Blutseelen 03: Laira: Erotischer Vampirroman (German Edition)
Aza’el.
Au’ree Gedanken verwirrten sich. Um ihn wurde es so schwarz wie in den Tiefen von Lai’raas Seele. Er wehrte sich, trat und schlug geistig um sich – und unterlag. Bleierne Schwere hüllte ihn ein. Alles wurde gleichgültig bis auf den einen Willen, den Willen Lai’raas.
„Jara“, sagte er ausdruckslos. „Ich soll sie holen.“
„Tu das. Die Opferzeremonie beginnt in wenigen Stunden. Aza’el ist hungrig.“
Ohne ein weiteres Wort verließ Au’ree den unterirdischen Saal. Er kannte seine Aufgabe. Es gab kein Entrinnen.
Nahe Kairo, am Stadtrand
Als ihr Handy klingelte, fuhr Amalia erschrocken zusammen. Angespannt zog sie es aus der Tasche. Halb erwartete sie, Aurelius’ Nummer zu sehen, denn das Handy war neu und nicht viele kannten diese Telefonnummer. Nervös betrachtete sie das Display und runzelte die Stirn. Der Anruf kam nicht von Aurelius. Die Nummer war ihr nur zu vertraut. Sie überlegte, ob sie drangehen sollte. Das Einfachste würde sein, nicht auf den Knopf zu drücken, doch ihr Finger bewegte sich bereits wie unter einem Zwang. „Hallo“, meldete sie sich steif. „Wie geht es dir, Ma?“
Die vertraute Stimme ihrer Mutter klang weit entfernt. Die Verbindung schien gestört zu sein, der Empfang war schlecht. Trotzdem hörte sie jedes einzelne Wort deutlich genug, um es zu verstehen.
„Amalia, den Göttern sei Dank. Geht es dir gut?“
„Sicher, warum nicht.“ Die Lüge kam so automatisch und glatt über ihre Lippen, dass sie sich selbst wunderte.
Ihre Mutter schwieg kurz. Amalia stellte sich vor, wie sie sich auf ihre typische Art Halt suchend durch das kurze dunkelblonde Haar fuhr und dabei die Lippen aufeinanderpresste. „Ich habe es bei dir zu Hause versucht, aber da ging niemand dran. Dann kam ich auf die Idee, es über deinen letzten Arbeitgeber zu probieren, doch da hast du gekündigt. Bis ich gestern die neue Nummer in meinem Mail-Fach gefunden habe, war ich in heller Aufregung. Was ist passiert? Wo steckst du?“
Amalia wog kurz ab, was sie sagen sollte. Einen Augenblick war sie versucht zu lügen, doch dann entschied sie sich intuitiv für die Wahrheit. „In Ägypten.“
„Kemet …“ Ihre Mutter verstummte, als wäre sie selbst erschrocken über das Gesagte. Kemet war ein altes Wort für Ägypten, das Amalia nur durch ihre Erinnerungen kannte. Warum benutzte ihre Mutter diesen Begriff? Die plötzlich eintretende Stille am Telefon schmerzte in den Ohren. Sie fühlte sich falsch an.
„Ma?“, fragte sie zögernd. Keine Antwort. „Ma, du musst dir keine Sorgen machen. Ich habe einen Mann kennengelernt, der gut auf mich aufpasst. Er verdient genug Geld für uns beide.“
Sie hatte immer ein gutes Verhältnis zu ihrer Mutter gehabt und dankte ihr für die vielen Dinge, die sie ihr beigebracht hatte. Ihre Mutter führte sie in die Welt des Theaters und der Kunst ein, brachte ihr das Zeichnen bei und half ihr, sich in allen Lebenslagen zurechtzufinden. Während Amalia oft wie eine Träumerin an der Welt vorbeilebte – unbewusst in die Vergangenheit ihrer Vorfahrinnen hineingezogen – war ihre Mutter Katrin der Anker gewesen, der sie fest mit der Gegenwart verband. Auch die zahllosen Unfälle, die Amalia besonders in der Kindheit wegen ihrer oft mangelnden Konzentration erlitten hatte, hatte ihre Ma mit Gelassenheit hingenommen und sie immer wieder aufgebaut.
Am liebsten hätte Amalia ihr die ganze Geschichte um Aurelius und Laira erzählt, aber das durfte sie nicht. Sie würde ihr damit nicht nur furchtbare Sorgen um ihren Geisteszustand machen, sondern sie auch gefährden. Zum ersten Mal lag ein Graben zwischen ihr und dem Menschen, der ihr außer ihr selbst und Aurelius unglaublich wichtig war. Ein Graben, den sie nicht überwinden konnte.
Ihre Mutter schwieg noch immer. Amalia hielt den Atem an und fragte sich, ob sie ihre Lügen schluckte oder nicht. Als sie die Stimme der Mutter erneut hörte, klang diese gefasst, aber deutlich angespannt. „Ich … ich rufe nicht ohne Grund an. Ich weiß, als dein Vater starb und ich Kontakt mit seinem Geist aufnahm, hieltest du mich für verrückt, wie alle. Aber vielleicht … hast du inzwischen eigene Erfahrungen gemacht.“
Amalia schluckte. Diese Entwicklung des Gesprächs überraschte sie. Ihre Hand krampfte sich um das Handy, als wollte sie es zerdrücken. „Was willst du mir sagen?“
„Dein Vater ist noch immer da, Amalia. Er bleibt in dieser Ebene, denn er wacht über dich. Er hat dich
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