Blutsdaemmerung - Licht Und Schatten
telefonieren wir wieder regelmäßig und ich besuche sie einmal im Monat. Ich denke, damit ist sie zufrieden." erwiderte ich.
Er sah gedankenverloren aus dem Fenster, die Wintersonne schien schräg ins Wohnzimmer und tauchte den ganzen Raum in helles Licht.
"Schön, ich hoffe ich kann den Kontakt zu meinen Eltern auch erhalten." murmelte er mehr zu sich selbst.
Damit war für ihn auch der letzte Zweifel ausgeräumt.
Zwei Wochen später räumten wir Max´ Sachen aus dem Arbeitszimmer in den ersten Stock und Dorian zog bei uns ein. Am Abend hatten wir uns im Wohnzimmer versammelt und warteten auf Francis. Er sollte Dorian das Sonnensymbol auf sein Handgelenk tätowieren, damit er sich nach seiner Verwandlung sofort im Tageslicht bewegen konnte. Max hatte es bei mir damals genauso gemacht. Bei Valentina hatte es länger gedauert denn er hatte sie im letzten Moment vor dem Tod bewahrt und dadurch bekam sie ihre Tätowierung erst, als sie bereits ein Vampir war. Das hatte sie gut eine Woche lang in die Dunkelheit verbannt.
Max ging zur Tür, als wir hörten, wie Francis´ Auto die Einfahrt hochfuhr. Er öffnete und nach ein paar Minuten standen die beiden in der Tür.
Es war wie ein Déjà-vu für mich. Vor einem Jahr und drei Monaten saß ich in diesem Wohnzimmer und habe von Francis das Sonnensymbol auf mein Handgelenk tätowiert bekommen. Jetzt war es Dorian, der erwartungsvoll auf Max´ Sofa saß und nicht so recht wusste, was alles auf ihn zukommen würde.
Francis war kein Mann vieler Worte aber er hatte immer ein leicht zynisch anmutendes Grinsen um die Mundwinkel. "Hey Tamara, lang nicht mehr gesehen." Das war alles, was er zur Begrüßung sagte.
"Ja, ist lange her." erwiderte ich nur, weil ich spürte, das er nicht auf tiefschürfende Gespräche aus war.
Wie auch damals bei mir, baute er schweigend sein Equipment auf und winkte dann Dorian heran. Er setzte sich Francis gegenüber und ich sah, wie er schluckte. Es schien ihm langsam bewusst zu werden, dass es nun kein Zurück mehr gab.
Nach einer Viertelstunde war Francis mit seiner Arbeit fertig und rieb eine Salbe auf Dorians Arm. Dann wickelte er die frische Tätowierung sorgsam ein.
Während der Prozedur war Dorian stumm da gesessen und hatte nicht einmal mit der Wimper gezuckt. Er schien sich seiner Sache sicher zu sein. Zumindest hoffte ich das, denn es war eine Entscheidung für die Ewigkeit.
Max verabschiedete Francis ohne viele Worte. Das schien zwischen den Beiden so üblich zu sein.
"Wie geht es denn jetzt weiter?" Dorian blickte uns erwartungsvoll an.
"Zuerst musst du das Blut von einem von uns trinken. Damit beginnt die Verwandlung. Um sie zu vollenden werden wir dir anschließend menschliches Blut zu trinken geben. Dann müssen wir abwarten. Es dauert bei jedem unterschiedlich lange." erwiderte Max, der gerade wieder das Wohnzimmer betreten hatte.
"Es kann doch nichts schief gehen, oder?" In Dorians Stimme schwang Unbehagen mit.
"Nein, aber es könnte unter Umständen ziemlich unangenehm sein. Du wirst zwar keine Schmerzen haben, doch da dein menschlicher Körper stirbt wird es sich anfühlen als ob du ihn für einen kurzen Moment verlässt." erklärte ich ihm. Langsam machte sich auch bei mir Nervosität breit.
Ich konnte mich noch zu gut an meine eigene Verwandlung erinnern.
Dorian ließ sich zurück auf die Sofakissen sinken.
"Wow, das ist doch schon irgendwie abgefahren. In ein paar Stunden bin ich also kein Mensch mehr."
"Falls du doch noch irgendwie Zweifel hast...ich meine, wir müssen es nicht sofort tun." sagte ich zu ihm und legte meine Hand auf sein Knie.
Er nahm meine weiße Hand in seine und strich mit seinen Fingern über meine Fingerspitzen.
"Nein!" sagte er entschlossen und betrachtete unsere verschlungenen Hände "Ich möchte nicht länger warten. Ich bin bereit."
***
Er wollte mein Blut.
Es sollte also ich sein, die ihn zu einem von uns machen würde.
Dorian sah mich mit großen erwartungsvollen Augen an, als ich mein Handgelenk zu meinem Mund führte. Die messerscharfen Zähne schossen hervor.
Ich legte meine Lippen an die dünne, weiße Haut unter der mein pulsierendes Blut floss und biss hinein.
Dann hielt ich den Arm ein wenig von mir weg und betrachtete ihn. Aus zwei kleinen Löchern floss dunkelrotes, warmes Blut hinab bis zu meinem Ellenbogen. Ich war fasziniert von dem Anblick, denn seit meiner Verwandlung hatte ich das neue Blut, das in meinen Adern floss noch nie gesehen.
"Beeil dich, es wird sehr schnell wieder
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