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Blutschande

Titel: Blutschande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Therese Philpsen
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nehme das mal als eine Bestätigung. Einmal beobachtet ihre Freundin Mette Berendsen sie zufällig dabei und vertraut dieses Erlebnis ihrem Tagebuch an. Sie hält das Gesehene für eine Vergewaltigung, und als Katja ihr anvertraut, dass sie schwanger ist, bezahlen Sie sie für ihr Schweigen, nicht wahr? Sie vereinbaren anfänglich eine bestimmte Summe und glauben damit, das Geheimnis dieser Schande für immer bewahrt zu haben. Aber Mette stellt immer weitere Forderungen und sagt Ihnen, dass sie sich alles aufgeschrieben hat. Sie bekommen es mit der Angst zu tun. Nach Cecilies Tod glaubt sie einen Zusammenhang zu sehen, ruft wieder an und fordert weiteres Geld, doch Sie machen der Sache ein Ende und bringen sie um.«
    Plötzlich wurden Benedikte Adelskovs Augen feucht, eine einzelne Träne löste sich, rann über ihre Wange und verschwand dann in einer Falte in ihrem Gesicht. Beschämt über ihre eigene Schwäche wollte sie sie rasch wegwischen, aber Roland ergriff ihre Hand.
    »Zu spät, Frau Adelskov.«
    Sie sah ihn an und ließ die Hand wieder sinken.
    »Erzählen Sie uns einfach, wie es gewesen ist«, sagte Liv. »Von Anfang an.«
    »Sie müssen verstehen«, sagte sie heiser und räusperte sich.
    Roland spürte ein Rauschen, als sie schließlich doch zu sprechen begann.
    »Unsere Ehre stand auf dem Spiel. Der Name unserer ganzen Familie.«
    Roland nickte und tat so, als würde er verstehen.
    »Katjas Ärztin hat uns gesagt, dass sie schwanger ist. Sie war erst dreizehn Jahre alt! Erst nach langem Druck gestand sie uns, wer der Vater war, und dass ihr Bruder und sie, ja also … unsere ganze Welt ist da zusammengebrochen.«
    Benedikte Adelskov machte eine Pause und holte tief Luft. Roland erinnerte sich daran, dass auch seine Großmutter das immer getan hatte, wenn sie über etwas enttäuscht war oder sich einfach nur einsam fühlte.
    »Ich war ganz einfach gezwungen, etwas zu tun. Unsere Familienehre stand auf dem Spiel und die Zukunft meiner Kinder.«
    Benedikte Adelskov senkte den Kopf.
    »Katja hat uns erzählt, dass sie einfach nur zusammenleben wollten«, sagte Roland, »dass sie Ihnen gegenüber dar-auf bestanden hat, das Kind zu behalten und mit Erik eine Familie zu gründen.«
    »Sie war doch selbst noch ein Kind und verstand nicht, dass das, was sie getan hatten, ein Fehler war. Sie weigerte sich sogar, das Kind zur Adoption freizugeben, ich konnte sie nicht überreden. Sie hat wirklich geglaubt, sie könnte das Kind austragen und eine Familie mit ihrem Bruder gründen, ohne dass die Behörden sich einschalteten.«
    Benedikte Adelskov fasste sich an den Kopf.
    »Ich wusste aber, dass man ihr das Kind wegnehmen würde, sobald es auf der Welt war. Und dass sie dann beide eingesperrt werden würden. Erik war achtzehn und würde ins Gefängnis kommen. Sie war schließlich nicht nur seine Schwester, sondern auch noch minderjährig. Und Katja wäre vermutlich in irgendeine Erziehungsanstalt gekommen. Ich war gezwungen , etwas zu unternehmen. Ich bin selbst in einem Kinderheim aufgewachsen und weiß, was es heißt, auf der untersten Stufe der Gesellschaft zu leben. Meine Kinder sollten so nicht enden. Ich habe dafür gekämpft, die zu sein, die ich jetzt bin. Und ich habe dafür gekämpft, dass meine Kinder ein anderes Leben führen dürfen als ich es führen musste.«
    »Wie haben Sie es geschafft, den Keller so einzurichten?«
    »Ich habe Erik darum gebeten, eine Stahltür mit einem elektronischen Schloss zu besorgen und einbauen zu lassen. Er hat eine Sicherheitsfirma angerufen und ihnen erklärt, wir hätten ganz besonders wertvolle Dinge, die wir dort im Keller wegschließen wollten. Gemälde und so, was weiß ich. Dann hat er den Keller mit Bett und Fernsehen eingerichtet. Eine lokale Sanitätsfirma hat da unten dann eine Toilette und das Waschbecken eingebaut. Der Mann hat schrecklich viele Fragen gestellt, und wir mussten ihm eine hübsche Summe zahlen, damit er seinen Mund hielt.«
    »Hieß die Firma zufällig VVS-World?«, fragte Liv.
    Benedikte Adelskov nickte.
    »Ich glaube, das war der Name, ja.«
    »Und dann haben Sie Katja nach unten gelockt? Oder haben Sie sie gezwungen?«
    »Als ich die Zeit für reif hielt, weil man Katjas Bauch zu sehen begann, habe ich sie eines Nachmittags gebeten, mir bei etwas unten im Keller zu helfen. Sie ist freiwillig mitgekommen.«
    Benedikte Adelskov holte wieder tief Luft.
    Liv reichte ihr eine Papierserviette.
    »Was haben Sie dann getan?«
    »Ich habe … habe

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