Blutseelen 03: Laira: Erotischer Vampirroman (German Edition)
ihr floss. Gracia schluckte und schluckte und schluckte. Ihr volles schwarzes Haar verschwamm vor Amalias Augen. Es duftete nach Kirschen und Blut.
Aurelius! , rief sie in Gedanken, sich an die letzte Hoffnung klammernd. Er würde gleich da sein. Würde Gracia von ihrem Hals reißen und Amalia an sich ziehen, in seine schützenden Arme. Aurelius! Der Ruf wurde schwächer. Ein Meer aus Schwärze breitete sich um sie aus, in das sie eintauchte. Gracias Gesicht mit den gierigen Augen und dem rot umrandeten Mund verschwamm mehr und mehr, bis es nur noch eine zitternde Kontur war.
Au … re … li… us … Ihr Geist war am Ende seiner Kraft. Ihr Kreislauf versagte, der Körper sackte ihr weg. Nur Maruts Pranken hielten sie noch, doch auch das Gefühl, von ihm gepackt zu werden, wurde schwächer. Sie ertrank in einem Meer aus Schwarz, das nie ein Licht gesehen hatte. Ihr Leben endete in Finsternis.
Im Labyrinth, wenige Minuten zuvor
Aurelius folgte den Gängen und verließ sich dabei hauptsächlich auf das, was er roch. Die Spur der Wölfe wies ihm den richtigen Weg. Nach einer Weile erreichte er lange Gänge, in denen in regelmäßigen Abständen brennende Fackeln in neu angebrachten Halterungen an den Wänden steckten. Er folgte dem Weg der Fackeln, bis ein intensiver Geruch nach Jasmin und Palisander den muffigen Grundton des Labyrinths überlagerte und ihn stehen bleiben ließ.
Mai , schoss es ihm durch den Kopf. Das ist ihr Parfüm. Mai lief keine acht Meter vor ihm durch die Gänge. Sie war allein unterwegs, zumindest witterte er keine andere Person. Langsam ging er weiter. Der Geruch wurde intensiver. Mai musste stehen geblieben sein.
Aurelius verharrte an einem abzweigenden Gang, aus dem die Spur kam. Wenn er hinter der Wand hervortrat, würde Mai ihn sehen können. Was würde sie dann tun? Zwar hatten sie sich beide gut verstanden, aber nun war Aurelius ein Ausgestoßener und damit ein Feind des Klans. Er lauschte. Leise Schritte näherten sich. Hatte Mai ihn bereits bemerkt oder kam sie nur zufällig in seine Richtung?
Ohne einen Laut zu machen, presste Aurelius sich an die Wand. Falls Gracia und Darion in der Nähe waren, durfte er nichts riskieren. Mai kam immer näher. Als er ihren Schatten im schwachen Fackellicht ausmachte, sprang er vor, riss sie an sich und zog sie mit sich in den Gang. Seine Hand presste sich fest auf ihren Mund und dämpfte ihren Aufschrei.
„Mai“, zischte er. „Ich lasse dich los, wenn du leise bist. Ich habe Fragen.“ Mai nickte zögernd, er spürte die Bewegung. Aufmerksam ließ er sie los, bereit, sie erneut zu packen, falls sie weglaufen sollte. Einen Augenblick betrachtete er sie irritiert. Mais schwarzes Abendkleid wirkte in diesen staubigen Gängen fehl am Platz. An ihrem Hals zeigten sich dunkle Flecken. Aber das spielte im Augenblick keine Rolle. Er konzentrierte sich auf das Wesentliche. „Wo sind Gracia und Darion?“
Mai wirkte erleichtert, ihn zu sehen. Von Angst bemerkte er nichts. „Ich weiß es nicht. Ich habe sie verloren, nachdem wir getrennt wurden.“
„Hast du einen Hinweis darauf, wo Laira liegt?“
„Ich …“ Mai zögerte. „Dort entlang.“ Sie wies in den Gang, aus dem sie kam.
Misstrauisch sah er sie an. „Warum hilfst du mir so bereitwillig?“
Ihr betretener Gesichtsausdruck wirkte echt. Sie lächelte schüchtern. „Ich wollte nie, dass du verbannt wirst, Aurelius. Du bist einer der wenigen Guten im Klan. Aber verrate mich nicht, ja?“ Sie schauderte. „Perry würde mich vierteilen.“
„Ist er auch im Labyrinth?“
„Nein. Nur Gracia und Darion. Gracia will den Schatz nicht teilen. Mich haben sie mitgenommen, weil ich ihnen aufgrund meiner Schwäche nicht gefährlich werden kann. Aber ich will nicht, dass sie Laira bekommen. Unsere Welt würde sich verändern.“
Mai sagte genau das, was er zu hören hoffte. Wollte sie ihn täuschen? Aurelius betrachtete ihr Gesicht aufmerksam, konnte aber keine Anzeichen für eine Lüge finden. Sein Gefühl sagte ihm, dass Mai tatsächlich nicht auf Gracias Seite stand. Unterschwellig hatte er immer gespürt, dass es zwischen ihr und der Vampirfürstin Spannungen gab, auch wenn Mai sie offiziell gekonnt überspielt hatte. „Gehen wir“, beschied er knapp. Sie hatten keine Zeit zu verlieren.
Mai führte Aurelius durch das Labyrinth, als würde sie den Weg bereits kennen. Schon nach wenigen Gängen stießen sie auf durch Stützbalken und Gerüste eilfertig befestigte Steine.
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