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Blutsauger

Blutsauger

Titel: Blutsauger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Bomm
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Drohanrufe gegeben – von einer Frau.« Maronn wartete auf eine Reaktion Häberles, doch der ermunterte ihn lediglich mit einer Kopfbewegung, weiterzuerzählen.
    »Eine Frau hat angeblich angerufen«, fuhr Maronn schließlich fort. Auf seiner Stirn bildete sich ein dünner Schweißfilm. »Hoyler und Fiedler wurden offenbar eingeschüchtert. Sie sollten sich aus der Sache zurückziehen und dafür ihr Geld wiederkriegen. Falls sie damit nicht einverstanden wären, gäbe es ziemlichen Ärger. Was das genau sein würde, hat die Dame nicht gesagt.«
    Häberle sortierte seine Gedanken. Am liebsten hätte er mitgeschrieben, allerdings bestand in solchen Fällen die Gefahr, dass die vernommene Person nicht mehr flüssig weiterredete. »Sie wurden aber nicht angerufen?«, fragte er dazwischen.
    »Ich nicht, nein. Ich weiß es nur von Hoyler und Fiedler. Auch Brugger hat angeblich keinen Anruf gekriegt.«
    »Und wem sollten die anderen ihre Bereitschaft zum Aussteigen kundtun? Oder mussten sie sich sofort entscheiden?«
    »Nein. Es wurde irgendeine Adresse genannt in der Schweiz, im Wallis.«
    »Brig«, entgegnete Häberle. »Kann es Brig gewesen sein?«
    »War es. Brig, so haben sie gesagt, ja.«
    »Und wieso gerade Brig? Haben Sie eine Erklärung dafür?«
    »Keine Ahnung, tut mir leid.«
    »Dann will ich es Ihnen sagen, Herr Maronn«, wurde Häberle nun deutlicher. »Zuvor nur noch eine Frage: Sagt Ihnen der Name Fernandez etwas? Fernandez, ein Immobilienhändler?«
    Maronn zögerte und schien von dieser Frage verblüfft zu sein. »Fernandez«, wiederholte er. »Wie kommen Sie gerade auf den?«
    »Sie kennen ihn also?«
    »Kennen wäre zu viel gesagt. Ein Bekannter eben – über Hoyler, der ist ja so etwas wie ein Kollege von ihm. Was hat der mit all dem zu tun?«
    »Ihm gehört eine Ferienwohnung in Brig.«
    »Ach.« Maronn ballte seine Hände zu Fäusten.
    »Hat die Dame, die ihre Antwort nach Brig geschickt haben wollte, auch einen Namen genannt?«, fuhr Häberle fort.
    »Hat sie, ja. Hoyler oder Fiedler haben ihn genannt, aber ich hab ihn vergessen.«
    »Könnte es ein adliger Name gewesen sein?«
    »Ja, natürlich. Jetzt, wo Sie es sagen. Eine von und zu oder so ähnlich.«
    »Ich glaube«, überlegte der Kommissar laut, »damit schließt sich der Kreis so langsam. Ich weiß nur noch nicht, wer mittendrin steht.«
    Maronn verstand diese Bemerkung nicht. »Und ich?«, fragte er schließlich verzweifelt. »Was wird nun aus mir?«
    Häberle musste sich eingestehen, dass er zum Vorgehen der spanischen Behörden nichts sagen konnte. »Ich versprech Ihnen, mich mit Ihrem Anwalt in Verbindung zu setzen.« Er ließ sich Name und Anschrift geben.
    Als Maronn spürte, dass Häberle gehen wollte, nahm seine Stimme einen kläglichen Klang an: »Und wenn die mir hier den Mord anhängen wollen?«
    »Sie sagten doch, Sie waren’s nicht«, erwiderte Häberle distanziert. »Dann brauchen Sie, was diese Sache anbelangt, keine Angst zu haben.«

62
    Das Wetter wollte in Süddeutschland nicht besser werden. Für den Abend waren erneut starke Schneefälle angekündigt. Wenigstens jetzt, so dachte Linkohr, hatten die Räumdienste die wichtigsten Straßen eisfrei gemacht. Gemeinsam mit Kerstin war er auf dem Weg nach Merklingen zu Brunhilde Brugger. Zunächst hatten sie Zweifel gehabt, ob es ratsam erschien, sie noch einmal aufzusuchen. Aber der Kollege, der ihr am Vormittag zusammen mit einem Notfallseelsorger die Nachricht vom Tode ihres Mannes überbracht hatte, war der Meinung gewesen, dass man ihr dies zumuten könne.
    »Die Frau Professorin ist als Naturwissenschaftlerin halt mit dem Wandel von Leben und Tod vertraut«, meinte Linkohr, als sie sich mit dem weißen Golf der Albgemeinde Türkheim näherten. Der Jungkriminalist reagierte mit seiner Bemerkung auf Kerstins Hinweis, dass der Kollege beim Überbringen der Todesnachricht auf kein heulendes Elend gestoßen sei.
    »Auch Wissenschaftler sind Menschen«, blieb sie hartnäckig.
    »Jeder verarbeitet die Trauer anders«, gab sich Linkohr fachkundig. »Du weißt ja nicht, wie sie reagiert hat, als der Kollege und der Pfarrer weg waren.« Dann wies er nach links an den Straßenrand: »Hier muss dem Max Frenzel sein Auto gestanden sein.«
    Kerstin beugte sich für einen Moment nach links zu Linkohr, was dieser sofort hocherfreut registrierte. Doch ebenso schnell war ihm klar, dass ihr Interesse nur dem Straßenrand gegolten hatte. Er mied es deshalb, ein privates Thema

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