Blutsbande: Die Rachel-Morgan-Serie 10 - Roman (German Edition)
bist.«
Ich riss die Augen auf und trat einen Schritt vor. »Niemals!«, rief ich, erinnerte mich aber im selben Moment an die verschlossenen Räume im Keller. Trent hatte gesagt, dass sie in der Innenstadt waren. Woher hatte er das gewusst?
»Wohlmals!«, sagte Jenks und schoss dicht gefolgt von einem quengelnden Kind über uns hinweg.
Ivy schaute kurz in die Küche und fragte: »Kann ich eins deiner Schmerzamulette haben? Für alle Fälle?«
Vollkommen überrumpelt nickte ich. Das war das erste Mal, dass sie um meine Magie gebeten hatte, und ich fragte mich, was das zu bedeuten hatte. »Sicher«, sagte ich, und sie verschwand in die Küche.
»Zwei Minuten!«, rief sie dann, und die Pixies im Altarraum kreischten. Einen Moment später schob sie sich schon wieder an mir vorbei. Ich sah zu Wayde.
»Ich muss gehen«, sagte ich, eine Hand schon an der Klinke, um ihm die Tür vor der Nase zuzuschlagen. »Wenn du mitkommst, solltest du dich vielleicht umziehen.«
»Das ist keine gute Idee!«, sagte er laut, aber ich hatte die Tür bereits zugeworfen.
Nein, hinter dir auf ein Motorrad zu steigen war keine gute Idee , dachte ich sauer. Gott! Da zeigte man einmal ein wenig Sanftmut, und schon hielten sie einen für eine Jungfrau in Nöten. Zumindest hatte Pierce zugelassen, dass ich meine eigenen Kämpfe ausfocht, auch wenn er sich immer sinnlos eingemischt hatte. Mann, ich hoffte wirklich, dass es ihm gut ging. Newts Vertrauter zu sein war sicher nichts Gutes. Aber zumindest lebte er noch. Und jetzt, wo ich so darüber nachdachte, hatte er wahrscheinlich einen Höllenspaß bei diversen Mordversuchen an ihr.
Hinter der Tür erklang Waydes verärgerte Stimme: »Sie haben dich schon einmal angegriffen. Glaubst du, Glenn lässt dich auch nur aus dem Auto aussteigen?«
Ich zog mich bis auf Unterwäsche und Socken aus, dann fiel ich auf Hände und Knie, um meine Laufstiefel unter dem Bett hervorzuziehen. Flacher Absatz, gute Sohle, weiches Leder. Ivy hatte sie mir letztes Jahr zum Geburtstag geschenkt.
Mit einer Grimasse warf ich die Stiefel aufs Bett, schnappte mir meine Lederhose und stieg hinein. Als ich über die geflickte Stelle strich, an der das Einschussloch gewesen war, wurde ich ernst. »Wenn ich nicht dort bin«, sagte ich laut, »dann entkommen sie. Ich weiß es!« Davon war ich absolut überzeugt. »Sie haben einfach ein unglaubliches Glück.«
Unter meiner Tür drang glitzernder Staub hindurch, und ich keuchte empört. »Jenks, raus!«, schrie ich, nahm mein Oberteil und hielt es vor mich.
»Beeil dich, Rache! Lass uns gehen!«, schrie er. Ihm war egal, dass ich immer noch halb nackt war.
»Raus!«, kreischte ich. Er blinzelte und seine Flügel wurden rot, als er mich ansah.
»Oh, Dreck«, murmelte er. »Tut mir leid. Der Wagen ist da …«
»Ich habe noch eine Minute«, sagte ich, dann schlug ich jede Sittsamkeit in den Wind und zog mein Oberteil an. Was konnte er bei einem Sport-BH schon sehen? Ich fühlte mich wie Aschenputtel, als ich meine Füße in die Stiefel rammte. Dann riss ich die Tür auf und stand direkt vor Wayde.
Ich stieß ihn aus dem Weg und stampfte mit offenen Stiefeln durch eine Wolke fröhlicher Pixies. Ivy wartete am Eingang auf mich. In ihrer Lederjacke und mit dem Schwert wirkte sie wie ein sinnliches Raubtier. Sie gab mir meine Tasche, bereits fertig gepackt mit meinen Zaubern, der Splat Gun und einer Menge Gute-Nacht-Tränken.
»Hast du dein Handy?«, fragte sie, als ich mir den Riemen über die Schulter streifte.
»Ja.« Ich klopfte auf meine hintere Hosentasche und hüpfte auf einem Bein, um den ersten Reißverschluss an meinen Stiefeln zu schließen.
»Hast du noch Guthaben drauf?«, fragte Jenks bissig.
»Ja!«, rief ich und machte den anderen Stiefel zu. »Lasst uns gehen.«
Ivy griff nach der Tür, atmete einmal tief durch und öffnete sie. Die Nachmittagssonne ergoss sich über meine Füße. Ich trat hinter ihr aus der Kirche und winkte den Pixies, die noch kurz um uns herumsausten, dann aber schnell zurückblieben. Am Randstein wartete ein schwarzer FIB-Lieferwagen auf uns. Ich sah auf, als Wayde die Stufen hinunterrannte und die Hand nach dem Türgriff ausstreckte. »Ich komme mit«, sagte er und riss die Schiebetür auf.
»Wurde auch Zeit, dass er sich entscheidet«, meinte Jenks, als er vor mir in den Innenraum schoss. Ich akzeptierte Waydes helfende Hand und setzte mich nach ganz hinten. Ivy saß bereits neben Glenn, und ich lächelte dem FIB-Kerl zu, der
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