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Blutsbraeute

Blutsbraeute

Titel: Blutsbraeute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margie Orford
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kaltes Leuchten. Ihr war nicht wohl dabei, aber sie lief zum Graaffs Pool.
    Von den hektischen Aktivitäten der Nacht war nichts mehr zu spüren. Bänder mit Polizeimarkierungen sperrten den gesamten Umkreis des Fundortes ab. Clare sah einen Wachmann an einer Zigarette ziehen, als könnte ihn der heiße Rauch von innen wärmen. Die aufgehende Sonne spendete keine Wärme, und Clare spürte die feuchte Kälte in sich hochsteigen. Sie machte kehrt und lief weiter. Sie folgte dem steinernen Band des Boulevards bis zum Ende und kehrte dann wieder um. Als sie zum zweiten Mal zum Graaffs Pool kam, war die Spurensicherung inzwischen eingetroffen. Mehrere Beamte suchten jetzt in einem weiten Radius die Umgebung nach allem ab, was Amore Hendricks’ Mörder hinterlassen haben mochte. Bis jetzt war anscheinend nichts gefunden worden. Die Flut war in der Nacht hoch gewesen, und falls etwas da gewesen war, hatte sie es weggespült. Clare bezweifelte, dass noch etwas auftauchte.
    Die Arrangements der beiden Leichen, die sie bis jetzt gefunden hatten, und die Symbolik der Wunden – fast wie Stigmata – deuteten auf einen gut organisierten Mörder hin, der vorbereitet war. Er machte bestimmt so schnell keinen Fehler. Clare hielt nach Riedwaan Ausschau.
Er hatte sie letzte Nacht noch angerufen, rein beruflich. Ihren Versuch, das mit Jakes zu erklären, hatte er einfach abgewürgt.
    Clares Handy klingelte. Es war eine SMS von Rita Mkhize. Sie hatte ermittelt, dass die unterdrückte Handynummer die von Clinton Donnely war. Clare hatte ihn als begeisterungsfähigen Teilnehmer eines Kurses in Erinnerung, den sie gehalten hatte. Er lebte in der Campbell Road in Observatory, einem überdicht besiedelten ehemaligen Arbeiterviertel südöstlich der Innenstadt, in dem vorwiegend Studenten und Künstler lebten. Obwohl es hier inzwischen eine Menge ausgefallener Lokale und Clubs gab, war es eine Gegend, die Clare lieber mied, denn sie empfand sie als verwahrlost und unsicher.
    Das klagende Heulen des Nebelhorns beanspruchte ihre Aufmerksamkeit. Clare blickte hinüber zum rhythmischen Blinken des Leuchtturms, das sich nach Osten richtete. Dann wandte sie sich wieder Graaffs Pool zu, wo das tote Mädchen gelegen hatte. Ihre Leiche hatte eine präzise Nord-Süd-Achse gebildet. Ihr Kopf und die mit Blut beschmierte und zu einer Faust gebundene Hand hatten nach Süden gezeigt. Clare stand reglos da. Die Schwaden des Morgennebels senkten sich auf die Brecher und lösten sich in ihnen auf. Diese präzise Ausrichtung  – erst Osten, jetzt Süden – ließ eine beunruhigende Vorahnung in Clare aufsteigen. Sie erschauerte und hoffte inständig, es möge keinen Westen, keinen Norden geben.
    Der Wind war so kalt, dass Clare im Windschatten eines kleinen Unterstands Zuflucht suchte und sich
dort auf eine Bank setzte. Die Flut ging zurück. Clare beobachtete das Muster der Wellen, die sich an den Felsen brachen. Wenn ihre Energie aufgebraucht war, fielen sie in sich zusammen. Schlugen die Wellenkämme gegen die Felsen oder gegeneinander, bildete sich Gischt. Dann zogen sich die Wellen zum Ausruhen wieder ins offene Meer zurück. Die weiße Gischt lief den mit einem Boot befahrbaren Kanal zwischen den Felsen entlang. Clare stand auf. Die Leiche war am Ende dieses Kanals abgelegt worden. Hatte der Mörder sie in einem Boot hergebracht? Beim gestrigen Wetter wäre das schwierig gewesen, aber niemand hätte es bemerkt.
    Etwas Blaues blitzte auf und sprang Clare ins Auge. Etwas, was die zurückgehende Flut in einen Felsentümpel gespült hatte. Wahrscheinlich Müll von einem der Schiffe, die vor der Küste vor Anker lagen, dachte Clare, als sie zum Strand hinunterlief. Sie suchte sich einen Weg über die Felsen. Ein zerzauster Strauß blauer Iris, mit Golddraht gebunden, war angespült worden. Clare hob ihn auf, obwohl er außerhalb der Polizeiabsperrung lag. Sie ging zum Band hinüber, wo die Männer von der Spurensicherung im Sand arbeiteten.
    Â»Joe«, rief sie. Er kam zur ihr herüber. Die Gummihandschuhe saßen eng an seinen kräftigen Händen.
    Â»Hi, Clare.« Clare kannte Joe seit vielen Jahren, seit sie mit der Polizei zusammenarbeitete. »Ich habe gehört, dass Sie diese Leiche gefunden haben.«
    Â»Ja, jemand, den ich flüchtig kenne, hat mir mitgeteilt, dass hier eine Leiche ist.« Clare gab ihm die

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