Blutsbrueder
interessant.
Soweit Lili beurteilen konnte, war keiner der Brüder ernsthaft verletzt. Thunder hatte sich zurückgezogen und das machte ihr Kummer. So gerne hätte sie nach ihm gesehen, ihn berührt und sich vergewissert, dass es ihm gut ging. Sie kümmerte sich um die Frauen, so gut sie konnte und verdrängte die Sorge um Thunder. Früher oder später würde er sich der Wahrheit stellen müssen, doch Lili wollte jetzt nicht daran denken.
Die Ärztin in ihr übernahm das Kommando und alles andere trat in den Hintergrund.
Rock betrat das Wohnzimmer, in dem das weibliche Geschlecht eindeutig in der Überzahl war.
Er hatte mit Paula telefoniert, weil Storm sie nicht wie verabredet abgeholt hatte, war sie besorgt gewesen. Er erklärte ihr, dass etwas dazwischen gekommen war und sie fragte nicht weiter.
Das war einer der Gründe, warum er sie hier haben wollte.
Sie war absolut loyal ihrem früheren Arbeitgeber Sterling gegenüber gewesen. Rock wusste, dass sie im Haus der Krieger genauso zuverlässig und vor allem verschwiegen sein würde.
Jetzt war definitiv ein guter Zeitpunkt sie zu holen. Die vielen Frauen machten ihn etwas nervös.
Vor gut einer Woche war das hier noch eine absolute Jungesellenbude gewesen. Doch jetzt, Schlag auf Schlag, waren mehr Frauen in ihr Leben getreten, als sie sich je hätten träumen lassen.
Er freute sich für Thorn, der in Cara anscheinend das perfekte Gegenstück gefunden hatte.
Bei Thunder war er sich nicht so sicher. Es schien offensichtlich, dass er sehr viel für Lili empfand und sie für ihn. Wie diese Geschichte ausging, konnte man nur abwarten. Das würde auf jeden Fall spannend werden.
Die jungen Frauen aus der Klinik machten ihm ein bisschen Sorgen. Er musste unbedingt herausfinden, wer von ihnen Familie hatte, um sie dahin zurückzubringen.
Wichtig war jetzt, dass er Paula ein Taxi organisiert hatte, das sie abholen und hier her bringen würde. Sie musste jeden Moment eintreffen. Der Gedanke beruhigte ihn etwas. Sie war eine ältere Dame mit Lebenserfahrung und eine Seele von einem Menschen. Sie würde sicherlich einen Draht zu den jungen Dingern finden und diesen Haufen aufgeregter und ängstlicher Frauen beruhigen können.
Eines der Babys fing an zu schreien.
Panisch blickte er Lili an, die auf Mutter und Kind zuging.
Sie lächelte ihm zu. »Keine Panik Rock, der junge Mann hat nur Hunger.«
Rock atmete auf, seine Augen suchten Thorn. Storm stand etwas abseits und unterhielt sich mit der schwarzhaarigen Ivy. Ihre Punkfrisur sah frech aus und Rock hatte erlebt, dass sie alles andere als ängstlich war. Mutig hatte sie die Frauen verteidigt und mit großer Sicherheit die Pistole bedient, die Thorn ihr gegeben hatte. Er ging zu den beiden hinüber, »Storm, ich glaube, wir sollten uns alle im Kriegszimmer treffen, es gibt einiges zu besprechen. Wenn du Thunder siehst, gib ihm Bescheid.« Ivy nickte ihm zu und ging in die Hocke um Caio zu streicheln. Der genoss die Aufmerksamkeit und den Trubel im Haus offensichtlich. Es gab für ihn nichts Schöneres, als sein Rudel zu beschützen, das – wie es aussah – jeden Tag größer wurde.
Das Blinken des Monitors zeigte an, dass Paula soeben mit dem Taxi gekommen war. Rock betätigte den Öffner für das große Tor, damit der Wagen zum Haus vorfahren konnte, und ging ihr entgegen.
Die ältere Frau, die ausstieg, hatte einen resoluten Gesichtsausdruck und Rock freute sich, dass sie endlich hier war. Er nahm den Koffer, den der Fahrer aus dem Kofferraum des Taxis ausgeladen hatte, und begrüßte sie.
»Wie schön, dass es endlich geklappt hat. Sie können sich nicht vorstellen, was für ein Trubel in diesem Haus herrscht und wie dringend wir Sie hier brauchen.«
Sie musterte ihn von Kopf bis Fuß. »Junger Mann, ich bin Paula, das Sie können wir uns sparen.«
Sie drehte sich um und begann bereits die Stufen zum Haus hinauf zu gehen.
Rock schmunzelte und bezahlte den Fahrer, dann nahm er den Koffer und folgte ihr.
Er war es gewohnt, dass die Menschen ihn mit gemischten Gefühlen betrachteten, die Tattoos in seinem Gesicht schreckten viele ab. Paula kannte ihn und seine Brüder und sie schien auch nicht so leicht zu erschrecken zu sein.
Sie war klein und rund, hatte weißes Haar, das sie zu einem Dutt am Hinterkopf festgesteckt hatte.
Ihre Augen hatten einen warmen Braunton und ihr Lächeln war herzlich.
Als sie durch die Eingangstür trat, kam ihr auch schon Caio entgegen. Der Hund konnte sein Glück kaum
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