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Blutseele

Blutseele

Titel: Blutseele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Harrison
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Sekretärin zu, und sie nickte, als hätte sie mit ihrem Besuch gerechnet. Dann lehnte sie sich vor und drückte einen Knopf, der die Glastüren öffnete. »Die Agenten Stanton und Evans sind hier, Sir«, sagte sie, als Jason Grace die Tür öffnete. Graces Sorge vertiefte sich. Sie wurden erwartet.
    Der Flur hinter der Glastür war so dunkel wie das Empfangszimmer hell. Der Gang war mit dunkler Mahagonitäfelung ausgestattet und mit üppigen Holzmöbeln dekoriert, auf denen nie jemand saß. Es gab fast keine elektrische Streustrahlung. Es hätte sich eigentlich anfühlen müssen, als wäre Grace in Pelz gehüllt worden, doch stattdessen wurde ihr immer mulmiger zumute. Doch das war nichts gegen ihr Entsetzen, als Jason vor einer breiten Eichentür anhielt. Der Name darauf ließ Grace die Augen aufreißen. Rath Walters? Er war der Leiter der Elite, Jasons Boss und in gewisser Weise auch ihrer, nachdem er alle Fäden vom Krankenhaus bis zu den Grundschulen der Agentur ziehen konnte.
    Wieder sah Grace Jason an und verglich sein militärisches Auftreten mit ihrer Freizeitkleidung. »Hast du das da für mich mitgebracht?«, fragte sie und hob das Jackett über ihrem Arm. Jason nickte strahlend.
    »Ich dachte schon, du fragst nie.«
    Ihr Herz raste, als sie die Plastikhülle aufriss und in einen Eimer warf, der wahrscheinlich noch nie zuvor Müll gesehen hatte. Mit trockenem Mund wandte sie Jason den Rücken zu. Er half ihr in das Jackett und arrangierte ihre Haare über dem Kragen. Das seidene Futter glitt geschmeidig über ihre Schultern, die silbernen Fäden fühlten sich auf ihrem Körper an wie Schneeflocken aus Metall. Sie bewegte die Schultern, um den Sitz zu testen, dann schloss sie wie Jason den Reißverschluss bis zum Hals. Das Jackett passte perfekt. Aber schließlich hatten sie sich auch jahrelang einen Schrank geteilt.
    »Und deine Kappe«, sagte er, dann musterte er stirnrunzelnd ihre Schuhe. »Da kann ich dir nicht helfen. Zumindest passt die schwarze Hose.«
    Sie rückte die Kappe zurecht, nur um sie wieder abzuneh men, als Jason sich erneut der Tür zuwandte und klopfte. Sie hatte Walters nie persönlich getroffen, aber sie hatte ihn bei ihrem Abschluss gesehen. Der Mann war riesig, fast schon fett. Ihre Gedanken schossen zu ihrer Entscheidung, Zach auszubrennen und ihrer Weigerung, ihn an die Elite zu übergeben, dann zu seinem unglücklichen Tod. »Ich werde meine Meinung nicht ändern«, sagte sie aus der Furcht heraus, dass Jason versuchen könnte, für sie zu lügen. Aber es war schon zu spät. Entweder sie waren sauer, weil sie ihnen eine lange Nase gedreht und ihn ausgebrannt hätte, oder sauer, weil sie ihn umgebracht hatte, um dem moralischen Dilemma zu entkommen.
    »Ich weiß. Deswegen sind wir hier.« Als Walters kräftiges »Kommen Sie rein!« durch die schwere Tür drang, nahm auch er die Kappe ab.
    »Könntest du auch mal etwas sagen, was Sinn ergibt?«, flüsterte sie. Jason öffnete nur die Tür und bedeutete ihr hindurchzutreten.
    »Gehst du nun rein oder nicht?«, drängte er.
    Es war sein eifriges, stolzes Lächeln, das sie überzeugte. Grace straffte die Schultern, atmete einmal durch, zog noch einmal an ihrem Jackett und betrat den Raum.
    Walters Büro war ebenfalls in dunklem Holz gehalten und wirkte so weltmännisch wie der Mann, den sie bei Gesprächen mit dem Rest der Elite über Champagner und Käse beobachtet hatte. Eine Seite des Raums wurde vollkommen von Fenstern eingenommen, und das einfallende Licht ließ das Mahagoniholz dunkelrot leuchten. Der ziemlich füllige Mann, der vor den Fenstern stand, drehte sich ein wenig, um ihnen entgegenzusehen. Vor seinen Füßen saß Hoc.
    »Hoc!«, rief Grace. Sie fragte sich, wie der Hund hierherkam, dann wurde sie rot. »Entschuldigen Sie, Sir«, sagte sie und befahl Hoc mit einer kleinen Geste zu bleiben, als er fröhlich auf sie zurannte.
    »Eine Entschuldigung ist unnötig.« Walters volle Stimme füllte das Büro, so warm und dunkel wie das Holz, mit dem er sich umgab. »Das mag ich an Hunden. Sie kümmern sich nicht im Geringsten um Orden oder Bankkonten. Danke, Jason. Ich weiß zu schätzen, dass du Grace hochgebracht hast. Und Hoc. Er gehört natürlich dazu.«
    Graces Scheu wegen ihrer Umgebung verflüchtigte sich. »Ich werde meine Meinung nicht ändern«, sagte sie, während sie sich wünschte, sie wäre mutig genug, einfach die Kappe in ihrer Hand auf den Boden zu werfen.
    Jason trat unruhig von einem Fuß auf den anderen.

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