Blutsdaemmerung - Licht Und Schatten
nickte.
"Vielen Dank für ihre Mühe Mr. Smith. Auf Wiedersehen." Mein Blick war immer noch in seine Augen versunken.
"Auf Wiedersehen Miss Goldman und danke für ihr Vertrauen."
Diesen Satz hatte er wahrscheinlich schon hundertmal gebraucht, wenn er etwas verkauft hatte.
Ich ließ seine Gedanken glauben, er hätte mir die Wohnung gezeigt, wir hätten noch etwas über den Kaufpreis verhandelt, uns geeinigt und damit das Geschäft abgeschlossen. Er schlurfte zu seinem Auto, stieg ein ohne sich umzusehen und fuhr hinaus auf die Straße. Ich wandte mich zu den anderen um, die diese Szene schweigend beobachtet hatten.
Valentina und Max blickten völlig unbeeindruckt drein. Dorian dagegen hatte die Augen aufgerissen und schüttelte ungläubig den Kopf.
"Wahnsinn! Und das funktioniert bei jedem?"
"Na ja, nicht bei jedem anscheinend. Meine Schwester Caroline konnte ihre Gedanken vor mir verbergen und hat sich auch nicht manipulieren lassen. Max hat die Theorie, dass es daran liegen könnte, weil wir Zwillinge sind. Ansonsten hat es immer geklappt." erklärte ich ihm und schmunzelte über seinen entrückten Gesichtsausdruck.
Fast hatte ich vergessen, wie beeindruckend das neue Leben anfangs war.
"Das muss ich unbedingt auch mal probieren."
Dorians Begeisterung konnte die gedrückte Stimmung allerdings nicht auflockern. Wir wussten, dass der Zeitpunkt des Abschieds immer näher rückte.
Die drei halfen mir, meine Kisten in den Fahrstuhl zu tragen. Weil dann aber kein Platz mehr für uns war, rannten wir die vierzehn Stockwerke mit Leichtigkeit nach oben und kamen trotzdem vor dem Aufzug an.
Ich steckte den Schlüssel in die Tür und trat in mein neues Zuhause.
Mir blieb fast die Luft weg. Das Penthouse hatte war riesig und hatte auf der Seite des Hudson Rivers eine durchgehende Glasfront. Der Ausblick war einfach traumhaft.
"Wow! Was für eine tolle Wohnung." Hörte ich Valentina hinter mir sagen.
"Nicht schlecht!" stimmte Dorian ihr zu.
"Hm...für meinen Geschmack etwas zu modern - aber es ist trotzdem sehr schön." Max war neben mich getreten und sah mit mir aus einem der riesigen Fenster. "Ich hoffe du fühlst dich hier wohl." sagte er und legte mir eine Hand auf die Schulter.
"Ich werde dich so oft wie möglich besuchen!" rief Valentina eifrig und fiel mir stürmisch um den Hals.
"Das hoffe ich doch!" erwiderte ich lachend und versuchte streng zu klingen.
"Ich denke, wir werden Tamara jetzt allein lassen - damit sie sich in Ruhe einrichten kann." Max sprach aus, was ich versuchte zu verdrängen.
Gleich würde ich allein sein. Ich hatte Angst, vor den Gefühlen die dann über mich hereinbrechen würden. Doch ich wusste, ich musste mich ihnen stellen.
Val kam auf mich zu und drückte mich an sich. "Pass auf dich auf Tamara!" Ihre Stimme zitterte und ihre Augen waren feucht. Schnell wandte sie sich ab.
"Ja und lass was von dir hören!" sagte Dorian und umarmte mich eher zögernd. Es war ein absurdes Gefühl, demjenigen, von dem ich geglaubt hatte, ich würde ihn lieben nun so fremd zu sein. Es war, als hätte sich ein Abgrund zwischen uns gebildet den wir nicht mehr überwinden konnten.
Max, der immer versuchte seine Gefühle unter Kontrolle zu halten, drückte nur meinen Arm. "Du schaffst das schon, Benjamin und Andrew sind jederzeit für dich zu erreichen - und wir natürlich auch!"
Ich schluchzte. Wie sehr würde ich den vertrauten ruhigen Klang seiner wunderschönen Stimme vermissen! Und Val, meine liebe Val, sie würde mir auch so sehr fehlen!
Ehe wir alle hemmungslos von unseren Gefühlen überrannt wurden, nickte Max den anderen Beiden zu und sie traten schweigend durch die Tür.
Ich hob die Hand und flüsterte ein sprödes "Bye."
Dann schloss ich die Tür und spürte, wie mir die ersten Tränen über die Wangen kullerten.
Vergiss mich nicht!
Val´s Stimme, die ich zum Abschied in meinem Kopf hörte, klang so traurig wie, ihr Gesicht ausgesehen hatte.
Auch wenn sie mich besuchen wollte, wir wussten beide, dass wir uns wahrscheinlich längere Zeit nicht sehen würden.
Ich wollte erstmal versuchen den Kopf frei zu bekommen und das konnte nur klappen, wenn ich nicht jedes Mal aufs Neue traurig war, weil sie wieder nach Trenton zurück fuhr.
Da stand ich nun, in meiner riesigen Wohnung in New York. Das erste Mal in meinem Leben war ich allein. Ich setzte mich auf den Boden und weinte. Mir fehlte Mom plötzlich so sehr. Auch wenn wir uns in der letzten Zeit von einander entfernt hatten, ich liebte sie nach wie vor und
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