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Blutschande

Titel: Blutschande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Therese Philpsen
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sich zurückgezogen. Um die lange Geschichte kurz zu machen: Die Tschechen sitzen jetzt auf einer Rechnung über mehrere hundert Millionen Kronen, die ihrer Meinung nach Junge-Larsen bezahlen muss. Es stimmt, dass sie den Eltern gedroht haben, und auch, dass einige von ihnen am Sonntag am Hafen waren. Wenn du mich fragst, deutet aber nichts darauf hin, dass sie Cecilie umgebracht haben. Und das wolltest du doch wissen, oder?«
    »Apropos«, sagte Miroslav.
    Alle sahen ihn an. Seine Haare waren wie immer perfekt gestylt und mit reichlich Haarlack leicht nach oben frisiert. Von keinem sonst in der Gruppe konnte man so etwas behaupten, dachte Liv. Inzwischen sahen sie alle etwas verkommen aus. Besonders Roland, der bald einen Vollbart hatte.
    »Apropos was?«, fragte Roland.
    »Einfach so. Ich habe mir die Mails noch einmal angeschaut, die Cecilie von diesem Unbekannten bekommen hat, den sie treffen wollte. In einer davon fragt sie ihn nach einer Decke, die sie in einem Schrank gefunden hat. Später schreibt sie, dass sie jetzt wisse, dass es seine ist.«
    Per Roland runzelte die Augenbrauen.
    »Was antwortet er darauf?«
    »Er sagt, er könne ihr alles erklären, wenn sie sich treffen.«
    »Hm …«, kam es von Max Motor.
    »Was?«
    »Wir sind uns doch noch immer einig, dass die Person, mit der sie sich geschrieben hat, Henrik Frandsen ist, oder?«
    »Das wissen wir nicht mit Sicherheit«, antwortete Roland.
    »Die Mails sind aber auf seinem Computer geschrieben worden?«
    »Theoretisch kann natürlich auch jemand anderes seinen Computer benutzt haben, nicht wahr? Was meinst du, Miroslav?«
    »Theoretisch ist das möglich, als Beweis reicht das aber auf keinen Fall aus.«
    »Das heißt noch lange nicht, dass Henrik Frandsen unschuldig ist«, sagte Roland. Er wollte weiterreden, als er von einem Klopfen an der Tür des Sitzungszimmers unterbrochen wurde. Von ihrem Platz aus erkannte Liv den Wachhabenden in der Türöffnung. Er sprach kurz mit Roland, dann fiel die Tür wieder ins Schloss.
    Als Per Roland sich wieder umdrehte, wusste Liv, was mit »Totenblässe« gemeint war. Dafür hatte sie im Laufe ihrer Polizeikarriere genug Tote gesehen. Nie aber einen lebendigen Menschen, der einer Leiche derart glich wie Per Roland jetzt.
    »Was ist los, Roland?«, fragte Anette.
    »Geht’s dir gut, Boss?«, rief Miroslav.
    Carsten Svendsen, Max Motor und Liv beugten sich gleichzeitig vor und warteten darauf, dass er endlich den Mund aufmachte.
    »Was ist los, alter Freund?«, fragte Svendsen.
    »Es …«, begann Roland stammelnd. »Es ist schon wieder etwas passiert. Eine ganz neue Wendung des Falls. Eine, für die es verdammt noch mal eine natürliche Erklärung geben muss, aber im Moment verstehe ich überhaupt nichts mehr.«
    »Was denn?« Lange Lind klappte seinen Laptop zu und starrte den Ermittlungsleiter an. »Was ist denn passiert?«
    »Das war Palle, der Wachhabende. Er sagt, es hätte sich gerade eine Zeugin gemeldet, die Cecilie unten am Strand in Espergærde hat sitzen sehen. Aufs Meer blickend, und zwar höchst lebendig.«

25
     
    Eigentlich war es ungesetzlich, und als Vertreter des Gesetzes sollten sie es eigentlich besser wissen. Aber wenn die Naturgesetze für eine Weile außer Kraft gesetzt schienen, konnte ihrer Meinung nach auch die Straßenverkehrsordnung nicht länger Bestand haben. Außerdem waren sie schließlich die Polizei.
    Sie saßen zu viert in Livs Wagen. Alle ohne Gurt, und das einzig und allein aus dem Grund, dass niemand daran gedacht hatte. Natasja rappte noch immer aus den Lautsprechern, allerdings dieses Mal, ohne Gehör zu finden.
    Liv steuerte den Wagen, der sich einigermaßen stabil in die lange Linkskurve des Klostermosevejs gelegt hatte, auch wenn das Quietschen der Reifen etwas anderes vermuten ließ. Neben ihr saß Per Roland und fluchte. Sein Auto hatte ihm ganz einfach den Dienst verweigert, als sie alle gemeinsam durch die gläserne Eingangstür des Präsidiums hinausgestürmt waren. Stattdessen hatte er sich daher mit Max Motor und Lange Lind, die auf der Rückbank saßen, in Livs Auto geworfen. Hinter ihnen folgten Carsten Svendsen und Miroslav in ähnlich halsbrecherischem Tempo.
    »Achtung, jetzt kommt die nächste Kurve«, rief Liv, und die Passagiere im Fond stöhnten auf, als Max auf dem Schoß von Lange Lind landete.
    Liv lenkte den Wagen wieder geradeaus und raste trotz Gegenverkehr, der eigentlich Vorfahrt hatte, wütend hupte und die Lichthupe aufblitzen ließ, unter den

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