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Blutschuld

Blutschuld

Titel: Blutschuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karina Cooper
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sie beim Aussteigen zu nah zu sich zog. IhreHand festhielt, die ganze Naomi bei sich hielt, als es schon lange nicht mehr nötig war.
    Die kalte Herbstluft kratzte ihr mit Eisnägeln über die Haut, aber in Phins Arm, an seiner Seite, war es warm. Sie tauschten einen Blick. In seinen Augen züngelte wie Feuer sehnsüchtige Erwartung, Lust.
    Sein Lächeln ließ Naomi all die guten Manieren vergessen, die sie nicht besaß.
    Naomi achtete nicht mehr auf Martin, achtete nicht mehr auf Neonlicht und Blitzlichtgewitter, nicht auf das Stimmengewirr den Block hoch und einmal um die Ecke. Naomi neigte den Kopf, und das bisschen Distanz zwischen ihr und Phin schmolz dahin, als sie einen kleinen Laut ausstieß, aus tiefster Kehle, voller Ungeduld. Hungrig.
    Phin zog sie näher an sich; der Arm um ihre Taille ein Lasso, das sie einfing, und sie ließ es willig geschehen. Jeder Muskel stand unter Spannung, nur Phins Lippen   … Oh, diese Lippen, dieser Mund! Mit diesem Mund raubte Phin Naomi einen Kuss, löschte das gierige Feuer von ihren Lippen, nur um es neu zu entfachen. Sie vergaß die Kälte der Nacht, als seine Lippen ihren Mund liebkosten, als sie ihre Wärme, ihre schwüle Erwartung spürte. Sie schmeckten süß, diese Lippen, nach Naomis Lipgloss.
    Sie schmeckten nach Nervenkitzel und nach Männlichkeit. Sie schmeckten ganz nach Phin.
    Naomi blieb die Luft weg. Ihre Brustwarzen stellten sich auf, zwei Perlen, geboren aus der aufwallenden Hitze ihres Blutes, seltsam träge wie langsam schmelzendes Eis. Unfähig, den Kuss zu beenden, nicht willens, ihre Lippen von seinen zu lösen, ließ sie die Finger durch Phins Haar gleiten, legte ihm die Hand auf den Hinterkopf und zog Phin näher zu sich.
    Lippen, die verschmolzen. Brüste, prall vor Lust und hungrig an seiner Brust. Sein Oberschenkel, zwischen ihre Schenkel geschoben. Ganz nah am Ort empfänglicher Feuchte, sensibilisierten Fleisches, das nur manifest gewordene Dekadenz aus Seide von Phin trennte.
    Seine erigierte Männlichkeit, hart und drängend an ihrem Schoß.
    Mit einem verhaltenen Lachen, kurz vor dem Absturz in etwas von unbändigerer Gefühlsgewalt, riss sich Naomi von Phins Lippen los. Die Hand wie einen Prellbock zwischen ihr und ihm gegen seine Brust, sagte sie: »Okay, Schlitzohr.« Es sollte ungezwungen klingen. Stattdessen verriet es, wie atemlos sie war. Wie sehnsüchtig, wie hungrig. Es verriet mehr, als ihr lieb war.
    Seine Augen waren in dem gedämpften Licht der Nebenstraße schwer zu erkennen. Aber sein Lächeln war pure männliche Befriedigung. Er nahm die Hand von Naomis Hüfte, fasste sie stattdessen am Ellenbogen, um sie von der Limousine ins Nobelrestaurant zu geleiten. Aber zuvor brachte er seinen Mund nah an ihr Ohr und flüsterte: »Du schmeckst wie Milch und Honig.«
    Das war keine Poesie, nur eine simple Feststellung. Schließlich schmeckte Naomi tatsächlich nach Milch und Honig. Es war der Lipgloss, den Andy ihr zugesteckt hatte und der ihre Lippen geschmeidig halten sollte. Naomi wusste das.
    Aber Phins warmer Atem, der ihr Ohr mit Geisterfingern kitzelte, war wie eine Liebkosung. Seine Lippen streiften die empfindsame Haut an ihrem Hals, gleich unterhalb des Ohrs; seine Hand umschloss ihren Ellenbogen wie ein Schild aus Geborgenheit. Die simple Feststellung war ein Aphrodisiakum, steigerte die Lust, die als feuchte Hitze zwischen Naomis Beinen pulsierte.
    Dessert? Naomi war sich nicht einmal sicher, ob sie es durch den Hauptgang schaffen würde.
    Naomi drückte die Schulterblätter durch und machte mit weichen Knien ein paar Schritte heraus aus Phins Reichweite. Aus reiner Notwehr.
    Der Mann hatte eine mehr als männliche Ausstrahlung.
    Phin nickte dem Chauffeur zu, der mit ausdrucksloser Mieneaufmerksam etwas in der entgegengesetzten Richtung gemustert hatte. »Martin, ich rufe durch, wenn Sie uns wieder auflesen können.«
    Um die Ecke begann das nächste Blitzlichtgewitter. Die künstlichen Blitze sprenkelten kurz aufflammende Lichtpunkte über die Mauern der Stichstraße; schnell sich wandelnde Schatten tanzten über Ziegelsteine, die regennass glänzten. An der Einmündung der Nebenstraße in die Hauptstraße erkannte Naomi eine Gestalt, die gerade um die Ecke gebogen war.
    Sie erkannte den Tweedhut, der keck aufs Ohr gesetzt war.
    Na, endlich!
    »Selbstverständlich«, erwiderte Martin und tippte sich an den Schirm seiner Mütze. Über sein Gesicht huschte die Andeutung eines Lächelns. »Genießen Sie das Abendessen, Sir.

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