Blutrubin Trilogie - Band 2: Der Verrat (German Edition)
in unserem Bett zusammen.
»Versuch etwas zu schlafen«, wies sie mich an und schenkte mir ein aufmunterndes Lächeln. Als sie die Tür erreicht hatte, drehte sie sich noch einmal zu mir. »Ich weiß, es hört sich für dich jetzt sicher an wie eine dumme Floskel, aber die Zeit heilt alle Wunden.«
Ich zeigte keine Reaktion auf ihre Worte, und nachdem sie noch einmal kurz mit den Schultern gezuckt hatte, ging sie und ließ mich mit meinen Gedanken allein.
Ich versuchte nicht mich mit dem auseinanderzusetzen, was geschehen war, denn ich war noch nicht bereit dazu. Ich schloss die Augen und dachte an meine Eltern und an mein Studium, doch immer wieder blitzte James Gesicht vor meinem geistigen Auge auf.
Bald schon gab ich meine Gegenwehr auf und ließ allen Gefühlen und Gedanken freien Lauf, bis ich vom Weinen so erschöpft war, dass mein Körper die Notbremse zog und ich in einen unruhigen Schlaf hinüberglitt.
Ich träumte den gleichen Traum wie schon die Nächte zuvor, sah James, der am See auf mich zukam und dessen schwarze Augen so befremdlich wirkten, dass es mir Angst machte.
Als ich erwachte, war ich schweißgebadet und meine Hand fuhr automatisch zu der Seite, wo James sonst immer lag. Doch er war nicht da.
Ruckartig fuhr ich hoch, als ich mich plötzlich erinnerte, was geschehen war. Mein Herz begann so schnell zu rasen, dass ich sicher war, es würde jeden Moment explodieren. Es dauerte einige Minuten, bis ich mich halbwegs beruhigt hatte, dann stand ich auf, streifte die erstbesten Kleidungsstücke über, die ich im Schrank fand. Ich strich mir notdürftig die Haare mit den Fingern glatt, bevor ich das Zimmer verließ und nach unten rannte.
Im Arbeitszimmer fand ich Aiden, Balthasar und Vasili, die in ein Gespräch vertieft waren.
»Claire, wie geht es dir?«, wollte Aiden wissen. Er machte Anstalten mich zu umarmen, doch ich hob abwehrend die Hand. Ich wusste, dass er es nur gut meinte, doch das änderte nichts daran, dass er James im Stich gelassen hatte. Ich straffte meine Schultern und sah die drei Vampire herausfordernd an.
»Werdet ihr mit mir zurück zum Rannoch Moor fahren?«, fragte ich gerade heraus. Drei äußerst verwirrte, aber auch entsetzte Gesichter, starrten mich mit offenen Mündern an.
»Claire, wir haben dir doch schon ...«, erneut hob ich warnend die Hand und Aiden verstummte mitten im Satz.
»Es ist mir egal, was ihr glaubt, ich werde nicht eher Ruhe geben, bis ich Gewissheit habe. Wenn ihr mir nicht helfen wollt, dann muss ich es eben auf eigene Faust tun«, erklärte ich mit einem so bestimmten Tonfall, der keinen Zweifel daran ließ, dass ich meine Worte in die Tat umsetzen würde.
Balthasar erhob sich aus seinem Sessel, ging auf die hohen Fenster zu und zog eine der Gardinen beiseite, um einen Blick in die Dunkelheit zu werfen, dann drehte er sich zu mir um.
»Gut, ich werde dir helfen, aber nur unter einer Bedingung«, verkündete er.
»Und die wäre?«
»Wenn du mit eigenen Augen siehst, dass James zu einem Ubour geworden ist, wirst du dann endlich den Versuch aufgeben, ihn zu retten?« Ich presste die Lippen aufeinander und dachte einen kurzen Augenblick nach, bevor ich zustimmend nickte.
»Ja«, antwortete ich, auch wenn es nicht ganz der Wahrheit entsprach. Sicher, ich würde nicht mehr versuchen ihn zu retten, denn das war aussichtslos, wie ich wusste. Aber ich würde nicht eher Ruhe geben, bis ich mein Versprechen ihm gegenüber erfüllt hatte. Wir hatten uns gegenseitig geschworen, den anderen zu erlösen, sollte dies nötig sein.
Wenn sich also wirklich herausstellen sollte, dass der Mann, den ich liebte, zu einem dieser Ungeheuer geworden war, würde ich meine ganze Kraft darauf verwenden, um ihn zu töten. Und dann würde ich einen Weg finden, um ihm in den Tod zu folgen.
Jetzt, da James nicht mehr hier war, war auch ein Teil von mir gegangen und ich sah keinen Sinn mehr darin weiterzuleben, doch zuvor musste ich noch diese eine Aufgabe erfüllen.
Ich hatte nicht bemerkt, dass nun alle drei Vampire vor mir standen und auf mich einredeten. Schnell tauchte ich aus meinen Gedanken empor und konzentrierte mich auf das, was sie sagten.
»Wir werden mit dir zum Rannoch Moor fahren und in sicherem Abstand die Höhlen beobachten. Auf gar keinen Fall werden wir hineingehen oder etwas Unüberlegtes tun. Hast du das verstanden?« Vasili musterte mich eindringlich.
»Ja, ich habe verstanden«, erwiderte ich und versuchte mir meine Erleichterung über ihre
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