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Blutskinder

Blutskinder

Titel: Blutskinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Hayes
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einfällt oder wenn Sie reden möchten, rufen Sie mich einfach an.« Er nickte Irena Wystrach kurz zu und trat durch die Hintertür hinaus. Dabei hoffte er inständig, dass Louisa ihm folgte.
    Ohne sich nach ihr umzudrehen, ging er um das Haus herum zur Straße und entriegelte den Mercedes. Er wollte sich keine Minute länger als nötig in dieser tristen Umgebung aufhalten.
    »Du siehst aus, als hättest du ein Gespenst gesehen«, sagte Louisa, als sie ihn eingeholt hatte. Sie stieg ein, schnallte sich an und setzte ihre Sonnenbrille auf.
    »Hab ich auch!«, erwiderte er schroff und ließ den Motor aufheulen.

    Robert rief Louisa auf ihrem Mobiltelefon an, obwohl sie im Zimmer nebenan war. Eigentlich hatte er nicht vorgehabt, die Nacht in Northampton zu verbringen. Doch da sie beide dringend Ruhe brauchten, hatten sie sich ein Hotel gesucht und sich gleich nach einem eilig eingenommenen und faden Abendessen im Hotelrestaurant gute Nacht gesagt. Doch jetzt musste er sie noch einmal stören.
    Er ließ den Kopf auf das Kissen in seinem Bett sinken und wartete darauf, dass Louisa ans Telefon ging. Die Frau am Empfang war ein wenig erstaunt gewesen, als sie zwei Einzelzimmer verlangten, da sie sie für ein Paar gehalten hatte. Eher Komplizen, hatte Robert gesagt. Was für eine Idee!
    »Du bist also auch noch wach.«
    »Nein«, sagte Louisa. »Was gibt’s denn?« Obgleich es noch früh am Abend war, klang ihre Stimme verschlafen.
    »Natasha Jane Varney – das gibt’s.«
    »Das hatten wir doch schon, Rob. Gute Nacht.«
    »Warte!«
    »Was ist denn noch? Ich bin müde. Ich bin nur über Nacht mit hiergeblieben, damit wir gleich morgen früh zum Standesamt gehen können. Danach kannst du dich in aller Ruhe mit den Problemen herumschlagen, die dir durch den Kopf gehen.«
    »Ich will die Mutter des entführten Babys finden.«
    »Ihr Name stand ja in dem Zeitungsartikel. Schau doch im Telefonbuch nach.« Louisa gähnte. »Und jetzt lass mich schlafen, Rob. Sonst bin ich morgen unausstehlich.« Sie legte auf.
    Robert strich die Zeitungsausschnitte glatt, die er bei den Wystrachs hatte mitgehen lassen, und breitete sie auf dem Bett aus. Dabei kam er sich vor wie ein Historiker, der die Lebensgeschichte eines Menschen mühsam zusammensetzt. Der entscheidende Unterschied war. dass er, Robert, bereits das ganze Puzzle beisammen hatte, jedes Teil fein säuberlich geordnet und nummeriert. Wie durch ein Wunder und zugleich tragischerweise war er der einzige Mensch auf der ganzen Welt, der es zusammensetzen konnte, der wusste, was es darstellte und was es bewirken konnte.

    Baby auf Parkplatz entführt

    Die Polizei von Northamptonshire hat eine Großfahndung eingeleitet, nachdem am Samstag, dem 4. Januar, ein Baby von einem Supermarktparkplatz entführt worden war.
    Mrs Cheryl Varney, 23, ging kurz einkaufen und ließ währenddessen ihre acht Wochen alte Tochter Natasha Jane im Auto zurück. Als sie wiederkam, war das Baby verschwunden, worauf die Mutter die Polizei alarmierte.
    Detective Inspector George Lumley geht davon aus, dass das Kind entführt wurde, und bittet die Öffentlichkeit um erhöhte Aufmerksamkeit und zweckdienliche Hinweise. » Der Säugling trug einen hellrosa Strampelanzug und eine weiße Wollmütze und war in eine dazu passende Decke gewickelt. Da das Kind noch gestillt wird, darf es nicht lange von seiner Mutter getrennt sein. Natürlich sind die Eltern, Andrew und Cheryl Varney, völlig verzweifelt und bitten die Bevölkerung ebenfalls um Mithilfe bei der Suche nach ihrem Kind. «

    Ein paar kärgliche Zeilen zu einer furchtbaren Tragödie. Über der Meldung befand sich ein Foto des Kindes. Robert starrte lange und eindringlich auf das schwarze Haar und die dunklen Augen. Das Baby umfasste mit einem Händchen den Rand seiner Decke und schien träumerisch in die Ferne zu schauen.
    Natürlich konnte es ein Zufall sein, doch der Blick des Babys erinnerte Robert an Rubys Art, geistesabwesend vor sich hin zu starren. Die Mutter, Cheryl Varney, war auf dem Bild kaum zu erkennen.
    Robert wusste, dass Louisa sein Vorgehen nicht gutheißen und ihm Paranoia unterstellen würde. Trotzdem nahm er das Telefonbuch zur Hand, das neben dem Telefon lag, und schlug es beim Buchstaben V auf. Es gab nur eine Hand voll Varneys und nur einen, dessen Vorname mit C begann. Robert speicherte Adresse und Telefonnummer in seinem Handy, auch wenn er nicht vorhatte, dort anzurufen. Das wäre wohl kaum der richtige Weg gewesen, um einer

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