Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Blutschande

Titel: Blutschande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Therese Philpsen
Vom Netzwerk:
lachte ein helles, sehr weibliches Lachen, das ihre Verbitterung aber nicht überspielen konnte. »Er ist beinahe mehr bei ihr als hier. Mehr weiß ich aber wirklich nicht. Allenfalls könnte er noch auf seinem Boot sein.«
    »Wo liegt das?«, fragte Max.
    »Im Hafen von Snekkersten. Direkt unterhalb des Segelclubs.«
    Sie hatten die Einfahrt erreicht, in der ihr großer, schwarzer Porsche Cayenne stand. Marlene Adelskov setzte sich mit einem eleganten Schwung in das protzige Auto. Liv schien das ganz und gar nicht zu beeindrucken, und Roland kam erst in diesem Moment wieder in den Sinn, woher sie stammte.
    »Vom Ort her passt das ziemlich gut zu dem, was der Taxifahrer gesagt hat«, sagte sie.
    Sie sahen sich an und rannten wie auf Kommando zum Dienstwagen. Dann rasten sie mit Blaulicht über die Uferstraße zurück Richtung Espergærde.

35
     
    Sie parkten den Wagen am Straßenrand am Gammel Strandvej. Per Roland schloss für einen Moment die Augen. Er spürte es jetzt in seinem Körper. Die letzten Nachwehen des Rausches waren verflogen. Geblieben waren nur die graue, triste Wirklichkeit und die Kopfschmerzen. Er fühlte sich alt und wusste, dass er das nur schlecht verbergen konnte. Seine Augen waren schmal und seine Haut aschgrau.
    »Sollen wir sie holen?«, fragte er, als sie auf der Straße standen und zu Benedikte Adelskovs Anwesen hinüberschauten. Das schmiedeeiserne Tor stand offen, und in der Einfahrt stand ein großes Allradfahrzeug.
    Das Haus sah dunkel und verlassen aus. Kein Licht fiel durch die zahlreichen Fenster. Alle Gardinen waren zugezogen. Nichts deutete darauf hin, dass jemand zu Hause war. Draußen war die Sonne untergegangen. Es hatte zu regnen begonnen.
    Liv und Roland gingen mit schnellen Schritten auf das Haus zu und klingelten.
    »Polizei! Öffnen Sie bitte«, rief er und legte all seine Autorität in seine Stimme.
    Niemand antwortete. Er sah zu Liv hinüber, die ihren Schraubenzieher hervorholte.
    »Die Tür stand offen, als wir gekommen sind, nicht wahr?«, sagte Roland, als sie sich mit einem Klick öffnete und sie Adelskovs Heim betraten. »Sollte jemand fragen.«
    »Natürlich«, antwortete Liv und folgte ihm.
    Sie zogen ihre Waffen.
    »Hallo? Hier spricht die Polizei!«, rief Roland. »Ist jemand hier?«
    Sie öffneten die doppelten Türen zum Wohnzimmer und sahen hinein.
    »Hier ist niemand«, sagte Roland verärgert.
    »Die sind hier, ich spüre das«, flüsterte Liv.
    Rolands Blick fiel plötzlich auf eine Kommode, auf der ein kleiner Porzellanhund stand und ihn wütend anstarrte. Er ging hinüber und nahm ihn in die Hand.
    »Heh, sieh mal hier«, sagte er zu Liv und hielt ihr den Hund hin.
    »Das Gegenstück«, sagte sie, während Roland den Hund zurückstellte.
    Liv sah sich um. Dann deutete sie auf einen offen stehenden Schrank an der Wand.
    »Jagdgewehre«, flüsterte Roland.
    Sie nickte.
    »Und eins fehlt.«
    In diesem Augenblick hörte Roland einen leisen Ruf.
    »Hast du das gehört?«
    Liv nickte.
    »Das kam von da«, sagte sie und zeigte auf eine angelehnte Tür.
    Sie öffneten sie und standen am Ende einer langen Kellertreppe. Stufe für Stufe schlichen sie sich nach unten und kamen in einen großen Raum mit zahllosen Regalen, auf denen Vorräte und Weinflaschen standen.
    »Da«, flüsterte Liv und streckte den Arm aus.
    Am Ende des Raums war eine breite Stahltür mit einem elektronischen Nummernschloss. Sie stand offen.
    »Komm«, flüsterte Liv.
    Auf der anderen Seite folgte ein mehrere Meter langer Flur, der an einer weiteren, angelehnten Tür endete, hinter der Liv und Roland Stimmen hörten. Langsam schlichen sie weiter und sahen hinein.
    Der Raum war nicht sonderlich groß, vielleicht 40 Quadratmeter. Er war fensterlos, so dass kein Tageslicht hereinfiel. Das einzige Licht kam aus einer Neonröhre unter der Decke. Er war mit einem Esstisch, drei Stühlen und einem Sofa samt einem Fernseher auf einem kleinem Clubtisch möbliert. Auf dem Boden stand eine Vase mit Plastikblumen, und an der Wand hinter dem Sofa hingen zahlreiche Kinderzeichnungen. Ansonsten war der Raum vollkommen schmucklos.
    In einem angrenzenden Zimmer konnten sie zwei schmale Betten ausmachen, während auf der gegenüberliegenden Seite eine kleine Teeküche mit einem Waschbecken und einer kleinen, schmalen Waschmaschine lag. Aus diesem Zimmer führte eine weitere Tür in einen Raum, in dem Roland eine Toilette vermutete.
    In diesem Moment hielten sich vier Personen im vorderen Raum auf. Ihnen

Weitere Kostenlose Bücher