Blutschande
Mann. Auch Cecilies Fahrrad war da. Wir haben den Abdruck eines Reifens, der mit ihrem Vorderrad übereinstimmt. Ob die Schuhabdrücke zu den teuren Prada-Schuhen passen, können wir im Moment noch nicht bestätigen, es ist aber nicht ausgeschlossen.«
»Also, was meinst du?«
»Sieht aus wie der Kontaktort, ja.«
»Wunderbar, gute Arbeit. Liv?«
»Ich habe den Strick des Pferdes untersucht. Es handelt sich um ein gewebtes Polyesterseil für 39 Kronen, gibt es in jedem Reitsportgeschäft. Es gleicht dem Seil, mit dem Cecilies Hände gefesselt waren.«
»Dann war es doch keine Schot?«
»Das kann noch immer nicht ausgeschlossen werden, ist aber möglich. Die gleichen sich wie ein Ei dem anderen.«
Per Roland kritzelte etwas auf das Whiteboard.
»Carsten? Die südseeländische Verbindung? Wie sieht es damit aus?«
»Henrik Frandsens Mutter wohnt in einer betreuten Wohnanlage in Næstved, und zwar in dem gleichen Stadtviertel, aus dem auch das Mädchen stammte, das am 2. April vor zehn Jahren verschwunden ist. Die Gegend heißt Herlufsholm«, las Svendsen vor. »Das ist gleich neben dem noblen Internat mit dem gleichen Namen.«
»Können wir nachweisen, dass Henrik Frandsen zu dem Zeitpunkt, als das Mädchen verschwunden ist, in Næstved war?«
»Das können wir«, fuhr Carsten Svendsen fort, den Kopf in seinem Block vergraben. »Henrik Frandsens Mutter hat mir heute bestätigt, dass er am 1. und 2. April 1998 bei ihr war. Sie weiß das deshalb so genau, weil er an diesem Datum immer bei ihr ist. Sie hat nämlich am 1. Geburtstag, und er bleibt an diesem Tag immer über Nacht bei ihr.«
Per Roland kritzelte weiter das Whiteboard voll. Sein Magen rumorte.
»Wir können also nachweisen, dass er zum Zeitpunkt des Næstved-Mordes 1998 vor Ort war, und wir haben eine Zeugin, die beobachtet hat, dass er Cecilie nur Stunden vor ihrem Tod oben vom Balkon aus beobachtet hat. Wir sind dicht dran: Sonst noch etwas?«
»Sein Allradfahrzeug«, sagte Liv. »Er fährt einen dicken Jeep. Ein Fahrzeug dieser Art ist doch auch bei Kathrines Verschwinden und am Fundort der Leiche des Mädchens aus Næstved gesehen worden.«
»Äußerst interessant«, sagte Roland und machte sich Notizen, bevor er wieder in den Raum blickte. »Noch mehr?«
»Die Kratzspuren an seinem Hals«, sagte Max Motor. »Mir gegenüber hat er behauptet, mit seiner Katze gespielt zu haben.«
»Hast du ihn gefragt, wo er am Sonntagabend gewesen ist?«
»Ja, er hat gesagt, er habe zu Hause ferngesehen. Wir wissen nach Astrids Aussage aber, dass das eine Lüge war, schließlich stand er oben auf dem Balkon, als sie in der Halle geritten sind.«
Per Roland legte den Stift auf die Halterung am Whiteboard.
»Für mich sind das genug Übereinstimmungen. Wir müssen ihn wirklich gründlich unter die Lupe nehmen. Wir verhören ihn als Verdächtigen. Lasst uns ausrücken und ihn noch heute Abend holen. Aber wir müssen uns gut vorbereiten. Wenn er hinter den drei Morden steht, ist er gefährlich und berechnend. Und da er abgehauen ist, nachdem er mit Max Motor gesprochen hat, weiß er offenbar, dass wir ihm auf den Fersen sind. Es deutet alles darauf hin, dass er sich zur Wehr setzen wird. Carsten, du hast dir sein Haus angeschaut, oder? Kannst du uns kurz ins Bild setzen?«
Per Roland zeigte mit dem Stift auf ihn.
Carsten Svendsen räusperte sich und trat etwas verunsichert an die Tafel. Der Stift steckte wie ein Fremdkörper zwischen seinen Fingern. Dann begann er Vierecke und Striche auf das Whiteboard zu zeichnen.
»Also«, erklärte er. »Das Haus, in dem er wohnt, ist ein Nebengebäude eines alten Bauernhofs am Kellerisvej, nicht weit von der Reitschule. Er hat es gemietet. Der Bauer, dem das Haus gehört, hält hier in der Gegend Kühe. Er ist übrigens ein alter Bekannter von uns, der sich schon mehrfach geweigert hat, seine Kälber mit Ohrmarken zu versehen und registrieren zu lassen. Der Bauer wohnt im Hauptgebäude, hier«, sagte er und zog einen Kreis um das große Gebäude.
»Und Henrik Frandsen wohnt hier in diesem Haus. Es ist von Feldern und Pferchen umgeben, die der Bauer für seine Kühe nutzt. In dem kleinen Nachbarhaus wohnt noch ein altes Ehepaar.«
»Die wir natürlich nicht zu Tode erschrecken dürfen«, sagte Per Roland, während Carsten sich wieder setzte. Dann zeigte er auf die Tafel.
»Wir brauchen zwei Leute in den Büschen rechts und links des Hauses, sollte er einen Fluchtversuch unternehmen wollen. Zwei Leute gehen durch
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