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Blutschande

Titel: Blutschande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Therese Philpsen
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Zusammen sind sie etwa 3000 Kronen wert, aber allein ist der wertlos.«
    »Dieses Gegenstück, sieht das genauso aus?«
    »Ja, abgesehen davon, dass alles spiegelverkehrt ist.«
    »Wie?«
    »Sehen Sie hier, Kette und Halsband zeigen bei diesem hier nach rechts. Bei seinem Partner werden sie nach links zeigen. Wie auch der Rücken in die andere Richtung geht. Wissen Sie, die Idee ist ja, dass diese Tierchen irgendwo auf einer Schatulle oder einem Mahagonisekretär stehen und die Köpfe zusammenstecken.«
    Simon beugte sich vor und sagte leise: »Sie wissen schon, als würden sie sich Geheimnisse erzählen.«
    »Aber ist es nicht normal, dass die getrennt sind?«
    »Nein, Gott bewahre! So etwas sollte gesetzlich verboten werden. Solche Hunde dürfen nicht getrennt werden. Sehen Sie lieber zu, dass Sie die wieder miteinander vereinen.«
    Simon lächelte wieder.
    Per Roland räusperte sich und zog die Augenbrauen zusammen. Dann streckte er seine Hand aus, um den Hund zurückzubekommen.
    Simon sah ihn lange an und legte ihm dann vorsichtig den Hund auf die Handfläche.
    Per Roland schloss seine Faust und zog die Hand etwas zu rasch zu sich, so dass ihm das Porzellantierchen beinahe aus den Fingern gerutscht wäre.
    »Ja ja, schon gut, Sie sind heterosexuell, I get it«, sagte Simon.
    Per Roland hastete aus dem Laden und die Treppe hoch.
    Wenige Minuten später fuhr er aus dem Parkhaus, während ihn der Hund vom Beifahrersitz aus durch das Plastik anstarrte.
    Irgendwo musste sein Gegenstück sein. Aber wer hatte Cecilie diesen Porzellanhund gegeben, und warum hatte sie ihn an dem Abend, als sie zum Reiten ging, bei sich?

24
    Es saßen bereits alle wartend im Sitzungszimmer, als Per Roland hereingestürmt kam. Er hatte sie aus dem Auto angerufen und gebeten, sich zu einem schnellen Update zu versammeln. Liv knibbelte an der Naht ihrer karierten Leggings herum, die sie unter einer grünen Shorts trug, als er mit einem Blick auf seine Armbanduhr die Sitzung mit den Worten eröffnete:
    »Willkommen zu einer etwas verspäteten Morgenbesprechung. Reichlich verspätet, schließlich ist es bald eins. Aber egal. Heute ist der 19. September. Das Jahr hat noch 103 Tage und außerdem ist heute der Tag, an dem 1934 Bruno Hauptmann wegen der Entführung von Charles Lindberghs Sohn verhaftet wurde. Vermutlich unschuldig. Trotzdem wurde er später wegen dieses Verbrechens hingerichtet. Aber das ist eine ganz andere Geschichte. Ich habe Henrik Frandsen aus der Haft entlassen. Wir haben seinen Pass behalten, da er noch immer unter Verdacht steht, aber bis auf Weiteres haben wir nicht mehr genug gegen ihn in der Hand, um ihn hier festzuhalten«, sagte er und sah in die Runde, für den Fall, dass jemand eine Frage haben sollte.
    »Wir haben überdies versucht, Katja Adelskov zu finden«, fuhr Roland fort, da niemand sich meldete, »aber die Mutter sagt, sie sei vor zwölf Jahren nach London zu einer Verwandten abgehauen, wo sie vermutlich noch wohnt. Die Mutter hat heute keinen Kontakt mehr zu ihr, ist aber vollkommen sicher, dass ihre Tochter noch am Leben ist. Sie gibt an, das Mädchen sei aus eigenem Antrieb davongelaufen und habe ihnen kurz nach ihrem Verschwinden einen Brief aus London geschickt.«
    »Sie kann doch unmöglich allein zurechtgekommen sein, sie war erst dreizehn«, sagte Anette mit ihrer üblichen mütterlichen Fürsorge.
    »Also, ich war mit dreizehn reif für den Auszug«, konterte Liv.
    »Das meintest du vermutlich. Aber als Eltern kann man doch nicht einfach aufgeben«, fuhr Anette fort.
    »Das alles ist sehr interessant, aber vollständig irrelevant«, kam es jetzt von Carsten Svendsen, der mit seiner Kaffeetasse auf dem Schoß in der Ecke saß.
    Alle sahen ihn an. Seine Augen waren müde. Er war wirklich einer der Männer, die man sich als Großvater für seine Kinder wünschte, dachte Liv und fragte sich einen Augenblick, welche Beziehung ihre Kinder zu ihrem Großvater haben würden, wenn er irgendwann einmal aus dem Gefängnis kam. Liv selbst hatte ihn in den letzten zwölf Jahren kaum gesehen.
    »Ich will dir deine Frühreife nicht absprechen, Liv, obwohl ich es nett finde, dass du uns so weit eingeweiht hast«, sagte Svendsen mit einem Lächeln. »Aber ich habe mit der Frau unten im Sundkiosk gesprochen …«
    Liv lachte.
    »›Das Orakel vom Strand‹ nennt man sie auch«, sagte sie.
    »Genau, ich habe heute Morgen mit dem Orakel gesprochen«, sagte Svendsen ruhig. »Wir kamen auch auf Katja Adelskov zu

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