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Blutschande

Titel: Blutschande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Therese Philpsen
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diesem Büro. Vor seinem Computer.«
    »Daran ist doch nichts Ungesetzliches, oder?«, fragte Liv lächelnd.
    »Nein, aber sein Hals war voller Kratzer.«
    Liv blieb stehen. Max sah erleichtert aus.
    »Hast du ihn deswegen zur Rede gestellt?«
    »Er hat gesagt, das sei eine Katze gewesen. Er hat vier davon in seinem Büro herumrennen. Die schleppen allen möglichen Scheiß mit ins Büro, ich sag dir, da drin stinkt’s ...«
    Liv sah ihren Kollegen an.
    »Er war am Sonntag da.«
    »Ja?«
    »Astrid sagte, er sei irgendwann aufgetaucht, obwohl er sonst an den Wochenenden nie da ist, und habe sie vom Balkon aus beobachtet. Sie meinte, er habe sich richtig angeschlichen. Und sie sagte auch, er habe immer eine Scheißfreude daran, sie mit Arbeit zu bestrafen. Sie erzählte, er sei aufdringlich, und alle hätten Angst vor ihm.«
    »Kennt der vielleicht jemanden in Næstved? Vielleicht hat er ja auch mit der dortigen Reitschule zu tun?«
    Liv sah Max an.
    »Ich glaube, wir sollten da jemanden dransetzen, oder?«
    Sie wühlte in ihrer Tasche nach ihrem Handy und rief im Präsidium an. Die Warteschleife war lang, bis sie endlich Carsten Svendsens Brummen am anderen Ende hörte.
    »Ja, ja, warum nicht, ich stecke ja sowieso schon bis zum Hals in Recherchen. Ich kann euch sagen, es ist alles anders als leicht, etwas über diese Tschechen herauszufinden, da kommt es mir ganz recht, mich zur Abwechslung mal um einen Dänen kümmern zu dürfen. Das schaffe ich mit links.«
    Liv wusste nicht, ob er sarkastisch war oder es wirklich so meinte, beschloss aber, dass ihr das egal sein musste.
    Sie sah sich um. Sie waren auf einem ganz normalen Waldweg. Bäume und Büsche. Komm schon, wo hast du sie getroffen? Liv blieb stehen. Nicht weit vom Weg entfernt war eine Art Dickicht. Große Büsche mit steifen, dichten Ästen. Die wechselständigen Blätter waren auffällig gelappt, und an einigen Zweigen hingen rote Beeren.
    Liv beugte sich hinunter und sah sich die Früchte genauer an.
    »Weißdorn?«, fragte Max Motor.
    Liv nickte und knickte einen Zweig ab. Dann zog sie eine Tüte aus ihrer Tasche und legte den Zweig hinein.
    Im gleichen Moment klingelte das Telefon, das sie noch immer in der Hand hielt.
    Es war Carsten.
    »Unser Freund Henrik Frandsen ist ganz richtig Leiter der Reitschule in Espergærde, und diesen Job hat er seit 19 Jahren. Aber er ist in Südseeland aufgewachsen, und seine Mutter wohnt – und jetzt haltet euch fest – in Næstved.«

15
     
    Was meint ihr? Ist die Verbindung so wichtig, dass wir schon heute Abend einen Haftbefehl beantragen sollten?«, fragte Per Roland seine Truppe, die wieder an dem ovalen Tisch im Sitzungszimmer saß und Kaffee schlürfte.
    »Diese Entscheidung müssen wir jetzt treffen«, sagte Liv und sah die anderen an.
    Miroslav und Max nickten.
    »Ihr habt doch gesagt, dass er abgehauen ist, als ihr zurück in die Reitschule gekommen seid, um mit ihm zu reden? Und dass er danach nirgendwo zu finden war?«
    »Ja«, brummte Max Motor. »Nachdem wir im Wald gewesen waren, wollten wir ihn bitten, für ein Gespräch mit aufs Präsidium zu kommen, aber er hat uns bemerkt, als wir auf den Hof kamen, ist schnell in sein Allradfahrzeug gestiegen und davongefahren. Direkt an uns vorbei. Niemand in der Reitschule hatte eine Ahnung, wohin er gefahren sein konnte. Normalerweise fährt er sonst immer erst am Spätnachmittag, hat uns die Frau in der Cafeteria erzählt. Sein Büro ist offiziell bis 16 Uhr geöffnet. An diesem Tag ist er aber bereits um 11.30 Uhr abgehauen. Wir haben auf ihn gewartet, wir dachten ja, er würde wohl gleich wiederkommen, aber nach einer Stunde war er noch immer nicht wieder aufgetaucht.«
    »Lind?«, fragte Roland.
    Der Kriminaltechniker sah von seinen Papieren auf. Seine Haare standen in alle Richtungen ab, aber das taten sie inzwischen bei ihnen allen. Außer bei Roland, aber dafür gab es eine ganz natürliche Erklärung.
    »Hast du die Pflanze überprüft?«
    »Jawoll, hab ich, es ist Weißdorn, die gleiche Art wie in Cecilies Hosenumschlag.«
    »Können wir bestätigen, dass es sich bei dem Waldstück tatsächlich um den Kontaktort handelt?«
    »Wir waren den ganzen Nachmittag mit den Hunden dort draußen, ein Teil des Busches ist auch wirklich ein bisschen zertrampelt. Da ist mit Sicherheit vor kurzem jemand rumgelaufen. Wir haben auch Fußspuren gefunden, die von einem Kind mit Cecilies Schuhgröße und einem Erwachsenen stammen, dem Gewicht nach vermutlich von einem

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