Blutschande
Augenbrauen hoch.
»Nein, verdammt!«
»Denken Sie noch einmal gründlich nach. Wir haben Ihren Computer, und unser Experte überprüft gerade, ob Sie es waren. So etwas kann man nämlich zurückverfolgen«, sagte Roland mit einem Grinsen und machte eine Pause. »Knight-Rider«, sagte er dann. »Ein hübscher Name.«
Henrik Frandsens Wangen wurden plötzlich rot, was sogar durch den Lehm zu erkennen war.
»Habe ich getroffen?«, fragte Roland.
»Das stimmt schon. Ich nenne mich manchmal so, aber nur auf meinen Datingseiten, also bei Dating.dk und Hot-Flirt.dk.«
Im gleichen Moment flog die Tür des kleinen Büros auf. Miroslav steckte den Kopf herein, rief Roland zu sich, flüsterte ihm etwas ins Ohr und verschwand wieder.
Roland setzte sich mit einem Seufzen hin.
»Tja, es hat den Anschein, als müssten wir hier noch eine Weile weitermachen.«
Er richtete seinen Blick auf Henrik Frandsen und sah ihm tief in die Augen.
Wie ein Vater, der von seinem halbwüchsigen Sohn enttäuscht ist, dachte Liv und freute sich überhaupt nicht darauf, selber einmal so mit ihren Mädchen reden zu müssen. Wenn sie erst im Teenageralter waren.
»Sie haben uns nämlich angelogen«, sagte er dann. »Wir haben gerade die Bestätigung erhalten, dass die Mails, die an Cecilie Junge-Larsen geschickt worden sind, von ihrem Computer stammen. Von Ihrem Laptop.«
»Wie wollen Sie uns das erklären?«, übernahm Liv.
Henrik Frandsen sah aufrichtig verwirrt aus.
»Jetzt hören Sie aber auf, das kann nicht stimmen!«
»Aber das tut es.«
»Aber … aber ich habe die nicht geschrieben … Ich weiß wirklich nicht, was ich sagen soll. Ich habe das Gefühl, dass ich mich mit jeder weiteren Aussage nur noch mehr belaste.«
Roland starrte ihn misstrauisch an.
»Sie behaupten noch immer, unschuldig zu sein?«
»Ja, ich kenne das Mädchen überhaupt nicht.«
Jetzt war es Liv, die sich entspannt zurücklehnte.
»Gut, dann fangen wir doch mal mit gestern Nachmittag an. Was war da los? Warum sind Sie so überstürzt mit Ihrem Wagen abgehauen, als sie uns gesehen haben, wenn Sie doch so unschuldig sind?«
»Ja, aber ich hatte doch schon mit Ihnen geredet. Mit Ihrem Kollegen, der war lange bei mir.«
»Aber wir sind zurückgekommen, um uns noch weiter mit Ihnen zu unterhalten. Und als Sie uns gesehen haben, hatten Sie es plötzlich sehr eilig.«
»Woher sollte ich denn wissen, dass Sie noch einmal zu mir wollten? Ich hatte meiner Mutter versprochen, sie in Næstved zu besuchen. Es geht ihr zurzeit nicht so gut. Ich habe mir deshalb etwas früher freigenommen, das ist doch wohl nicht verboten.«
»Nein, ist es nicht. Aber Sie müssen doch zugeben, dass das etwas merkwürdig aussieht?«, übernahm Roland wieder.
»Eigentlich nicht, ich hatte es ganz einfach eilig.«
»Wie wäre es, wenn Sie uns erzählen würden, wo Sie Sonntagabend gegen sieben oder halb acht Uhr waren?«, wechselte Liv die Strategie.
»Ich war zu Hause. Hab ferngesehen. Aber auch das habe ich Ihrem Kollegen schon gesagt.«
»Waren Sie den ganzen Abend da?«
»Ja.«
»Wir haben nämlich einen Zeugen, der Sie in der Reitschule gesehen hat, als Cecilie Junge-Larsen ganz zufällig mit ihrer Freundin dort war. Kurz bevor sie ermordet wurde.«
»Aber das kann nicht stimmen. Ich war zu Hause. Sie müssen mir glauben. Da stimmt etwas nicht!«
Henrik Frandsens Stimme überschlug sich vor Verzweiflung.
»Was haben Sie sich angeschaut?«, fragte Liv dann.
»Keine Ahnung. Hab vermutlich bloß rumgezappt.«
»Versuchen Sie, sich zu erinnern.«
Henrik Frandsens Augen flackerten. Er sah Liv an, ehe er seinen Blick wieder auf Per Roland richtete.
»Normalerweise gucke ich am Spätnachmittag diese Serien auf TV2. Friends und so etwas. Und dann um 18.00 Uhr die Nachrichten, bis ich gegen halb sieben zu Abend esse. Danach habe ich mir einen Film angesehen, den ich mir ausgeliehen hatte. Sie dürfen gerne die Quittung sehen.«
»Wann haben Sie sich den ausgeliehen?«
»Am Nachmittag.«
»Nicht gerade ein Alibi«, murmelte Roland.
»Hat Sie jemand gesehen, als Sie zu Hause waren? Ihr Vermieter vielleicht?«, fragte Liv.
Henrik Frandsen schüttelte den Kopf.
»Haben Sie mit jemandem telefoniert?«
»Nein, nicht dass ich wüsste.«
»Mit Ihrer Mutter vielleicht? Mütter rufen doch gern am Sonntagabend an.«
»Meine Mutter nicht. Ich rufe immer sie an. Sie ist durch ihre Diabetes halbblind, sie kann die Tasten nicht mehr erkennen.«
»Dann haben Sie für den Abend also
Weitere Kostenlose Bücher