Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Blutschande

Titel: Blutschande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Therese Philpsen
Vom Netzwerk:
Abstecher nach Dänemark gemacht, das Mädchen überfallen, vergewaltigt, erstickt und sie dann versteckt? Vielleicht haben Sie sie dann ja, ein paar Tage später, als sie ohnehin auf dem Weg zu Ihrer Mutter waren, irgendwo in den Wald gebracht?«
    »Nein.«
    »Zwei Jahre später verschwand noch ein weiteres Mädchen aus Næstved. Am 2. April 1998. Gerade als Sie zu Besuch bei ihrer Mutter waren«, sagte Liv. »Sie wurde ein paar Tage danach gefunden. Genau so gefesselt wie Kathrine und Cecilie, vergewaltigt und ermordet. Sowohl das Mädchen aus Næstved als auch Kathrine hier aus Espergærde wurden mit bloßen Händen erwürgt. Cecilie wurde mit einem Kissen erstickt. War das leichter?«
    Henrik Frandsen rutschte auf seinem Stuhl herum. Er schnaubte leise.
    »Ich wiederhole: Ich hatte mit keinem dieser Mädchen zu tun. Das ist ein Zufall.«
    »Sie wollen uns weismachen, es sei ein Zufall, dass das erste Mädchen, das verschwunden ist, aus Ihrer Reitschule stammte, und dass das zweite Mädchen, das auf die gleiche Weise verschwand und später exakt so vergewaltigt, ermordet und gefesselt wurde wie das erste, ausgerechnet aus Næstved stammte?«, fuhr Per Roland fort.
    »Ich habe keine Ahnung, wovon Sie sprechen. Ich weiß nicht, ob das ein Zufall ist, aber das alles hat nichts mit mir zu tun. Außer natürlich, dass Kathrine zufällig auf dem Rückweg von der Reitschule verschwand, die ich leite.«
    »Und dass Cecilie zuletzt lebend gesehen wurde, als sie mit dem Fahrrad von der Reitschule losfuhr, die Sie leiten«, sagte Roland. »Und natürlich auch, dass Sie eine recht enge Verbindung nach Næstved haben, wo das eine Mädchen tot wieder auftauchte und das andere zwei Jahre später verschwand. Verstehen Sie, warum wir Sie sehr interessant finden?«
    Henrik Frandsen biss sich auf die Unterlippe. Jetzt kamen die Gefühle, dachte Liv. Er stand unter Druck. Der innere Kampf. Komm schon, sag uns die Wahrheit.
    »Was sind zwei halbe Schläge?«, fragte Roland dann.
    »Ein Seglerknoten.«
    Henrik Frandsen sah ihn verwirrt an.
    »Können Sie den?«
    »Ja, den kann ich. Als Kind bin ich Optimist gesegelt, außerdem benutze ich diesen Knoten, um unsere Gatter zusammenzubinden, wenn irgendwo ein Stützpfosten umgestürzt ist. Nur damit es hält, bis der Zaun richtig repariert wird. Es ist nützlich, wenn man so etwas kann.«
    »Wie praktisch«, sagte Roland.
    »Ja, das ist wirklich praktisch.«
    »Und womit binden Sie den Zaun zusammen?«
    »Egal, was ich gerade zur Hand haben.«
    »Einen Strick zum Beispiel?«
    »Ja, zum Beispiel. Die eignen sich sehr gut dafür.«
    »Ja, die sind nicht so elastisch. Die geben nicht nach.«
    »Genau.«
    Per Roland lächelte nickend. Henrik Frandsen war jetzt wirklich verwirrt. Ein Mensch konnte einem Fragezeichen kaum ähnlicher sehen als Frandsen in diesem Augenblick, dachte Liv.
    »Sie sind Single, nicht wahr?«, fuhr sie fort.
    »Ja.«
    »Keine Frau, keine Geliebte?«
    »Nein, im Moment nicht.«
    »Warum nicht?«, fragte Roland dann. »Wollte keine davon Ihre Spielchen mitmachen?«
    Henrik Frandsen sah Roland verärgert an.
    »Muss ich das eigentlich alles über mich ergehen lassen?«
    »Das müssen Sie, ja«, antwortete Liv und fuhr fort:
    »Sind Sie nicht manchmal einsam?«
    »Doch, wie die meisten anderen auch.«
    »Wenn Sie in Ihrem Büro sitzen, chatten Sie dann auch schon mal mit anderen im Netz?«
    »Das kommt vor, ja.«
    »Auch mit kleinen Mädchen?«
    »Nein.«
    Der ist aalglatt, dachte Liv. Kein noch so kleines Anzeichen, dass er lügt. Kein Flackern mit den Augen, keine Hände vor dem Gesicht, keine geweiteten Nasenflügel, nichts, auf das man reagieren könnte.
    »Dann haben Sie sich nicht mit Cecilie Junge-Larsen geschrieben und ein Treffen für Sonntagabend in der Reitschule vereinbart?«, fragte Roland schließlich.
    Jetzt wurde Henrik Frandsen ernst.
    »Nein, das habe ich weiß Gott nicht!«
     Henrik Frandsen gehörte zu den wenigen Menschen, die in der Lage sind, lediglich eine Augenbraue hochzuziehen, und genau das tat er jetzt.
    »Warum sollte ich das tun?«
    Liv zuckte mit den Schultern.
    »Um sie nach da draußen zu locken? Was hatte sie gegen Sie in der Hand? Was war ihr kleines Geheimnis? Sie hat damit gedroht, es an die große Glocke zu hängen, oder?«
    Henrik Frandsen schüttelte den Kopf. Seine Augen strahlten so etwas wie Verachtung aus.
    »Das klingt in meinen Ohren vollkommen verrückt.«
    »Sie haben ihr also nicht geschrieben?«
    Jetzt zog er beide

Weitere Kostenlose Bücher