Blutsdaemmerung - Licht Und Schatten
isst?"
"Oh...gute Frage, daran habe ich gar nicht gedacht." erwiderte ich und dachte kurz darüber nach. "Ich hab´s, ich erzähle ihm einfach dasselbe wie du damals Caroline - wir sind mal wieder auf Diät."
"Hm...da bin ich mal gespannt wie lange er dir das glaubt." murmelte sie und ich wusste, sie hatte Recht.
In meinem Eifer hatte ich das nicht bedacht. Natürlich würde er stutzig werden. Bestimmt wollte er jetzt immer mit mir gemeinsam Essen und das machte die Sache plötzlich sehr kompliziert.
Doch anstatt Valentina recht zu geben sagte ich nur: "Mir wird schon etwas einfallen."
Ich glaubte allerdings selbst noch nicht recht daran.
Den ganzen Vormittag dachte ich darüber nach, wie ich aus dieser Sache am besten wieder herauskam.
Vielleicht sollte ich ihm etwas von einer Lerngruppe erzählen, die sich mittags traf? Einen kurzen Moment dachte ich darüber nach, seine Gedanken zu manipulieren. Aber dann musste ich an Max´ Worte denken und verwarf diese Idee sofort wieder. Trotzdem wurde mir klar, dass es nicht einfach werden würde, Dorian etwas vorzuspielen was ich nicht war. Und Max wäre sicher nicht begeistert, wenn Dorian es jetzt schon herausfand. Wahrscheinlich hoffte er insgeheim darauf, ich würde es mir nach einer Weile doch noch überlegen und ihn nicht mehr verwandeln wollen. Er half mir nur weil ich es unbedingt wollte und ich konnte fühlen, dass es ihm schwere Zweifel bereitete.
Der Vormittag war schnell vorbei und mit ungutem Gefühl ging ich mit Valentina Richtung Cafeteria.
Als wir unsere Tabletts mit ein wenig Essen auf dem Tisch abstellten kam Dorian zu uns und strahlte vor Freude.
"Ich hab den ganzen Vormittag an dich gedacht. Keine Ahnung was wir heute durchgenommen haben...ich kann mich an nichts erinnern." kicherte er und drückte mir einen Kuss auf die Wange.
"Du solltest aber wegen mir den Unterricht nicht schleifen lassen." rügte ich ihn lächelnd und versuchte streng zu klingen. Es gelang mir nicht.
Seine menschliche Art in mich verliebt zu sein war einfach hinreißend.
Er stellte sein Tablett neben meins und ließ sich auf den Stuhl fallen. Dann machte er sich hungrig über sein Essen her.
Ich stocherte mit meiner Gabel im Salat, genau wie Val.
Plötzlich sah er auf. "Hast du denn gar keinen Hunger?"
"Hm...nicht wirklich." erwiderte ich.
"Wir sind auf Diät." sagte Valentina tonlos. Es klang so, als würde sie ein Gedicht aufsagen und die falschen Stellen betonen.
Dorian starrte uns an, als hätten wir den Verstand verloren. Er schüttelte den Kopf.
"Als ob ihr so etwas nötig hättet."
Es klang aufrichtig verwundert.
Ich seufzte und versuchte meine Stimme heiter und ironisch klingen zu lassen. "Du weißt ja wie Frauen sind."
"Also ich finde das...idiotisch." Seine Stimme klang plötzlich hart.
Ich haderte kurz mit mir, schob mir dann aber demonstrativ eine Gabel Salat in den Mund. Während ich kaute, versuchte ich mir vorzustellen wie das einmal geschmeckt hatte. Aber mein Körper hatte längst vergessen, wie menschliches Essen schmeckte. Es schmeckte einfach...nach nichts. Wozu auch, ich brauchte es nicht.
"Tut mir leid. Ich wollte euch nicht kränken." Offenbar bekam Dorian ein schlechtes Gewissen. "Aber wenn zwei so tolle Frauen sich quälen, nur weil sie denken ihre Figur ist nicht perfekt...das verstehe ich einfach nicht." fuhr er in versöhnlicherem Ton fort.
Ich zuckte die Schultern und wusste darauf nichts mehr zu sagen. Gerade als ich darüber nachdachte ob es nicht doch besser wäre, seine Gedanken einmal kurz gerade zu rücken, stürzte eine Schülerin herein. Sie war im selben Geschichtskurs wie ich.
Wie war doch gleich ihr Name? Lory? Lilie? Leslie? Leslie - genau.
Leslie´s Gesicht war kreidebleich, ihr Atem kam nur stoßweise aus ihren Lungen und ihr Herz schien sich jeden Moment zu überschlagen.
Sie lief zu einer Gruppe Mädchen, die sie als ihre Freundinnen bezeichnete, klammerte sich am Tisch fest und beugte sich zu ihnen rüber. "Stellt euch vor...ich kann es gar nicht glauben..." stammelte sie aufgeregt und sah sich immer wieder hektisch um, als würde sie jemand verfolgen.
Die anderen schienen keine Ahnung zu haben, was vor sich ging. Im nächsten Augenblick zog sich mein Magen zusammen denn ich hatte dem Gewirr ihrer Gedanken bereits entnehmen können was passiert war. Genau in diesem Moment platzte es aus ihr heraus.
"Cecile...Cecile Meyers ist...tot." Sie flüsterte fast, doch es war wohl auch noch für menschliche Ohren an unserem Tisch zu hören denn
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