Blutsdaemmerung - Licht Und Schatten
und schärfer wahr zu nehmen.
Wir sahen ihn alle drei erwartungsvoll an.
Sein Mund verzog sich zu einem engelsgleichen Lächeln.
"Wow!" sagte er nur und sah sich um.
"Ich hole dir etwas zu trinken." Valentina sprang auf, um in die Küche zu laufen.
Ich betrachtete den neuen Dorian und neben die Erleichterung, dass er es überstanden hatte schlich sich wieder dieses Gefühl, das ich vorhin schon gespürt hatte.
Doch ich sagte nichts.
Stattdessen sprang Dorian auf und riss Val förmlich das Glas aus der Hand. Ich konnte mich selbst noch gut an diesen unglaublichen Hunger nach der Verwandlung erinnern.
Er stürzte es hinunter und verlangte natürlich sofort nach mehr.
"Aber erst..." sagte er und mir fiel auf, wie anders seine Stimme plötzlich klang, "möchte ich mich unbedingt ansehen."
Natürlich war er neugierig, was die Verwandlung aus ihm gemacht hatte. In meinen Augen sa er extrem verändert aus. Fast als würde ich ihn nicht wieder erkennen.
Das war auch dieses Gefühl, das sich heimlich in meinen Gedanken breit gemacht hatte. Es schien nicht mehr mein Dorian zu sein. Ich sah in sein wunderschönes Gesicht und fühlte...nichts!
Ich musste es mir in diesem Moment eingestehen.
All die Gefühle, die sich in den letzten Wochen zu ihm entwickelt hatten waren wie ausgelöscht. Das konnte doch nicht sein! Was sollte ich jetzt tun?
Er hatte sich das für mich angetan...und jetzt wollte ich ihn nicht mehr?!
Ich war so verwirrt dass ich immer noch nichts sagen konnte. Stattdessen blickte ich ihm nur stumm nach, als er wie der Blitz in den Flur sauste um sich dort im Spiegel zu betrachten. Er schien sehr zufrieden zu sein, mit dem was er da sah denn als er zurück ins Wohnzimmer kam strahlte er über das ganze Gesicht.
"Das ist einfach unglaublich!" bemerkte er immer wieder.
Inzwischen hatte er bestimmt schon einen Liter Blut getrunken, aber er war immer noch ziemlich hungrig. So saßen wir den restlichen Nachmittag zusammen und unterhielten uns über die Verwandlung. Dorian erzählte, wie er die Sache erlebt hatte und gab zu, dass es doch ganz schön erschreckend für ihn gewesen war.
Er stellte Max noch viele Fragen zu seiner zukünftigen Ernährung und wie auch mir damals, überließ er die Entscheidung Dorian selbst.
Nach Einbruch der Dunkelheit beschlossen wir, mit ihm auf die Jagd zu gehen, um ihm die Alternative zu menschlichem Blut aufzuzeigen.
Ich war wohl den ganzen Nachmittag über sehr still, denn Max musterte mich kritisch, als wir uns schließlich aufmachten und das Haus verließen.
"Ist alles in Ordnung Tamara?" fragte er leise, als Val mit Dorian - der es kaum noch erwarten konnte - schon losgelaufen war.
Ich nickte steif, versuchte aber so lässig wie möglich zu klingen.
"Ja, alles bestens. Ich muss mich wohl noch an den neuen Dorian gewöhnen."
Max zog eine Augenbraue nach oben, schwieg aber. Er schien zu merken, dass er im Moment nicht mehr aus mir herausbekam.
Val und Dorian lieferten sich bis zum Waldrand ein Wettrennen und alberten herum, wie kleine Kinder.
Wir jagten sehr erfolgreich eine kleine Herde Rehe und auch Dorian erlegte gleich bei seinem ersten Versuch eines der Tiere.
Ihm schien der Geschmack auch noch sehr fremd zu sein, denn er entschloss sich erst einmal bei Blutkonserven zu bleiben. Doch das Jagen schien ihm Freude zu machen, er war kaum zu bremsen.
Schließlich kam er mit seiner Beute auf uns zu und warf das Reh zu Boden. Er legte einen Arm um meine Schultern.
"Nicht schlecht für´s erste Mal oder?" Er lachte und sah mich stolz an.
Mir fiel auf, dass wir uns seit seiner Verwandlung nicht mehr richtig berührt oder gar geküsst hatten.
Und außer seinem Arm, den er mehr lässig als zärtlich um mich gelegt hatte, machte er keine weiteren Anstalten, sich mir zu nähern.
Es verwirrte mich, meine Gefühle und sein Verhalten. Es verwirrte mich so sehr, dass ich mich aus seiner Umarmung wand, eine kurze Entschuldigung murmelte, mich umdrehte und zurück nach Hause rannte.
Während der Wald an mir vorbei flog, liefen mir heiße Tränen über die Wangen.
Zum Glück folgte mir keiner der Anderen.
Zuhause lief ich die Treppe nach oben und schloss mich in mein Zimmer ein. Ich musste jetzt allein mit mir und diesem unbeschreiblichen Gefühlschaos sein.
Was war passiert? Hatte ich mir die Liebe zu Dorian vielleicht nur eingebildet?
Wollte ich Julian um jeden Preis überwinden und hatte mich in diese Sache verrannt?
Es kam mir zumindest so vor. Es war so leicht gewesen, zu glauben in einen
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