Blutsdaemmerung - Licht Und Schatten
Ärmel von meinem linken Arm zurück und zeichnete mit einem schwarzen Stift die Umrisse des Zeichens, dass auch Max und Valentina besaßen, auf die Innenseite meines Handgelenks.
Anschließend desinfizierte er die Haut. Dann setzte er sich mir gegenüber, legte meinen Arm auf den Tisch vor dem Sofa und trat auf das Fußpedal. Die Maschine in seiner Hand begann zu surren. Er tauchte sie in ein Töpfchen mit schwarzer Farbe und begann die Linien seiner Zeichnung nachzuziehen.
Ich zuckte kurz zusammen und biss mir auf die Lippe. Es schmerzte ein wenig, als sich die vielen kleinen Nadeln in meine Haut bohrten.
"Keine Sorge, das dauert nicht lange. Du machst das sehr gut, halt einfach nur still." sagte Francis und fuhr konzentriert mit seiner Arbeit fort, ohne aufzublicken.
Valentina und Max hatten sich unterdessen auf das Sofa gesetzt und beobachteten fast ehrfürchtig, wie sich Francis an meinem Handgelenk zu schaffen machte.
Keiner sagte ein Wort.
Umso mehr erschrak ich, als Francis die Stille mit einem zufriedenen "So, fertig!" unterbrach, sich zurücklehnte und sein Werk betrachtete.
Max kam zu uns, um die Tätowierung auf meinem Handgelenk zu begutachten.
"Perfekt, sehr gute Arbeit." stellte er zufrieden fest.
Francis legte die Tätowiermaschine zur Seite, sprühte mir Desinfektionsmittel auf die Haut und rieb sie mit einer Salbe ein. Dann klebte er eine Art Frischhaltefolie darüber.
"Die kannst du in zwei bis drei Stunden wieder entfernen." wies er mich an. Danach begann er, seine Sachen zusammen zu packen.
Während Max Francis zur Tür begleitete, fielen mir die vielen Bilder an der Wand auf. Es waren Portraits von jungen Männern und Frauen aus längst vergangener Zeit aber auch Fotos von Personen, die nur ein paar Jahre alt waren.
"Das sind alles Bilder von denjenigen, die Max bei ihrer Verwandlung begleitet hat." Ich zuckte zusammen, als ich Valentinas Stimme hinter mir hörte.
"Die auf den Gemälden sind doch bestimmt schon zweihundert Jahre alt, wie alt ist Max denn dann?" Ich wandte mich zu ihr um.
"Dreihundertzweiundzwanzig Jahre um genau zu sein.", Max stand auf der Schwelle zum Wohnzimmer und lächelte mich an. "Ja ich habe die Jahre ganz genau mitgezählt. Manche von uns hören irgendwann damit auf. Nach dem Motto: was zählt schon ein Jahr wenn man ewig lebt." fuhr er fort.
"Dann ist es also wirklich wahr, keine Krankheit kann euch etwas anhaben?" fragte ich ungläubig.
"Nein keine. Es gibt sowieso nur wenige Arten uns zu töten. Einen Pflock oder Schwert in das Herz bohren, Enthaupten oder verbrennen. Für Vampire ohne Tätowierung ist auch das Sonnenlicht gefährlich. Und natürlich kein Blut mehr zu trinken. Alles andere, dass dazu in Büchern zu finden ist, sind nichts weiter als Legenden und Märchen. Wir fürchten uns auch nicht vor Weihwasser, Kruzifixen oder gar
Knoblauch
.", das letzte Wort sprach er betont abwertend aus und lachte laut, "Die Menschen wussten sich nicht anders gegen uns zu wehren. Das einzige, was ihnen gelungen ist, war mit Hilfe eines Fluches, Nachtwandler aus uns zu machen. Nur zerfallen wir im Sonnenlicht nicht zu staub, wie es in vielen Geschichten über uns beschrieben wird, wir sterben einfach. Es verbrennt unsere Haut wie Feuer."
Gespannt saßen Valentina und ich auf dem Sofa und lauschten Max´ Geschichten. Weil ich so gebannt von seinen Worten war, fiel mir gar nicht auf, dass es draußen bereits dämmerte.
Max schaute aus dem Fenster und blickte dann zu mir.
"Ich hoffe du bist bereit Tamara, heute Nacht ist es soweit."
"Was wird mit mir passieren? Spüre ich etwas davon? Wird es wehtun?" Plötzlich sprudelten die Fragen nur so aus mir heraus.
"Dein Körper wird sich völlig verändern, das kann einem schon Angst machen. Aber keine Sorge, du wirst keine Schmerzen dabei haben. Das verspreche ich dir. Wenn du dich verwandelt hast, ist nichts mehr so wie vorher. Aber sieh dir Valentina an, sie hat es gut überstanden würde ich sagen." Er sah sie an und lächelte.
"Dann werde ich mich jetzt besser zurückziehen und noch ein paar Bücher wälzen." erklärte Valentina und stand auf.
Sie legte ihre Hand auf meine und beugte sich zu mir. "Hab keine Angst, wir sehen uns morgen."
Dann verschwand sie nach oben.
***
"Das ist alles? Mehr brauche ich nicht?" Ungläubig starrte ich Max an, als er mit einem Glas aus der Küche kam und es vor mich hin stellte. Es war zu dreiviertel mit Blut gefüllt.
"Für die Verwandlung reicht es, danach wirst du allerdings sehr hungrig
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