Blutrubin Trilogie - Band 2: Der Verrat (German Edition)
uns wartete.
Während der Fahrt sprachen wir kaum ein Wort miteinander, aber hin und wieder spürte ich die abwägenden Blicke, die auf mir ruhten. Anscheinend trauten sie mir nicht über den Weg und befürchteten insgeheim, dass ich irgendeine Dummheit begehen würde, sobald ich James zu Gesicht bekam.
Ich konnte es ihnen nicht verübeln, denn ich selbst hatte keine Ahnung, wie ich auf seinen Anblick reagierte, aber ich nahm mir fest vor, nichts Unüberlegtes zu tun, jedenfalls würde ich es versuchen.
Die Autofahrt zog sich wie zäher Karamell und ich fragte mich, ob wir einen anderen Weg fuhren, als vor einigen Tagen. Gerade als ich meine Bedenken laut aussprechen wollte, erkannte ich das Seeufer und die zwei im Gestrüpp versteckten Boote.
»Wer hat die denn wieder hierher geschafft?«, wollte ich verwundert wissen. Nach unserer überstürzten Flucht aus den Höhlen hatten wir die Boote nicht mehr benutzt und sie sollten eigentlich immer noch am Ufer des Höhleneingangs versteckt sein.
»Wir haben uns darum gekümmert«, war alles, was ich von Vasili als Antwort bekam und da ich mittlerweile viel zu aufgeregt war, wollte ich keine hitzige Diskussion beginnen und gab mich mit seiner kargen Auskunft zufrieden.
Balthasar parkte den Wagen im Schutz der Bäume, dann stiegen wir aus. Es begann bereits zu dämmern, war jedoch noch zu hell, um mit den Booten unbemerkt zum Ufer der Höhle übersetzen zu können. Also setzten wir uns alle auf den Boden und starrten schweigend auf den vor uns liegenden See.
Nach einer gefühlten Ewigkeit hob Aiden den Kopf und sah mich an, und als ich seinen Blick erwiderte, seufzte er laut.
»Was ist denn nun schon wieder?«, wollte ich wissen und richtete einen meiner Eisenpflöcke, der etwas schief an meinem Gürtel baumelte.
»Ich habe den Verdacht, dass du etwas im Schilde führst. Und ich verwette mein rechtes Ei, dass es etwas ist, was mir ganz und gar nicht gefallen wird«, mutmaßte er und sah mich streng an. Ich hob unschuldig beide Hände in die Höhe und schüttelte energisch den Kopf.
»Ich habe nicht vor, euch in irgendwelche Schwierigkeiten zu bringen«, beteuerte ich.
»Vielleicht nicht uns, aber wie sieht es mit dir aus?«, entgegnete Aiden. Ich schluckte so laut, dass auch die anderen es gehört haben mussten, denn nun sahen mich alle argwöhnisch an. Ich holte tief Luft und atmete langsam aus, bevor ich etwas sagte.
»Ich habe keine Ahnung, was geschehen wird, wenn ich James sehe«, erklärte ich.
»Falls du ihn siehst«, berichtigte mich Balthasar. Sille rutschte grummelnd zur Seite, zog einen Ast unter ihrem Hinterteil hervor und schleuderte ihn fluchend in den Wald, dann drehte sie sich zu mir.
»Du weißt, dass du ihm nicht helfen kannst, oder?« Ich nickte kaum merklich und kämpfte darum, meine Gefühle unter Kontrolle zu halten und nicht sofort wieder loszuheulen.
»Ja, das ist mir klar, aber vielleicht halten sie ihn ja nur gefangen, um ihn als Druckmittel gegen mich einzusetzen. Sie wollen schließlich die Blutrubine und die habe immer noch ich und nicht James«, erklärte ich und sah auf.
Als ich in die bedrückten Gesichter sah, die meinem Blick nun auswichen, konnte ich in ihnen lesen, wie in einem offenen Buch. Sie glaubten nicht, dass James noch ein normaler Vampir war. Wenn ich ganz ehrlich zu mir selbst war, dachte ich das auch nicht. Ich hatte gesehen, wie Evelyns Zähne sich in seinen Hals bohrten und ich konnte mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass sie nicht von seinem Blut getrunken hatte.
Vasili hob den Kopf und sah zum Himmel, der sich mittlerweile dunkel verfärbte und an dem nun unzählige Sterne glitzerten.
»Jetzt können wir übersetzen«, sagte er, sprang auf und wischte sich die Hände an seiner Hose sauber. Balthasar verschwand im Dickicht und kam mit einem der Boote im Schlepptau zurück, das er vorsichtig am Ufer des Loch Rannoch zu Wasser ließ. Als meine Begleiter Anstalten machten hinein zu steigen, hielt ich sie mit der erhobenen Hand auf und räusperte mich.
»Ich möchte euch danken, dass ihr mich begleitet habt, das weiß ich wirklich zu schätzen und egal was passiert, ihr sollt wissen, dass jeder Einzelne von euch mir sehr wichtig ist«, erklärte ich leise.
»Hör auf damit«, zischte Sille und warf mir einen bitterbösen Blick zu. »Du hörst dich ja an, als würdest du dich in den nächsten Minuten in dein Verderben stürzten und davon kann keine Rede sein. Vergiss nicht, dass wir nur hergekommen
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