Blutrubin Trilogie - Band 3: Das Vermächtnis (German Edition)
Sprechgesang. Evan und ich wechselten einen vielsagenden Blick und ich sah ihm genau an, dass er sich nur mit Mühe das Lachen verkneifen konnte. Anschließend hob sie eine Art Deckel vom Boden auf und legte ihn auf die Schüssel, so dass der Glut der Sauerstoff entzogen wurde.
»Fertig«, sagte sie freudestrahlend und klatschte in die Hände.
»Das war alles?«, fragte James und sah sie ungläubig an.
»Ja, das war alles«, bestätigte sie.
»Und was geschieht jetzt?«, erkundigte sich Evan neugierig. Sharon sah ihn an, als wäre dies eine völlig lächerliche Frage.
»Nun, ich habe den Nachkommen der Quelle beschworen. Er kann sich dieser starken Magie nicht entziehen und ist gezwungen, beim nächsten Vollmond am Felsen der Gerechtigkeit zu erscheinen«, erklärte sie.
»Dieser Eisbergsalat soll ihn dazu zwingen?« Evan deutete auf den restlichen Salatkopf.
»Es ist ein sehr machtvolles und magisches Gewächs«, sagte Sharon, entrüstet über so wenig Sachverstand ihres Gegenübers. Evan hob abwehrend die Hände.
»Fragen wird ja wohl erlaubt sein«, gab er zurück und verdrehte die Augen. »Und wie erkennen wir diesen ominösen Nachkommen?«, hakte er nach. Ich runzelte irritiert die Stirn, als Sharon einen Hilfe suchenden Blick zu Finn warf und dieser an ihrer Stelle die Frage beantwortete.
»Sobald sich der Nachkomme bei Vollmond am Felsen der Gerechtigkeit einfindet, wird sein Erbe leuchten«, erklärte er ernst.
»Sein Erbe wird leuchten? Was soll das denn nun schon wieder bedeuten?«, fragte Evan.
»Sein Vermächtnis ist das Blut der Quelle des Guten und dieses Blut wird leuchten«, bemerkte Finn. Evan verzog das Gesicht.
»Da bin ich ja mal gespannt«, murmelte er und drehte sich ab.
Ich selbst wurde das dumpfe Gefühl nicht los, dass dieses Ritual etwas sehr seltsam war. Verstohlen sah ich zu Finn, der sich sichtlich verlegen die Hände rieb. Was war hier los?
Sofort beschleunigte sich mein Puls. Ich hatte mich so sehr darauf verlassen, dass dies die letzte Chance war, mich aus meinem Geister-Debakel zu befreien und jetzt plötzlich hatte ich ein ganz flaues Gefühl in der Magengrube.
»Ganz schön abgedreht, nicht wahr?«, flüsterte Evan, der sich neben mich gestellt hatte. Ich sah ihn erstaunt an.
»Was meinst du?« Evan deutete erst auf Sharon, die sich jetzt angeregt mit Finn unterhielt, dann auf den Ritualtisch.
»Na, dieses komische Ritual.« Er schüttelte den Kopf, als könne er noch immer nicht fassen, was er eben mit eigenen Augen gesehen hatte. »Eisbergsalat? Das soll wohl ein Witz sein. Ich bin schon sehr lange auf dieser Welt und habe schon vielen Hexen bei ihrer Arbeit zugesehen, aber von Eisbergsalat, als magisches Gewächs, habe ich noch nie etwas gehört.« Ich konnte nicht sofort antworten, denn meine Kehle war wie zugeschnürt. Ich war also nicht allein mit meinen Zweifeln und das machte mir noch mehr Angst.
Es wäre mir lieber gewesen, er hätte ihr Ritual gelobt und mir gesagt, dass er fest mit einem Erfolg rechnete. So aber kam ich wieder gehörig ins Schwanken, was meinen Glauben an den Erfolg unserer Mission anbelangte.
Andererseits, warum sollte Finn so etwas tun? Er war mein Freund und ich war mir sicher, dass er alles unternehmen würde, um mich zu retten. Vielleicht kannte er diese Sharon aber doch nicht so gut, wie er selbst glaubte und sie hatte ihm heute einen gewaltigen Bären aufgebunden.
Ich sah auf meine Armbanduhr und mein Blick blieb an Finns Armband hängen. Die verschiedenen Edelsteine baumelten sanft an der Kette und der Schein des Kaminfeuers spiegelte sich zart in den facettierten Steinen.
Eine Hand legte sich leicht auf meinen Oberarm und ich zuckte erschrocken zusammen. Als ich aufsah, blickte ich in James sanfte Augen.
»Hast du einen Augenblick für mich Zeit?« Ich lächelte und nickte.
»Natürlich, was ist denn los?«, erkundigte ich mich neugierig.
»Nicht hier«, erklärte James und zog mich am Arm aus dem Zimmer.
»Wohin gehen wir denn?«, fragte ich während ich versuchte mit James Schritt zu halten. Manchmal vergaß er, dass ich nur ein Mensch war, und legte ein solches Tempo vor, dass ich kaum hinterher kam. Er fegte die Treppe nach oben und zog mich hinter sich her. Schwer keuchend schüttelte ich oben angekommen seinen Griff ab.
»Warum hast du es denn so eilig?«, japste ich und schnappte gierig nach Luft.
»Entschuldige Liebling, aber ich kann es kaum erwarten dir etwas zu zeigen«, erklärte James und seine Augen
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