenn es dir schwerfällt. Mein Gefühl sagt mir, dass es richtig ist«, besänftigte ich ihn. Er sah mir sehr lange in die Augen, so als suche er in ihnen nach einer Antwort, bis er schließlich laut seufzte.
»Das kann ich nicht tun, Claire. Du weißt, was er dir angetan hat und du kannst nicht von mir verlangen, dass ich das einfach vergesse«, sagte er, dann wandte er sich an Balthasar. »Du hast vielleicht Claire um den Finger gewickelt, aber bei mir wird dir das nicht gelingen. Ich vertraue dir nicht. Ich bin der Meinung du würdest alles tun, um hier raus zu kommen. Trotzdem bin ich bereit dir die Chance zu geben, uns vom Gegenteil zu überzeugen. Du wirst mit uns nach oben kommen und der Bruderschaft Rede und Antwort stehen. Du wirst ihnen alle Fragen beantworten und sagen, was du weißt. Anschließend werden wir entscheiden, wie es mit dir weitergeht.«
»Ich danke dir«, sagte Balthasar und senkte unterwürfig den Kopf. James nickte und winkte zwei mit Schwertern bewaffnete Vampire zu sich, die Balthasar in ihre Mitte nahmen. »Sollte er versuchen zu fliehen, tötet ihn«, befahl James mit eiskalter Stimme. Die beiden Vampire nickten grimmig. So bewacht verließen wir Balthasars Zelle.
Erst jetzt wurde ich wieder auf die Schreie aufmerksam, und als ich einen Blick über Rufus Schulter warf, sah ich, wie Vasili sich gerade zu uns umdrehte.
»Nichts aus ihm herauszubringen«, teilte er mit und sein Gesichtsausdruck verriet, dass er darüber nicht glücklich war.
»Dann lass es gut sein. Du kannst ihn dir später noch einmal vorknöpfen«, entgegnete James. Während alle Anderen sich bereits auf den Weg machten, warteten wir auf Vasili, der gerade sein Messer verstaute und die Zelle verlassen wollte.
In diesem Moment riss sich Balthasar los, stürzte an mir vorbei und griff nach James' Pflock, den er an seinem Gürtel befestigt hatte. Mein Herzschlag setzte kurzzeitig aus, als ich erkannte, was er da tat. Die beiden Wachen hoben die Schwerter und machten fast gleichzeitig einen großen Schritt auf ihn zu.
Sollte ich mich wirklich in ihm getäuscht haben? Es war ja nicht das erste Mal, dass ich jemandem vertraute, der sich im Nachhinein als Arschloch entpuppte, aber bei Balthasar war ich mir so sicher gewesen.
Auch für James kam alles zu überraschend, so dass er nicht schnell genug reagieren konnte. Zwar versuchte er noch Balthasar zu packen, doch der war schon nicht mehr in seiner Reichweite und stürzte gerade auf Vasili zu.
Ich stand wie erstarrt da und konnte nicht fassen was er tat, als ich plötzlich hinter Vasili ein schwarzes Augenpaar sah.
Der Ubour hatte sich vollständig von der Folter erholt und war gerade dabei anzugreifen. Seine Fangzähne waren
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